Business-Lunch
GGZ-Chef Gerd Hartinger denkt den Gesundheitsbetrieb neu

Bei Tee und Süßspeisen im Kaffee Weitzer sprach Gerd Hartinger mit Redakteurin Antonia Unterholzer über seine Vision für die GGZ. | Foto: Brand Images
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Darüber, welches Werteverständnis den Grazer Geriatrischen Gesundheitszentren (GGZ) zugrundeliegt, wie man Mitarbeiterzufriedenheit in Zeiten des Pflegenotstands schafft und warum die GGZ künftig um Personal aus Kolumbien wachsen werden, spricht Geschäftsführer Gerd Hartinger beim Business-Lunch mit "MeinBezirk.at".

GRAZ. Die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz (GGZ) haben sich dank innovativer Organisationsstrukturen und fundierter Managementmethoden in den vergangenen 20 Jahren zu einer der modernsten Geriatrien Europas entwickelt. Grund genug, GGZ-Geschäftsführer Gerd Hartinger für die Gesundheits-Schwerpunktausgabe der Woche Graz zum Business-Lunch zu treffen. Bei Tee und Süßspeisen im Traditionskaffeehaus Weitzer spricht Hartinger über die verantwortungsvolle Aufgabe, eine Gesundheitseinrichtung vor dem Hintergrund des größten Pflegenotstands des letzten Jahrhunderts zu managen.

  • Welche Besonderheiten im Vergleich zu anderen Unternehmen ergeben sich bei der Geschäftsführung einer Gesundheitseinrichtung?

Gerd Hartinger: Ich würde hier den Ökonom Peter Drucker zitieren, der sagt, ein Krankenhaus stelle bei weitem die schwierigste Management-Aufgabe dar. Wir haben einen Versorgungsauftrag, müssen also funktionieren. Weder auf der Wachkomastation noch im Hospiz oder im Pflegewohnheim können wir einfach schließen, wenn einmal eine Personalenge besteht.

  • Stichwort Personalenge – wie gehen die GGZ damit um?

Wenn so wenige Pflegekräfte zur Verfügung stehen, ist es umso wichtiger, dass ein Team gut zusammenwirkt – das wird auch der Schlüsselfaktor in den nächsten Jahren sein. Die Zeit ist vorbei, wo einer oder wenige alleine das Unternehmen steuern – es ist viel zu anspruchsvoll und komplex geworden. Wir versuchen heute, das viele Wissen, das es im Haus gibt, zu nutzen und zu koordinieren. Durch Wissensmanagement, Mentorensysteme und die Unternehmenskultur, in der sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbstwirksam einbringen. 

Trotz allem ist es ein Problem, wenn wir in der STeiermark nur 150 bis 200 Pflegekräfte ausbilden und 600 bis 800 brauchen. Nachdem die europäischen Nachbarländer auch erschöpft sind, haben wir qualifizierten Zuzug aus Kolumbien gefunden. Kürzlich sind acht kolumbianische Pflegekräfte bei uns angekommen, die sehr gut ausgebildet sind – die Nostrifizierung entspricht genau der österreichischen. Mitte des Jahres kommen noch einmal gleich viele und wenn das gut funktioniert, würden wir das gerne fortsetzen. Ein Problem ist aber, dass die Anerkennung ihrer Ausbildung in Österreich ein Jahr dauert. Wir kämpfen gegen Probleme des 21. Jahrhunderts mit Bürokratie des 19. und 20. Jahrhunderts, anstatt dass wir Innovationen zulassen. 

Der GGZ-Chef wurde mehrfach für seine Arbeit ausgezeichnet. | Foto: Brand Images
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  • Wie bringt man Innovation in einen so komplexen Betrieb wie ein Krankenhaus?

In einem größeren Unternehmen braucht es auf jeden Fall mehr Zeit. Wir haben uns in den vergangenen 20 Jahren systematisch entwickelt, durch Qualitätsmanagement. Wir beginnen meistens mit Pilotprojekten im Kleinen und wenn es gut funktioniert, rollen wir das aus. Die nächste Stufe ist zweifellos, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch mehr zu ihrer eigenen Gestaltungsfreiheit zu bringen.

Wir haben Teams in Stationen, die sich ihren Arbeitsalltag ganz neu gestalten – warum nicht experimentieren? Das ist natürlich eine sehr große Herausforderung in einer Organisation, die sehr strukturiert ist. Aber es ist auch die große Chance, um für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter interessanter zu sein. Jetzt sind wir in neuen herausfordernden Zeiten – wann, wenn nicht jetzt neu denken?

  • Wohin werden sich die GGZ entwickeln?

Früher war es ein bisschen ein Siechenhaus, man hat sich fast geschämt, nach Graz zu kommen. Die Vision war, dass wir hier eine hochprofessionelle Geriatrie des 21. Jahrhunderts schaffen – die beste. Sodass man keine Angst vorm Alter haben muss weil, wir so viele Chancen, Möglichkeiten und Angebote schaffen. 

Zur Person: Gerd Hartinger

Der Wirtschafts- und Gesundheitswissenschafter ist seit 2000 Geschäftsführer bei den Geriatrischen Gesundheitszentren Graz (GGZ). Davor war Gerd Hartinger in internationalen Industrie- und Energieversorgungsunternehmen tätig. 2015 wurde er mit dem KlinikAward als "Manager des Jahres" und 2017 als "EOQ Quality Leader Award"-Sieger ausgezeichnet. Vision des Grazers ist, seinen Teil dazu beizutragen, "dass die Welt ein bisschen besser ist" – so möchte er mit den GGZ den Rahmen dafür schaffen, dass man keine Angst vorm Alter haben muss.

Das Kaffee Weitzer ist ein wahres "Kaffeehaus wie damals, nur eben heute". | Foto: Kaffee Weitzer
  • Das Kaffee Weitzer ist ein wahres "Kaffeehaus wie damals, nur eben heute".
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Das Traditionskaffeehaus Weitzer

  • Belgiergasse 1, 8020 Graz
  • Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.30 bis 19 Uhr, Samstag und Sonntag 9 bis 19 Uhr
  • Tel.: 0316 703650
  • hotelweitzer.com

Beschreibung: Mit dem Kaffee Weitzer wird die Tradition der großen österreichischen Kaffeehäuser auch in Graz hochgehalten und trotz aller Tradition hat man die Wahl zwischen Zeitung und WLAN. Kulinarisch bietet das Weitzer nicht nur Kaffeeklassiker und hausgemachte Mehlspeisen – auch herzhaftere Speisen stehen mittags auf der Karte.

Das sagt die "MeinBezirk": Keine Musikbeschallung, keine Hektik, kein Stress. In diesem besonderen Kaffeehaus scheint die Zeit ein wenig stehengeblieben. Gemäß der traditionellen Kaffeehauskultur fühlen sich die Gäste im Weitzer auch ohne Begleitung wohl – so auch Florian Weitzer am Nachbartisch, der wie üblich alleine zum Mittagessen gekommen ist. Aber auch in guter Gesellschaft, beim Business-Lunch, lädt dieser Ort zum Verweilen bei guten Gesprächen ein.

Business Lunch

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