Erfrischend, göttlich und leicht chaotisch

Foto: geopho.com
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Syrische, afrikanische, persische, lateinamerikanische, steirische – in der Pfarrgemeinde St. Andrä von Hermann Glettler sind alle Kulturen willkommen. In Teil 19 unserer Serie „Mein Graz“ spricht der Pfarrer über die Bedeutung von Weihnachten in dem multikulturellen Viertel rund um seine heilige Arbeitsstätte. „Kirche soll nicht nur ein sakraler Raum sein, sondern ein Umschlagplatz für alles, was die Menschen heute bewegt“, erklärt Glettler in seinem Büro, das einen sympathischen Mix aus Chaos und Kunst darstellt. Chaotisch gehe es auch manchmal in seiner Gemeinde zu, meint der Pfarrer: „Hier in St. Andrä ist das Treiben sehr bunt.“ Glettler, dessen Liebe zur Kunst an der Fassade der Pfarrkirche sichtbar wird, begrüßt diesen Umstand und versucht stets einen „erfrischend experimentellen“ Zugang zu schaffen, wie er seine Projekte beschreibt. So gehören internationale Messen mit Fürbitten in zehn verschiedenen Sprachen zu den besonderen Momenten in St. Andrä. „Das bedeutet für mich, Vielfalt zu leben und Menschen in ihrer religiösen Tradition teilhaben zu lassen.“

Orgeln, Trommeln und Jodler
Zu seinen Messen kommen inzwischen vermehrt junge Leute, meint der Pfarrer: „Ich sehe mich als Initiator, die Menschen müssen sich dann selbst auf das Miteinander einlassen.“ So seien am Anfang nicht alle von der Idee afrikanischer Trommelklänge zum Orgelsound begeistert gewesen. „Wir haben hier nicht die große Harmonie oder den Weltfrieden, aber das Laboratorium funktioniert.“ In der Christmette am Heiligen Abend wird dem aserbaidschanischen Gesang daher ein steirischer Jodler folgen.

Gelebtes Deutsch
Glettler möchte mit solchen Aktionen möglichst viele Menschen im Viertel ansprechen. „Es wird viel gebaut in der Gegend und die einzelnen Communitys wachsen ständig.“ Sichtbar ist dies auch an den verschiedenen Lokalen. „Früher gab es einen türkischen Kirchenwirt, jetzt ist es ein bosnischer.“ Dieser Pluralität wird mit den englischsprachigen Messen Ausdruck verliehen. „Einmal hab ich einem kleinen afrikanischen Mädchen den Segen ‚Peace with you‘ gegeben und es antwortete in reinstem Plattsteirisch ‚Mit mir kannst eh Deutsch reden‘“, lacht der Pfarrer.

Schlafet ein und wachet auf!
Weg vom Konsumwahn und hin zu einer besinnlichen Weihnachtszeit soll eine eigene Sound-installation in der Kirche führen: „Man hört an allen Adventtagen wen schnarchen, das kann sowohl Weckruf sein als auch eine Möglichkeit, sich an den schlafenden Rhythmus anzupassen und dabei zu entspannen“, so der Pfarrer.
Ein anderer künstlerischer Akzent ist ein Türrahmen, der in der Kirche steht. „Die Leute können symbolhaft durch die Pforte treten, nach dem Motto: Es ist besser zum Nächsten hin eine Tür zu öffnen statt zu schließen. Gerade zu Weihnachten sollte man sich das verinnerlichen, denn wir feiern ein internationales Fest, wo Gott Mensch wird, und zwar für alle.“ Glettler, der sich auf Weihnachten freut, verabschiedet sich schmunzelnd mit einem Hinweis auf die Dreikönigsaktion: „Wir müssen unsere Sternsinger nicht schminken. Bei uns ist automatisch einer heller und der andere dunkler. Das ist gelebte Integration.“

WOCHE-FAKTEN
In der Pfarre St. Andrä findet am Heiligen Abend um 16 Uhr die Kindermette und um 22 Uhr die internationale Christmette statt.
Die Pfarre wurde 2010 außen komplett renoviert. Die neue Fassadengestaltung stammt vom Grazer Künstler Gustav Troger.
Hermann Glettler hat Theologie und Kunstgeschichte in Graz studiert. Er betreut seit 16 Jahren die Pfarre St. Andrä im Gries-Viertel.
Ein „internationaler Frauentreff“ findet jeden zweiten Donnerstag um 18 Uhr im ‚Andrä Foyer‘ statt.

Hier geht's zur Diashow mit Audiokommentar von Hermann Glettler

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