Business-Lunch mit "Cura-San"
Ein Sturz, der zum Höhenflug wurde

Business-Lunch im "Clocktower": Cura-San-Gründer Karl Nestler sprach mit Redakteurin Antonia Unterholzer über seinen Werdegang. | Foto: Konstantinov
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Die Firmengeschichte von "Cura-San" ist geprägt von harten Schicksalsschlägen und starker Willenskraft. Beim Business-Lunch mit MeinBezirk.at gibt Gründer und Geschäftsführer Karl Nestler tiefe Einblick. 

GRAZ. Durch die Eigenproduktion von Orthesen, Prothesen, Bandagen, Miedern und den Vertrieb von Stoma-, Inkontinenz-, Rehab- und Hauskrankenpflegeartikeln, stattet "Cura-San" seit nunmehr 30 Jahren Menschen mit Handicap aus. Der Orthopädie- und Sanitätsfachhandel ist mittlerweile an vier Standorten in der Steiermark und an einem im Burgenland vertreten und somit eines der großen Sanitätshäuser in der Steiermark mit Hauptsitz in der Kärntner Straße in Graz.

Anlässlich des 30-jährigen Firmenjubiläums hat sich Cura-San-Geschäftsführer und Gründer Karl Nestler zum Business-Lunch mit MeinBezirk.at getroffen. Im amerikanischen Biker-Ambiente, im "Clocktower", sprach der gebürtige Oststeirer über rasante technische Entwicklungen im Prothesen-Bereich, die Arbeit im Familienbetrieb und darüber, wie seine eigene Behinderung seinen erfolgreichen Weg als Unternehmer begründete. 

Seine eigene Behinderung begründete Nestlers erfolgreichen Weg als Unternehmer. | Foto: Konstantinov
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  • Ihr beruflicher Werdegang ist unmittelbar mit einem persönlichen Schicksalsschlag verwoben. Wie kam es dazu?

Karl Nestler: Mein erster Beruf war Installateur. Nach drei Monaten hatte ich da einen Unfall am Weg zur Arbeit, das war elf Tage vor meinem 16. Geburtstag. Ich war schon immer pflichtbewusst, aber nicht ganz pünktlich, also war ich wieder einmal zu spät dran und wollte den Zug erwischen. Ich bin dann auf den Zug aufgesprungen, hab's aber nicht mehr geschafft, sodass ich mit beiden Beinen unter die Räder gekommen bin, drei Waggons sind drübergefahren. Seitdem bin ich bei einem Bein ober- und beim anderen unterschenkelamputiert. Für mich gab es dann zwei Möglichkeiten: umbringen oder weiterleben. 

  • Sie haben sich fürs Weiterleben entscheiden.

Genau, das Leben ist weitergegangen. Ich hab technischer Zeichner gelernt, aber ich wollte beruflich was anderes machen – ich hab dort einfach keine Motivation bekommen. Früher ist einem mit Handicap nichts zugetraut worden, da warst du ein "Krüppel", hat man gesagt, der nix kann. Heute ist das Gott sei Dank anders. Ich war damals als Patient ganz viel bei meinem Prothesenbauer und hab dann einfach gefragt ob ich da wo unterkomme. Ich hab angefangen am Empfang zu arbeiten und das offenbar so gut gemacht, dass ich meine eigene Filiale bekommen hab. Meine eigene Firma hab ich im Oktober 1994 aufgesperrt. 

Von seinem persönlichen Schicksalsschlag hat sich der Steirer nie unterkriegen lassen. | Foto: Konstantinov
  • Von seinem persönlichen Schicksalsschlag hat sich der Steirer nie unterkriegen lassen.
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  • Heute haben Sie fünf Standorte und 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Was hat zu diesem Erfolg geführt?

Es geht in dem Bereich ganz viel um Vertrauen, das weiß ich, weil ich selber Patient bin. Man muss genau hinschauen, wie die Einstellung von den Menschen zu ihrer Behinderung ist. Und ich motiviere die Leute da auch, weil man muss es wollen – wir können die beste, teuerste Prothese bauen, es wird nicht funktionieren, wenn der Patient nicht mittut. 

