Wenn Computer und Handy süchtig machen

Der Computer und das Internet können reale Beziehungen nie gleichwertig ersetzen. | Foto: Bilderbox
  • Der Computer und das Internet können reale Beziehungen nie gleichwertig ersetzen.
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Schon Zweijährige können problemlos ein Smartphone oder Tablet bedienen und oft sind die Eltern begeistert: Die Kinder sind versorgt, ruhig und aufmerksam. Das alles passiert aber mit schweren Folgen, denn das Bedürfnis nach Sicherheit, Rückhalt und nach einer gefestigten Basis für die Entwicklung kann durch virtuelle Welten nicht befriedigt werden. Dazu braucht es reale Menschen, vorzugsweise die Eltern. Zugehörigkeit braucht gemeinsames Miteinander und Körperlichkeit. Der andere muss im wahrsten Sinne des Wortes angreifbar sein. Bieten Eltern dies nicht, ist es oft nicht mehr weit bis zur Sucht.

Schwere Folgen

Die Folgen sind bekannt: handy-, computer- und internetsüchtige Kinder haben einen geringeren Selbstwert und ein geringeres Gefühl der Selbstwirksamkeit. Sie haben mehr Angst, bilden nur ungenügend Impulskontrolle und Selbstkontrolle aus und sind daher auch weniger ausdauernd, unkonzentrierter und weniger leistungsfähig – und später sind sie stärker für Drogen wie Alkohol, Nikotin oder Marihuana anfällig, da diese Kinder nie gelernt haben, sich selbst zu kontrollieren oder zu steuern. Computer-, internet- oder drogenabhängig zu werden sind keine innerlich vorgegebenen Anlagen, sondern erlernte Prozesse, die davon abhängen, wie gut man sich in der Hand hat. Was braucht es nun? Zum einen eine liebevolle, klare Beziehung zwischen Eltern und Kindern, zum anderen klare elterliche Botschaften, dafür aber keinen nötigenden Druck, Eskalationen oder sinnlose Bestrafungen. Und: Kinder, die selbst ein klares „Nein“ erfahren, sind auch bei späteren Versuchungen in der Lage, „Nein“ zu sagen.

So erkennen Sie die Sucht

Merkmale sind etwa: Das Handy ist nicht mehr wegzudenken, Kinder machen die Nacht oft zum Tag. Wollen Sie eingreifen, kommt es zu eskalierenden Szenen. Unkonzentriertheit und fehlende Impulskontrolle, Durchbrüche nehmen zu, zunehmender Rückzug und Vereinsamung, ein Ausklinken aus dem normalen familiären Sozialkontakt, Zuflucht zu virtuellen oder anderen Subgruppen. Um bei Verdacht auf Drogenmissbrauch sicher zu gehen, machen Sie einfach einen Drogentest. Es braucht Sie, denn gerade in der Pubertät ist die Fähigkeit zur Selbststeuerung über Monate wenn nicht Jahre weitgehend ausgesetzt. So können Sie nun reagieren:
1. Pflegen Sie eine positive Beziehung zu Ihrem Kind. Seien Sie ein sicherer Hafen und eine sichere Basis. Haben Sie immer ein offenes Ohr.
2. Achten Sie auf klare Regeln, Strukturen und Abläufe im familiären Geschehen. Wenn diese abhanden gekommen sind, führen Sie sie einfach wieder ein.
3. Wenn Sie „Nein“ meinen dann heißt das auch „Nein“. Auch mit einer von Ihnen einseitig gewählten Konsequenz, etwa in Form eines Computerverbotes. Diskutieren Sie nicht ewig, denn so lange passiert auch nichts. Nutzen Sie die Zeit eines möglichen Computerverbotes für sinnvolle Diskussionen oder alternative Angebote.
4. Organisieren Sie sich Unterstützer, die Ihnen helfen, ruhig und gelassen in Ihrem Job zu bleiben.
5. Wenn Sie etwas als Maßnahme setzen, reden Sie nicht viel herum, tun Sie es einfach, bleiben Sie ruhig und gelassen.
6. Nutzen Sie die Zeit für Beziehung und Gesten der Versöhnung – auch wenn sie einseitig sind. Sie werden sehen, wie schnell sich wieder eine vertrauensvolle starke Beziehung zu Ihrem Kind entwickelt.

Der EXPERTE

Dr. Philip Streit ist klinischer Gesundheitspsychologe, Psychotherapeut, sowie Lebens- und Sozialberater.
Seit 1994 leitet er das „Institut für Kind, Jugend und Familie“ in Graz, das größte Familientherapiezentrum der Steiermark.
Tel.: 0316/77 43 44,
Web: www.ikjf.at
Im Jänner 2016 hat er das „M42“, das neue Begegnungs- und Therapiezentrum des Institutes in der Moserhofgasse eröffnet.
Jede Woche beantwortet er in der „WOCHE“ eine Frage aus dem Themenfeld Erziehung und Beziehung.
Ihre Anregungen und Fragen richten Sie bitte an die Redaktion. Die E-Mail-Adresse lautet: redaktion.graz@woche.at

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