Business-Lunch
Elektrofachhändler Zöscher hält in Graz die Stellung
Als letzter alteingesessener Elektrofachhandel von Graz setzt sich "Zöscher und Söhne" gegen die große Konkurrenz und den Online-Handel durch. Geschäftsführer Christian Zöscher gibt Einblicke in die Firmenphilosophie des Familienunternehmens.
GRAZ. "Zöscher und Enkel" müsste der Elektrofachhandel am Griesplatz heute eigentlich heißen, der alles von der Waschmaschine über den Mixer bis hin zum Fernseher verkauft. Denn der 1958 gegründete Familienbetrieb wird bereits in dritter Generation geführt. Als "Steirisches Paradeunternehmen" wurde das Grazer Unternehmen kürzlich mit dem Handelsmerkur der Wirtschaftskammer ausgezeichnet.
Geschäftsführer Christian Zöscher erzählt beim Business-Lunch mit MeinBezirk.at im nahegelegenen "Easy Asia" von der schnelllebigen Elektrobranche, der preisaggressiven Konkurrenz und wie es "Zöscher und Söhne" als letztes alteingesessenes Elektrofachgeschäft gelingt, die Stellung zu halten.
Gratulation zur Wirtschaftskammer-Auszeichnung. Was ist ihr "Geheimrezept"?
Es ist eigentlich ein offenes Geheimnis – wir sind ein Familienunternehmen und das merken sowohl unser Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch unsere Kundschaft. Eine unserer wesentlichen Stärken ist daher, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr lange bei uns sind – heuer ist beispielsweise einer in Pension gegangen, der schon seine Lehre bei uns gemacht hat. Und das schafft natürlich auch eine große Vertrauensbasis für die Kundinnen und Kunden, wodurch uns viele schon seit Jahrzehnten die Treue halten.
Die große Konkurrenz macht Ihnen nicht zu schaffen?
Die goldenen Jahre waren für uns in den 80er und 90er Jahren, als es die preisaggressiven Großflächen noch nicht gab. In Ballungszentren ist es heute natürlich schwieriger, sich als Fachhändler am Markt zu etablieren – im Großraum Graz bin ich mit vier Mediamärkten konfrontiert. Und natürlich stellt auch der Onlinehandel seit etwa 15 Jahren eine große Konkurrenz dar. Aber wir merken, dass der Trend gerade wieder in Richtung Fachhandel zurück geht, mitunter auch weil die Geräte immer komplexer werden – und ein Herr Bezos wird nicht kommen und helfen den Fernseher einzustellen, den man auf Amazon gekauft hat.
Erreichen Sie denn auch junge Kundschaft?
Mit dem Generationen-Thema haben wir uns vor 15 Jahren intensiv auseinandergesetzt, denn die Jungen kaufen im Internet. Wir haben festgestellt, dass wir die 13 bis 17-Jährigen einfach nicht erreichen können. Aber: Der 25- oder 30-Jährige, der im Berufsleben steht und vielleicht auch besser situiert ist, legt dann doch wieder Wert auf Service und Dienstleistung und genießt den Komfort den wir bieten – mit Beratung, Transport und Montage. Man muss sich seiner Zielgruppen und Stärken bewusst sein.
Wie viel muss man denn "draufzahlen", wenn man bei Zöscher einkauft?
Bei uns muss kein Kunde auch nur um einen Cent mehr bezahlen als den marktüblichen Preis. Wenn ein Fernseher im Internet oder bei Mediamarkt 1.000 Euro kostet, dann zahlt er bei mir auch genau das. Aber wenn er den gerne geliefert, montiert und installiert haben möchte, dann kostet diese Dienstleistung natürlich.
Wie erleben Sie die schnelle technologische Entwicklung als langjähriger Elektrofachhändler?
Wir sind ständig in einem irrsinnigen Wandel drinnen. Spannend ist zum Beispiel alles, was das Fernsehen betrifft. Vor 30 Jahren habe ich noch Röhrenfernseher verkauft, heute gibt es das klassische Satellitenfernsehen fast gar nicht mehr, weil alles gestreamt wird, natürlich auf Flachbildfernsehern. Wenn man sich einmal ein halbes Jahr nicht damit beschäftigt, hat man schon keine Ahnung mehr. Deshalb bin ich noch immer gerne im Verkauf – und ich habe einfach eine unglaubliche Begeisterung dafür, deshalb war es für mich auch immer klar, dass ich ins Familienunternehmen einsteigen möchte.
Probleme bei Lieferketten und der Warenversorgung lassen aktuell die Vermutung zu, die Elektrobranche sei in der Krise. Wie beurteilen Sie das?
Das ist natürlich ein riesiges Thema, in der Krise steckt die Elektrobranche aber nicht – ich habe etwa 400 Waschmaschinen lagernd, da findet sich schon eine. In der Corona-Zeit war die Branche sogar eher ein Profiteur, weil viel ins Eigenheim investiert wurde. Allerdings ist es aktuell wieder etwas schwieriger aufgrund der Teuerungen: Wenn etwa ein Kühlschrank gebraucht wird, dann wird der natürlich schon gekauft, aber gerade in der Unterhaltungselektronik wird gerade eher weniger investiert, wenn es nicht sein muss.
Zur Person: Christian Zöscher
Seit 20 Jahren leitet Christian Zöscher den Grazer Elektrofachhandel, den seine Großeltern vor 65 Jahren gegründet haben und ist damit Chef von 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Auch Teil des Familienbetriebs sind sein Bruder Wolfgang Zöscher und seine Cousine Christin Zöscher sowie Vater und Onkel, die noch mit über 80 Jahren täglich bei "Zöscher und Söhne" anzutreffen sind.
Easy Asia
Albert-Schweitzer-Gasse 49, 8020 Graz
Tel: 0664 6435888
www.easyasia.at
Beschreibung: Nicht nur thailändisches Restaurant, sondern auch Supermarkt und Kochschule vereint "Easy Asia" an einem Standort unweit des Griesplatzes. Im modern eingerichteten Restaurantbereich tummeln sich bereits Liebhaber der feinen Thaiküche, abends wird es dann richtig voll.
Das sagt die Woche: Neben einer großen Auswahl an thailändischen Gerichten bietet Easy Asia ein täglich wechselndes Mittagsmenü. Zum Business-Lunch gab es ein gelbes Curry mit Hühnerfleisch samt einer Portion Reis und Gurkensalat sowie mariniertes Rindfleisch, ebenfalls mit einer Portion (liebevoll angerichtetem) Reis. Christian Zöscher und die Redaktion sind sich einig: Beides äußerst empfehlenswert!
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