New Work-Bewegung
Wie durch Weglassen mehr Freiheit im Job entsteht

Den Job neu, freier und selbstbestimmer organisieren – dazu wollen die "Freiräume" anregen. | Foto: Freiräume
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  • Den Job neu, freier und selbstbestimmer organisieren – dazu wollen die "Freiräume" anregen.
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In Sachen "New Work" hat Graz eine Vorreiterrolle. Gemeinsam mit den Expertinnen und Experten der Konferenz "Freiräume" schauen wir uns an, welche Freiheiten im Job entstehen, wenn man etwas weglässt.

STEIERMARK. Alle Firmen wollen Innovation – doch aus der Klausur, aus der man mit Euphorie herausgeht, folgen oft die Mühen des Alltags: Ein forderndes Tagesgeschäft und Krisenmanagement verbrauchen alle Ressourcen. Laut der aktuellen globalen McKinseyStudie „The State of Organisations“ gelten zwei Drittel der Unternehmen als zu komplex und ineffizient – was die Produktivität und Innovationsfähigkeit hemmt. Daher bleibt die Frage: Wo hat Innovation den Platz?

Platz für Neues

„In der operativen Arbeit bleibt wenig Platz für Neues, wenn wirnicht bewusst Dinge aus dem Wegräumen. Ohne Freiraum gibt es keine Innovation", sagt Manuela Grundner, Initiatorin der "Freiräume", die seit 2015 in Graz stattfinden und sich mit New Work und Selbstorganisation in Unternehmen auseinandersetzen.

Die "Freiräume" gelten mittlerweile als eine der wichtigsten Plattformen für die Neuorganisation von Arbeit in Österreich. | Foto: Freiräume
  • Die "Freiräume" gelten mittlerweile als eine der wichtigsten Plattformen für die Neuorganisation von Arbeit in Österreich.
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Gerade der Jahresbeginn bietet daher den Anlass, zu hinterfragen: Was soll im Unternehmen bleiben, was darf weg, wo ist Raum für Neues? Wichtig beim Weglassen ist – so der zweite
Freiraum-Experte Gregor Karlinger –  Erfolgskriterien zu definieren, nach denen entschieden wird, was gestrichen wird und was bleibt. Weglassen erfordert Mut, vor allem in großen Organisationen, wo viele Entscheidungsträger beteiligt sind. „Es geht darum, klug zu priorisieren und zu fragen: Wo wollen wir hin, was bringt uns voran, was nicht mehr."

Weglassen auf sechs Ebenen

Grundner und Karlinger konkretisieren eben dieses "Weglassen" in Unternehmen auf sechs Ebenen:

  1. Projekte: Oft versuchen Organisationen, viel zu viel quasi gleichzeitig zu machen, was zu einem Wildwuchs an Projekten führt. Oft ist es hilfreicher, sich auf einige wenige Projekte zu fokussieren, die wirklich einen Mehrwert bringen, die der DNA des Unternehmens entsprechen und auf die gesteckten Ziele einzahlen, statt parallel 17 Jonglierbälle in der Luft zu halten.

    Erklärt die Kunst des "Weglassens": Manuela Grundner (Freiräume). | Foto: Freiräume
    • Erklärt die Kunst des "Weglassens": Manuela Grundner (Freiräume).
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  2. Regeln: In vielen Unternehmen gibt es historisch gewachsene Regeln, die oft zu einem Übermaß an Administration und damit Zeitverschwendung führen und nicht immer zielführend sind. „Regeln wurden oftmals geschaffen, weil fünf Prozent der Belegschaft eine Sache falsch gemacht haben. Für 95 Prozent der Mitarbeitenden wären die Regeln aber gar nicht nötig und kosten nur Energie und Zeit", betonen Grundner und Karlinger.
  3. Digitale Tools und Prozesse: Kaum ein Unternehmen kommt an der Digitalisierung vorbei – allerdings entstehen hier oft unnötige Zeit- und Energiefresser für die Belegschaft: Oft werden einfach ineffiziente Prozesse digitalisiert, anstatt kritisch zu hinterfragen, ob sie überhaupt sinnvoll sind. Ein digitalisierter schlechter Prozess bleibt allerdings ein schlechter Prozess.
    "Was macht New Work aus?"Gregor Karlinger geht dem Thema auf die Spur. | Foto: Freiräume 2022
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  4. Arbeitsabläufe und Tätigkeiten: Ebenso kommen historisch gewachsene Routinen bei Arbeitsabläufen und Aufgaben hinzu. Routinen müssen aber regelmäßig hinterfragt werden, um sicherzustellen, dass sie noch für die Zielerreichung Sinn machen und nicht nur aus Gewohnheit durchgeführt werden. Häufig machen Mitarbeitende die Aufgaben in einer bestimmten Position und Abteilung, weil es immer schon so gemacht wurde. Hier geht viel Motivation verloren.
  5. Planung und Kontrolle: Es macht keinen Sinn, sich komplett durchzuplanen und durchzutakten. Denn dann entsteht Scheuklappendenken.  Zuviel Planung und Kontrolle der Mitarbeitenden etwa durch Micromanagement und Arbeitszeitaufzeichnungen würden die Organisation behäbig und starr werden lassen. „Die Frage ist: was ist tatsächlich an Planung und Kontrolle notwendig und wo können gerade Führungskräfte mehr ins Vertrauen gehen und sich auf die Arbeitsergebnisse fokussieren, statt auf Micromanagement“, so Grundner.
  6. Meetings: Nur die Hälfte der Meetings wird als „gut genutzte Arbeitszeit“ gesehen, 35 Prozent werden sogar als unnötig eingestuft, wie der internationale State of Work Report des Collaboration-Tools Slack unter Desk-Workern zeigt. Laut dem Mc-Kinsey Report verbringen CEOs 72 Prozent ihrer Arbeitszeit in Meetings. „Es braucht eine klare Meetingkultur, sonst werden Meetings zu Zeitfressern ohne wirklichen Mehrwert.


Mehr Infos:

Die Freiräume (Un)Conference 2024 am 10. und 11. Juni in der Seifenfabrik ist ein zweitägiges Zusammenkommen von Menschen, die die Sehnsucht nach einem menschengerechten Arbeiten, nach “New Work” eint. Einen kostenlosen Vorgeschmack bietet die Veranstaltung “Graz Geht Voraus x Freiräume” am 31. Jänner 2024 von 17-21 Uhr im Grazer Lendhafen. Dort wird das Leitthema der Freiräume 2024, "Freiraum schaffen durch weglassen" erkundet.

Mehr Infos hier!

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