  • Die Technik entwickelt sich in diesem Bereich ja ganz stark weiter. Hätten Sie nach Ihrem Unfall gedacht, dass Sie wieder so gehen werden wie heute?

Meine erste war eine Holzprothese, heute hab ich elektronische Prothesen. Mit der muss ich keine Angst haben, dass ich stürze – die Prothese erkennt dein Gangmuster, stellt sich auf dich ein und arbeitet eigentlich wie bei einem Auto mit ABS. Das war damals natürlich nicht vorstellbar, aber dass ich wieder gehen kann, war für mich immer klar. 

  • Diese Technik ist sehr kostspielig – ist das überhaupt leistbar?

Die Krankenkassa zahlt deine Versorgung. Je nachdem, wie aktiv du bist, bekommst du die passende Prothese. Also ein 80-Jähriger bekommt zum Beispiel keine elektronische Prothese mehr, weil du die dann ja auch gar nicht nutzen kannst. Aber wenn du hochaktiv bist, bekommst du wahrscheinlich schon eine elektronische. 

Unternehmer mit eiserner Willensstärke: Karl Nestler | Foto: Konstantinov
  • Unternehmer mit eiserner Willensstärke: Karl Nestler
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  • Seit vier Jahren teilen Sie sich die Geschäftsführung mit Ihrer Tochter. Wie harmoniert der Familienbetrieb?

Ich bin als Vater ganz streng. Mein Bua hat ja auch da gearbeitet, der hat aber aufgegeben, der hat den Stress nicht wollen. Ich bin Tag und Nacht unterwegs, für mich ist das kein Stress. Mit meiner Tochter funktioniert das sehr gut. 2001 ist sie in die Firma eingetreten und seit 2020 in der Geschäftsführung. Sie übernimmt die ganze Verwaltung und ich bin bei den Kunden, das passt genau. Und mein Schwiegersohn ist auch drinnen, der ist Prothesenbauer und macht die Technik.

  • Vor einem Jahr haben Sie die Zentrale vergrößert und sind in die Kärntner Straße übersiedelt. Hat sich dieser Schritt bezahlt gemacht.

Mir war das eigentlich einen Schritt zu groß, aber meine Tochter war da dahinter, weil wir schon länger ein Platzproblem gehabt haben. Jetzt nach einem Jahr sag ich, das war die richtige Entscheidung – wir haben unseren Umsatz dadurch stark vergrößern können.

Zur Person: Karl Nestler

Durch einen Unfall bereits in jungen Jahren selbst ober- und unterschenkelamputiert, gründete Karl Nestler im Jahr 1994 den Sanitätsfachhandel Cura-San in Graz. Von seinem Handicap hat sich der gebürtige Oststeirer nie unterkriegen lassen – neben beruflichen verzeichnete Nestler auch einige sportliche Erfolge im Behindertensport. Mit seiner Willensstärke berät und motiviert er seine Kunden, während seine Tochter Petra Nester sich im Unternehmen um die Verwaltung kümmert. 

Business-Lunch mit Steak und Chili als Tagesteller. | Foto: MeinBezirk.at
  • Business-Lunch mit Steak und Chili als Tagesteller.
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Clocktower Graz

American Bar & Grill mit Harley-Flair
Kärntner Straße 173, 8053 Graz

  • Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag 11 bis 22 Uhr; Freitag und Samstag 11 bis 23 Uhr
  • Tel.: 0316 258173200
  • Web: clocktower.at

Beschreibung: Im Anschluss an den Harley-Davidson-Händlerstandort bietet das "Clocktower American Bar & Grill Restaurant Graz" mehr als 250 Sitzplätze. Wer es gerne schummrig mag, ist im Saloon im Erdgeschoß bestens aufgehoben, hell und gemütlich sitzt man im Wintergarten im ersten Stock. Auf der Speisekarte stehen Steaks, Burger und täglich wechselnde Mittagsteller.

Das sagt die "Woche": Umgeben von Motorrädern genießt man im Clocktower eine durchaus einzigartige Restaurant-Atmosphäre. Zum Business-Lunch gibt es für den benachbarten Cura-San-Chef ("wie immer") ein Steak und für die Woche das Chili con Carne als Tagesmenü.

Business Lunch

Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.

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