Interview mit der Crypto Party
Tipps für Selbstverteidigung im Netz
Das 1x1 des Datenschutzes im Netz: Gunter Bauer von der CryptoParty Graz im Interview.
Nervige Cookie-Banner und Cambridge Analytica: Wer sich in die Untiefen des Netzes begibt, wird auf Schritt und Tritt beobachtet. Wie man die eigenen Daten schützt und welche Dienste am sichersten sind, weiß der "Internetdinosaurier" Gunter Bauer von der Grazer CryptoParty. Seit 2013 organisiert der Verein regelmäßig sogenannte CryptoPartys, auf denen Tipps zur Selbstverteidigung im Internet weitergegeben werden. Ein paar davon hat Bauer auch der Woche verraten.
"Wer auf Google setzt, hat schon verloren"
-Gunter Bauer
Woche: Wir treffen uns für dieses Gespräch auf Meet.graz.social anstatt über Zoom – was macht es hier so sicher?
Bauer: Das Tool ist insofern sicher, da kein großer Konzern dahinter steckt. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob Zoom Gesichtserkennung über unsere Videomeetings laufen lässt. Meet.graz.social ist dagegen eine Open-Source-Software. Das heißt, dass der Code öffentlich eingesehen werden kann. Da wären wir schon beim ersten Tipp: Auf OpenSource zu setzen ist in puncto Datenschutz immer besser. Das fängt schon beim Betriebssystem an.
Inwiefern?
Am Smartphone gibt es mehr als zwei Systeme: Die meisten kennen nur Android und iPhone, aber es gibt zum Beispiel LineageOS als Alternative. Da werden nicht so viele Daten weitergegeben wie etwa bei Android an Google.
Apropos Google, sobald wir ins Netz gehen, werden unsere Daten gespeichert. Wie vermeide ich das?
Sagen wir so: Wer Google nutzt, hat viel verloren. Da wird ein riesiges Suchprofil von uns angesammelt. Ich kann hier Qwant empfehlen, das ist eine französische Suchmaschine oder MetaGer. Die sammeln keine Daten. Zusätzlich ein paar Add-Ons im Browser, zum Beispiel uBlock Origin und Privacy Badger, damit fährt man schon ganz gut.
Wie bewerten Sie die amerikanische Suchmaschine "DuckDuckGo"?
Ich bin nicht ganz glücklich damit. Das ist nicht ganz OpenSource, ich weiß also nicht, welche Daten da abgesaugt werden. Zudem liefert DuckDuckGo durchaus auch seltsame Suchergebnisse.
Abseits von Suchmaschinen werden unsere Daten auch in Messengerdiensten gespeichert. Gibt es da Alternativen?
Auch hier gilt: Wer WhatsApp nutzt, hat schon verloren. Ich empfehle stattdessen Signal, das hat sogar der amerikanische Aufdecker Edward Snowden für gut befunden.
Und was ist mit dem Messengerdienst Telegram?
Telegram ist aus meiner Sicht ziemlich dubios: Es ist nicht ganz klar, wer dahinter steckt. Ganz abgesehen davon, dass die Plattform von Verschwörungstheoretikern genutzt wird. Also nicht zu empfehlen.
Warum sollte man sich das alles überhaupt antun? Als Otto Normalverbraucher hat man doch nichts zu verbergen, oder?
Das stimmt eben nicht. Jeder, der sagt, er habe nichts zu verbergen, soll sich mal das Kunstprojekt "Made To Measure" anschauen. Das ist eine interaktive Doku, die den Zuseher analysiert. So bekommt man ein Gefühl dafür, wie viele Daten man eigentlich über sich preisgibt, die dann später weiterverkauft werden können.
Und was dann?
Man muss sich überlegen, wie viel man in Datenschutz investieren möchte. Je mehr man verbergen will, desto unangenehmer wird es. Ich glaube allerdings auch, dass es ein wichtiger erster Schritt ist, sich bewusst zu werden, dass man sich überhaupt wehren will, anstatt die eigenen Daten herzuschenken.
Mehr Information:
Die nächste CryptoParty mit Tipps&Tricks zum Thema Internetsicherheit und Werbung findet am Montag, 6. Dezember ab 19:00 Uhr statt.
Die Teilnahme ist über Web-Browser möglich: meet.graz.social/cryptoparty-graz-2021
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