"Business-Lunch"
Grazer Klaviermacher Stephan Fiedler Im Interview

Business-Lunch im Operncafé: Stephan Fiedler und Redakteurin Antonia Unterholzer wurden von Stella Grigoryan bedient. | Foto: Konstantinov
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Klaviermacher Stephan Fiedler spricht im Interview mit MeinBezirk.at über den Grazer Traditionsbetrieb, den er in sechster Generation führt, den Nachwuchs im Klavierbau und warum Familienbetriebe einem Staffellauf ähneln.

GRAZ. Seit 1848 gehört das "Klavierhaus Fiedler & Sohn" in der Herrengasse zu den Grazer Traditionsunternehmen und ist zugleich auch eines der ältesten familiengeführten Unternehmen Österreichs. MeinBezirk.at lud Inhaber Stephan Fiedler zum "Business-Lunch" ins Operncafé (siehe unten)

  • Das Klavierhaus Fiedler ist 176 Jahre alt. Wie finden Sie die Balance zwischen Tradition und Innovation?

Stephan Fiedler: Genau das ist die Aufgabe eines Traditionsbetriebes: Man hat auf der einen Seite natürlich die Wurzel, derer man sich bewusst sein muss. Grundlegend wichtig ist es aber, sich weiterzubewegen, den Fokus immer wieder neu zu setzen. Um ein konkretes Beispiel zu nennen – in der Messehalle eröffnet am Donnerstag eine große Fotoausstellung, bei der ein Bösendorfer Flügel von uns steht, der von allein spielt. Aber auch auf veränderte Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden einzugehen, ist ganz wesentlich. Derzeit spüren wir etwa wirtschaftliche Unsicherheiten bei den Menschen, weshalb wir beispielsweise die Miete von Instrumenten anbieten oder dass man sie gegebenenfalls auch zurückgeben kann.

  • Sind denn überhaupt noch viele bereit, in den "Luxus" Musik zu investieren? 

Ich halte Bildung nicht für Luxus, sie sollte ein Grundrecht sein. Die Nachfrage nach Musikunterricht ist wieder exponentiell gestiegen, auch durch Corona. Weil es ja auch darum geht, meinem Kind etwas mitzugeben, was ihm nicht genommen werden kann. Junge Menschen auf die Bühne zu bringen, ist daher auch eine Herzensangelegenheit von uns, was wir etwa mit unserer Konzertreihe "Piano forte" machen.

Der Grazer führt das Klavierhaus in sechster Generation. | Foto: Konstantinov
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  • Welche Herausforderungen gibt es dennoch in der Branche?

Aus wirtschaftlicher Sicht empfinde ich es als herausfordernd, aber jedenfalls sehr wichtig, mit dem Mitbewerb auf Augenhöhe umzugehen. Die echten Klavierhäuser und ausgebildeten Klaviermacherinnen und Klaviermacher leisten alle gute Arbeit. Wenn man da positiv zueinander steht, stärkt man die gesamte Branche. 

  • Viele alte Handwerksberufe gehen nach und nach verloren. Wie steht es um den Klavierbau?

Das Instrument bleibt nicht stehen und das ist der riesen Vorteil. Unser Lehrberuf wird immer bunter – wir haben das Thema mit digitalen Instrumenten, selbstspielenden Klavieren oder akustischen Klavieren, die man lautlos mit Kopfhörern spielen kann. Als Klaviermacher serviciert man also nicht mehr nur historische Instrumente, sondern lernt auch mit hochmodernen, technischen Details umzugehen. Außerdem: Stellen Sie sich in einer Runde vor und sagen Sie, Sie sind Klaviermacherin. Das wird sicher für große Augen und viel Nachfrage sorgen. Und ich denke das ist schon auch eine zusätzliche Motivation – einen Beruf auszuüben, der etwas ganz, ganz besonderes ist.

