Business-Lunch
Grazer Friseur will Arbeit wieder "sexy" machen

Friseur Oliver Höbling und Redakteurin Antonia Unterholzer werden beim Business-Lunch von "dreizehn"-Restaurantleiterin Celina bewirtet. | Foto: Konstantinov
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Beim Business-Lunch mit "MeinBezirk.at" räumt Friseur Oliver Höbling mit dem schlechten Image seines Berufsstandes auf und erklärt, dass er in "Olivers Haar-Werkstatt" auf neue Arbeitszeitmodelle setzt, um für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter "sexy" zu sein. 

GRAZ. "15 bezahlte Urlaubswochen warten auf dich bei Olivers Haar-Werksatt" – mit diesem Angebot buhlt der Grazer Friseur Oliver Höbling im Rahmen einer Kampagne um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für seinen Salon in der Prokopigasse. "Übersetzt" bedeutet das: Der Unternehmer bietet seinen Angestellten eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich – ein Modell, das aktuell wieder heftig diskutiert wird. 

Um über die Vier-Tage-Woche, das "Imageproblem" des Friseur-Gewerbes und die Wertigkeit von Dienstleistungzu sprechen, hat sich Höbling zum Business-Lunch mit "MeinBezirk.at" in seinem Stammlokal "dreizehn by Gauster" getroffen.

"Ich glaube, wir müssen es einfach schaffen, dass die Wertigkeit wieder da ist, dass Dienstleistung wieder geschätzt wird."
 | Foto: Konstantinov
  • "Ich glaube, wir müssen es einfach schaffen, dass die Wertigkeit wieder da ist, dass Dienstleistung wieder geschätzt wird."
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  • Welche Überlegungen stecken hinter dem Angebot, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern volles Gehalt bei einer 32-Stunden-Woche zu zahlen?

Oliver Höbling: Wir wollen weg von dem Trend, den man zum Beispiel in der Gastronomie gerade stark sieht, aus Personalknappheit weniger Zeiten zu bespielen. Aber so wie in den meisten Branchen, suchen auch wir Leute, damit das gelingt. Also müssen wir schauen, wie wir als Unternehmen sexy sein können, damit sich Leute bewerben. Nachdem gerade alle von Work-Life-Balance sprechen, war die Überlegung, das zu adressieren und einmal etwas Neues auszuprobieren. Die Haar-Werkstatt gibt es jetzt seit 23 Jahren und die funktioniert auch weiterhin. Aber wenn wir drei oder vier zusätzliche Mitarbeiter hätten, könnten wir die Geschäftszeiten ausdehnen, ohne mehr zu arbeiten. 

  • Ist das aus unternehmerischer Sicht sinnvoll?

Es wird immer angenommen, dass Fortschritt im wirtschaftlichen Sinn nur entstehen kann, wenn mehr gearbeitet wird. Das sehe ich überhaupt nicht so. Ich finde man sieht, dass die Qualität der Arbeit wichtiger wird. Und entsprechend sind zufriedene Mitarbeiter, die Spaß an der Arbeit haben das größte Potenzial für einen Unternehmer und im Endeffekt die größten Umsatzbringer. 

"Ich finde man sieht, dass die Qualität der Arbeit wichtiger wird." | Foto: Konstantinov
  • "Ich finde man sieht, dass die Qualität der Arbeit wichtiger wird."
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  • Auf Social Media haben Sie nicht nur positive Reaktionen geerntet. Unter anderm wird befürchtet, dass ein Haarschnitt für Kundinnen und Kunden jetzt teurer wird. 

Ja das sind die Ängste der Leute, aber das ist überhaupt nicht das Thema. Was ich mache, ist einfach eine andere Form der Überbezahlung. Nur eben nicht monetär, sondern in Zeit-Kontingent. Wenn ich über Kollektiv bezahle, stellt sich auch niemand diese Frage. 

  • Wer Ihren Ansatz befürwortet ist SPÖ-Chef Andreas Babler, für den die 32-Stunden Woche bei vollem Lohn eine zentrale politische Forderung ist. Er hat den Beitrag auf seiner Facebook-Seite geteilt. 

Ich habe da einen ziemlichen 'Shitstorm' geerntet – die Leute haben geschrieben, ich bin ein 'Steigbügelhalter' der SPÖ und als Unternehmer dürfe ich gar nicht so denken. Aber für mich ist das überhaupt kein Parteien-Thema. Ich bin Unternehmer und als Unternehmer muss ich etwas unternehmen, wenn sich etwas verändern soll. Ganz einfach. 

