Zuversichtlich
Steirische Holzbau-Branche für Zukunft gut aufgestellt
Sanieren, verdichten, erweitern: Die steirischen Holzbauer sehen der drohenden Krise am Bau relativ gelassen entgegen. Man fühlt sich für die kommenden Monate gerüstet.
STEIERMARK. Erst in der vergangenen Woche (13. Juli) präsentierte die heimische Baubranche wenig verheißungsvolle Aussichten, man befinde sich in einer veritablen Krise, ließ man die Öffentlichkeit wissen.
"Es ist nicht einfach, aber wir wollen ins große Konzert der negativen Aussichten nicht einstimmen", sagt dazu Oskar Beer, Landesinnungsmeister der steirischen Holzbauer. Die Betriebe seien gut ausgelastet, auch der Blick auf die nächsten fünf Jahre sei ein zuversichtlicher.
Holzbau: nachhaltig und wendig
Die Gründe für diese positive Prognose zählt Beer gemeinsam mit Landesgeschäftsführer Bernd Haintz auf. "Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind oft nur Schlagworte – wir sind mit dem Holzbau da aber schon seit Jahren präsent. Nachhaltiges Wirtschaften wird für die Menschen zum Glück immer relevanter." Außerdem seien vor allem die kleinen und mittleren Betriebe sehr wendig in der Ausrichtung, auch wenn sich der Einfamilienhaus-Markt negativ verändere. "Wir setzen derzeit stark auf Sanierungen, Dachgeschossausbauten und Wohnungserweiterungen", erläutert Beer. Hier profitiere man von unterschiedlichen Phänomenen, zum Beispiel auch davon, dass Kinder zurückkehren und dafür das Haus der Eltern baulich verändert wird.
Material verfügbar, Arbeitskräfte nicht immer
Ein weiterer positiver Aspekt: Baumaterial ist wieder ausreichend verfügbar, das war zu Beginn des Ukraine-Kriegs und in der Pandemie nicht immer so. "Auch das Preisniveau hat sich auf einem vernünftigen Niveau stabilisiert", bestätigt Haintz. Auf dem Arbeitsmarkt orten die beiden Holzbau-Experten ein Land-Stadt-Gefälle: "In den ländlichen Regionen ist der Zuspruch groß, da haben wir mehr Bewerber als Jobs", so Haintz. Das sei eine Frage des Zeitgeistes, das Produkt Holz und die Möglichkeit, etwas Nachhaltiges zu schaffen, spreche junge Menschen an, ergänzt Beer. Dieses positive Image bewirke auch steigende Lehrlingszahlen. In der Stadt sei es deutlich schwieriger, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen, hier sei die Konkurrenz mit Industrie- und Großbetrieben sowie dem breiteren Bildungsangebot deutlich härter. Übrigens: Der Frauenanteil steigt zwar, es ist allerdings da noch viel Luft nach oben.
Holzbau in der Moderne angekommen
Jedenfalls sei dem Holzbau der Sprung in die Moderne gelungen. "Wir haben das geschafft, ohne dabei die Traditionen fallen zu lassen", ist Beer stolz auf die Entwicklung. Das Alte habe durchaus seinen Wert, die Eigenschaften des Baustoffes Holz habe sich seit tausenden Jahren nicht verändert. "Aber es wird viel moderner interpretiert, wir haben den Holzbau von der Lederhose hin zu Lifestyle entwickelt", stellt Haintz fest. Möglich wurde das auch durch umfassende Kundenbetreuung. "Vor 40 Jahren stand der Holzbau für die Errichtung des Dachstuhl. Heute beraten wir die Bauherren umfassend, das geht von Energiethemen bis hin zur Schwimmbad-Umrandung aus Holz", so Beer. Dieser generalistische Zugang mache den Job wiederum für junge Menschen attraktiv.
Wohnbau und Verdichtung
Die Geschäftsfelder würden dem Holzbau jedenfalls nicht ausgehen, sind Beer und Haintz überzeugt: "Einerseits werden Mehrparteienhäuser und der drei- bis viergeschossige Wohnbau die Zukunft sein. Andererseits wird es in den Städten zu Verdichtungen kommen." So denkt man zum Beispiel in Graz daran, ein bis zwei Geschosse auf bestehende Gebäude drauf zu bauen, überall dort, wo dies gesetzlich möglich ist. Dazu komme noch der Holzbau im Bildungsbereich, also bei Schulen und Kindergärten.
Leistungsschau im Herbst
Übrigens: Die alljährliche Leistungsschau der steirischen Holzbauer mündet auch heuer wieder in den steirischen "Holzbaupreis". Die Preisverleihung findet am 21. September in der Grazer Seifenfabrik statt, alle Einreichungen kann man hier anschauen!
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