Schulpsychologe Josef Zollneritsch meint: "Wir brauchen weniger Schulfächer"

Landesreferent für Schulpsychologie: Josef Zollneritsch | Foto: Zollneritsch
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Mathematik, Deutsch, Physik oder doch Biologie? In angloamerikanischen Ländern haben Schüler die Wahlmöglichkeit und müssen nicht alle vorgegebenen Fächer auch belegen. Der europäische Norden tickt ähnlich. Kürzlich lautete die Schlagzeile: "Finnland schafft Schulfächer ab".
Wäre dieses System auch in Österreich denkbar und wie sieht es in Graz aus? Welche Schulen wählen hier bereits andere Formen?

Mehr Wahlmöglichkeit

"In Österreich gibt es Projekttage – ja, aber ein sinnvolles Vorhaben wäre es tatsächlich, Schulfächer abzuschaffen. Die lehrplanmäßigen Bestimmungen vom Bund lassen dies aber momentan nicht zu", meint Josef Zollneritsch, Landesreferent für Schulpsychologie. Er würde sich eine Orientierung am englischen System wünschen, das mehr Wahlfreiheit in der Oberstufe vorsieht.
"Mit dem Konzept ,Oberstufe neu‘ will man mehr diese Richtung einschlagen und den einzelnen Schulen etwa bei der Unterrichtsdauer mehr Spielräume gestatten, aber im internationalen Vergleich haben wir noch ordentlich Aufholbedarf", so der Schulpsychologe.

Übergreifend und spezifisch

"In Österreich haben wir sehr viele Fächer, die wir unterbringen wollen. Aus psychologischer Sicht wäre es sinnvoll, themenorientiert, vernetzt und fächerübergreifend zu arbeiten."
So könnte etwa an ein Fach "Science", das Mathematik und Physik kombiniert, gedacht werden. Das Gleiche kann für Geschichte und Geografie angewandt werden. "Leider sind wir da momentan noch zu stark eingeengt durch Gesetze."

Grazer Schulen

Eine Schule, die in Graz einen anderen Weg geht, ist das Bundesgymnasium Gibs (Graz International Bilingual School). Ab Herbst 2017 wird in der zweisprachigen Schule sogar das internationale Bakkalaureat angeboten. "Im Gibs tun sie wirklich, was sie können."
Auch in berufsbildenden höheren Grazer Schulen erkennt Zollneritsch eine gute Tendenz: "Mit speziellen Angeboten, wie in der HLW Schrödinger, wo etwa Kongress- und Kulturmanagement als Zweig angeboten wird, haben die Schüler gleich eine fundierte, spezielle Ausbildung, die ihren Bedürfnissen entspricht."

Fächer reduzieren

"Leider ist bei uns der Glaube verankert: Viele Fächer ist gleich viel Bildung. Das kollidiert mit der Möglichkeit, Themen und Wissen zu vertiefen. Die Zahl der Fächer zu reduzieren und ab 13 aufwärts mehr Wahlfreiheit zulassen, das würde ich mir wünschen."

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