Finanzmarkttrends 2011

v.l.: Christian Buchmann (LR Wirtschaft, Europa und Kultur), Silvia Gaich, Hannes Dolzer (FG-Obmann Finanzdienstleister Stmk), Herbert Autengruber (Fondsmanager), Stefan Bruckbauer (Chefökonom Bank Austria), Teodoro Cocca (Johannes Kepler Uni Linz) | Foto: Foto Fischer
  • v.l.: Christian Buchmann (LR Wirtschaft, Europa und Kultur), Silvia Gaich, Hannes Dolzer (FG-Obmann Finanzdienstleister Stmk), Herbert Autengruber (Fondsmanager), Stefan Bruckbauer (Chefökonom Bank Austria), Teodoro Cocca (Johannes Kepler Uni Linz)
  • Foto: Foto Fischer
  • hochgeladen von Wolfgang Nußmüller

Bei einem Vortragsabend der steirischen Finanzdienstleister schoben
Finanzexperten die letzten düsteren Wolken vom Finanzmarkthimmel:
Die Krise ist überwunden und die Entwicklung an den Börsen vielversprechend für Anleger und Investoren.

„2011 wird voraussichtlich ein Jahr für Aktien und Aktienfonds – sofern man die Schuldenkrise der Eurostaaten in den Griff bekommt – was finanziell problemlos möglich ist. Es braucht nur politischen Willen“, fasst Mag. Hannes Dolzer, Obmann der Fachgruppe Finanzdienstleister, das Ergebnis des von der Gruppe veranstalteten Vortragsabends zusammen. Es referierten drei Finanzmarktprofis zu den Themen Wirtschaftsentwicklungen, Investmenttipps und über die irrationalen Entscheidungen an der Börse.

Keine Alternative zum Euro
Die weltweite Wirtschaft hat sich erholt. Fast zu schnell, meinte der Chefökonom der Bank Austria, Mag. Stefan Bruckbauer. Denn die Unternehmer zeigten sich durch die Wirtschaftskrise zurückhaltend bei Investitionen und der Lagerhaltung. Das BIP sei noch nicht auf Vorkrisenniveau, die Tendenz zeige aber auch hier nach oben. In den nächsten Jahren gehe es darum, die Staatsschulden zu finanzieren. Die aktuelle Diskussion um ein Ende des Euro fuße laut Bruckbauer eher auf unreflektierten Äußerungen mancher Politiker, denn eine Rückkehr zum Schilling würde insgesamt den Wohlstand in Österreich um fünf Prozent senken. Bruckbauer geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) noch heuer ihre Zinsen erhöhen wird, die aber langfristig nicht auf Werte vor der Krise steigen werden. Zum Schweizer Franken äußert er sich vorsichtig: „Die Entwicklungen sind davon abhängig, was rund um den Euro passiert.“

Optimale Zeit für Aktien
Auch die Börsen zeigten sich seit der Krise wieder im Aufwärtstrend, fasst der Fondsmanager Mag. Herbert Autengruber zusammen, vor allem die Emerging Markets seien nahe am Allzeit-Hoch von 2007. Dass Aktien langfristig gesehen eine attraktive Anlagemöglichkeit seien, zeigte er mit einem Blick zurück auf: Zwischen 1900 und 2009 hatte der Dow Jones 33 starke Schwankungen, die den Börsenwert im Durchschnitt um 85 Prozent hinauf- und 31 Prozent hinuntertrieben.

Bis 2013 sieht Autengruber bei den Kursanstiegen ein Potenzial von 30 Prozent. „Doch die Krise hat viele Anleger in sichere Staatsanleihen getrieben mit dem Fazit, dass diese teuer wie noch nie sind und verhältnismäßig wenig Rendite abwerfen“, betont er. Skeptisch sieht Autengruber auch den Gold-Hype: Wenn die Goldkäufer bei attraktiven Preisen plötzlich abspringen, käme der ganze Goldpreis ins Trudeln. Der Anlageberater empfiehlt deshalb, nicht zu einseitig auf Gold zu setzen. Den Schweizer Franken beschreibt Autengruber als überbewertet. Der Anlageexperte rechnet damit, dass sich der Euro bald erholen wird.

Auch Profis entscheiden aus dem Bauch heraus
Mit den irrationalen Entscheidungen privater Investoren beschäftigt sich Prof. Dr. Teodoro Cocca an der Johannes Kepler Universität Linz. Für ihn ist der Finanzmarkt mehr von irrationalen als von rationalen Entscheidungen geleitet. „Auch Profis entscheiden aus dem Bauch heraus“, meinte er. Denn abgesehen davon, dass zu einer rationalen Beurteilung nie alle Informationen vorlägen, sei diese Materie zu komplex. Dazu komme der psychische Stress, etwa bei plötzlichem Ansteigen der Zinsen die richtige Entscheidung zu treffen. Die Unvernunft der Anleger habe viele Gründe, meint der Professor. In erster Linie würden Wahrscheinlichkeiten oder Randmeinungen falsch eingeschätzt, dazu komme der Herdentrieb, der sich auch bei Anlegern zeige. Spekulative Blasen seien übrigens systemimmanent: „Das sind – wie bei der Technologieblase – Ideen und Visionen, die von allen geteilt werden. Die Aufgabe des Anlageberaters ist dabei nicht zu entscheiden, ob der Hype gerechtfertigt ist, sondern ob und inwieweit in den aktuellen Kursen diese Euphorie abgebildet ist.“ Dazu empfiehlt er, das eigene Anlageverhalten immer infrage zu stellen.

Die beste Möglichkeit gegen psychologische Beeinflussung sei, nach einer Strategie vorzugehen, diese beizubehalten und Bescheidenheit zu zeigen, was allzu hohe Renditen anbelange. In den Berg- und Talbewegungen des Börsenkreislaufs sieht Cocca den Aktienmarkt übrigens nach einer Phase der Skepsis schon im Bereich Optimismus.

www.finanzdienstleister-stmk.at

Wo: MP09, Liebenauer Tangente, 8041 Graz auf Karte anzeigen
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.