"Das Instrument bleibt nicht stehen und das ist der riesen Vorteil." | Foto: Konstantinov
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  • Wie geht es Ihnen mit der Suche nach Lehrlingen?

Die Lehrlingsausbildung ist für uns seit jeher ganz wichtig. Derzeit haben wir einen Lehrling und suchen jetzt gerade einen Zweiten. Ich merke tatsächlich, dass das Interesse jetzt wieder deutlich größer wird. Das liegt denke ich auch daran, dass die Jugend vielleicht wieder merkt, dass es bei der Arbeit nicht darum gehen sollte, möglichst viel Freizeit zu haben, sondern darin, in seiner Arbeit seine Berufung zu finden. 

  • Sie führen das Unternehmen in sechster Generation. Was sind die Besonderheiten eines familiengeführten Betriebs?

Für mich ist ein Familienbetrieb ein Staffellauf – vorzugsweise mit einer brennenden Fackel, mit der auch die Begeisterung weitergegeben wird. Und ich glaube, es ist wichtig, lange genug festzuhalten, bis der andere das Feuer entfacht hat, aber nicht ewig zu halten, sodass der andere nicht weiterkann. Dieses Bild habe ich mit meinen Vorfahren erleben dürfen und ich hoffe, dass das auch mit meinem Sohn so sein wird, sofern er das will. 

Zur Person: Stephan Fiedler

Der gebürtige Grazer war nach der Matura einige Jahre in der Gastronomie tätig. Dennoch war für Stephan Fiedler klar, dass er das traditionsträchtige Klaviergeschäft seiner Familie übernehmen möchte. Er absolvierte die Ausbildung als Klaviermacher und übernahm schließlich im Jahr 2004, im Alter von 23 Jahren, den Betrieb. Neben seiner Leidenschaft für die Musik begeistert sich Fiedler auch fürs Wasserskifahrern und als persönliche Auszeit nimmt sich der Unternehmer zweimal die Woche Zeit, vor der Arbeit drei Kilometer zu schwimmen.

Zum frühen Business-"Lunch" gab es im Operncafé Kaffee, Tee und Ei-Gerichte. | Foto: MeinBezirk.at
  • Zum frühen Business-"Lunch" gab es im Operncafé Kaffee, Tee und Ei-Gerichte.
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Operncafé

  • Opernring 22, 8010 Graz
  • Öffnungszeiten: Mo-Do: 8-23 Uhr; Fr-Sa: 8-24 Uhr; Sonntag: 8-21 Uhr
  • Tel.: +43 316 830 436
  • Web: www.operncafe.at

Beschreibung: Das Operncafé ist seit Jänner 2020 Teil der Gastro-Dynastie von Judith und Gerald Schwarz. Die Geschichte des traditionsträchtigen Grazer Kaffeehauses reicht aber weit über die "Aiola-Famile" hinaus. Schon vor über 160 Jahren haben sich Künstler, Denker und Genießer im Café nahe dem namensgebenden Opernhaus getroffen. Seitdem wurde dem Grazer Kult-Lokal immer wieder frischer Wind zugeweht, zuletzt im Aiola-Stil mit viel Pink und "Tamtam" von den Schwarz'.

Das sagt MeinBezirk.at: Von morgens bis abends ist man im Operncafé gut bedient, denn morgens wird bereits Frühstück aufgetischt und die Brasserie bietet den ganzen Tag über kleine Köstlichkeiten und frischen Kaffee, bevor sich das Kaffeehaus abends in eine Bar verwandelt. Davor gibt es aber noch eine feine Auswahl an Speisen auf der Mittagskarte. Zum Business-"Lunch" traf man sich morgens und genoss ein herrliches Frühstück mit Ei-Gerichten.

Business Lunch

Die Grazer Wirtschaft zu Tisch mit MeinBezirk.at. Alle Beiträge unserer wöchentlichen Interview-Serie findest du auf der Themenseite.

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