  • Wie geht es denn der Friseur-Branche generell?

Das große Problem ist, dass die Wertschätzung nicht mehr da ist. Wenn man in einem Barbershop – die in Graz ja wie Schwammerl aus dem Boden wachsen – zehn, zwölf Euro für einen Haarschnitt zahle, dann verliert die ganze Dienstleistung halt an Wert. Das ist schon ein großes Problem und es stellt sich die Frage, wie sich das rechnerisch überhaupt ausgeht. Das Thema ist: Jeder will alles haben zur besten Qualität, aber die Dienstleistung darf bloß nichts kosten. 

Oliver Höbling führt seine "Haar-Werkstatt" seit nunmehr 23 Jahren.  | Foto: Konstantinov
  • Oliver Höbling führt seine "Haar-Werkstatt" seit nunmehr 23 Jahren.
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  • Werden Friseurinnen und Friseure generell zu schlecht bezahlt? Der Eindruck ist ja oft so.

Nein, also, das ist ein Thema, das mich schon lange stört. Der Eindruck ist absolut da, das stimmt. Jedes mal, wenn es um schlecht bezahlte Berufe und dann noch im Kontext Frauenberufe geht, siehst du in an der Zeitung irgendwann einen Föhn oder eine Friseurin abgebildet. Ich muss sagen, wir sind sicher noch weit davon entfernt, überbezahlt zu sein, aber es gibt gefühlt zehn Branchen, die noch schlechter bezahlt werden.

Der Kollektiv liegt momentan bei 1.600 Euro netto. Ich zahle grundsätzlich über Kollektiv – mit Trinkgeld gehen meine Mädels mit 2.000 Euro nach Hause. Die Branche hat aber generell ein Imageproblem. Neben diesem Bild, dass Friseure schlecht bezahlt werden, wurde der Beruf auch nicht so sexy gemacht, die Innung hat das nie angepackt. In der Gastronomie hat man das irgendwie geschafft, dass die Leute das wieder lässig finden, Koch zu sein. Ich glaube, wir müssen es einfach schaffen, dass die Wertigkeit wieder da ist, dass Dienstleistung wieder geschätzt wird. 

Zur Person: Oliver Höbling

Der Grazer sagt über sich selbst, "durch Zufall" Friseur geworden zu sein. Nach der Schule hat er im Friseursalon seines Onkels begonnen. "Ich fand den Beruf cool, modisch, das hat mir gefallen. Aber ich hatte damals eine naive Vorstellung und habe definitiv unterschätzt, dass es auch sehr anstrengend sein kann", schildert Höbling. Nach einem Abstecher in London hat der Friseur in Graz seine Meisterprüfung absolviert und im Jahr 2000 dann Olivers Haar-Werkstatt aufgesperrt, wo er heute drei Mitarbeiterinnen und einen großen Stammkundenstock hat. 

Der "dreizehn"-Lunch beinhaltet Vorspeise, Hauptspeise und Espresso mit Dessert. | Foto: MeinBezirk.at
  • Der "dreizehn"-Lunch beinhaltet Vorspeise, Hauptspeise und Espresso mit Dessert.
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"dreizehn by Gauster"

  • Franziskanerplatz 13, 8010 Graz
  • Web: dreizehnbygauster.at
  • Telefon: 0316 / 83 85 67
  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 11.30 bis 00 Uhr, Sonntags geschlossen

Beschreibung: Mit einer raffinierten Fusion aus Bar und Restaurant trumpft Spitzenkoch und dreizehn-Inhaber Michael Gauster im dreizehn am Franziskanerplatz auf. Mittags gibt es einen Lunch mit Vor- und Hauptspeise samt Espresso und einer süßen Kleinigkeit. Klassische Speisekarte findet man hier keine. Stattdessen dominieren Casual Dining und innovative Küchenkreationen plus eine beachtliche Weinauswahl.

Das sagt "MeinBezirk.at": Innen stylisch, außen ebenso schick und in besonders netter Atmosphäre am schönen Franziskanerplatz lässt sich der dreizehn-Lunch hervorragend genießen: Das Menü aus buntem Salat, Saltimbocca und kleinem Dessert samt Espresso ließen keine Wünsche offen.

Business Lunch

Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.

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