Sturms beste Medizin – Teamärztin Kristina Köppel-Klepp im Gespräch

Fußball-Göttin steht auf ihrem T-Shirt: Tina Köppel-Klepp ist Teamärztin bei Sturm, hat eine Ordination in der Privatklinik Ragnitz und zwei kleine Kinder. Zeitmanagement liegt ihr, wie sie sagt. | Foto: Prontolux
  • Fußball-Göttin steht auf ihrem T-Shirt: Tina Köppel-Klepp ist Teamärztin bei Sturm, hat eine Ordination in der Privatklinik Ragnitz und zwei kleine Kinder. Zeitmanagement liegt ihr, wie sie sagt.
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Sie hat laut eigenen Angaben noch nie mit Franco Foda diskutiert, denn sie entscheidet, wann die Sturm-Kicker spielen oder nicht. Als Teamärztin trägt Kristina Köppel-Klepp die Letztverantwortung für die Gesundheit des SK-Sturm-Kaders.

WOCHE: Wie wird man Teamärztin beim SK Sturm?
Kristina Köppel-Klepp: Sturm war 2014 auf der Suche nach einem neuen Teamarzt. Ich wurde gefragt und habe mit den Verantwortlichen ein neues Team aufgesetzt. Und Fan bin ich schon lange. Mein erster Freund war ein großer Sturm-Fan, ich bin immer in die Gruabn mitgegangen. Einmal Sturm-Fan, immer Sturm-Fan, Schwarz oder Rot, es gibt nur eines von beiden, haben wir immer gesagt. Man wechselt dann nicht. So habe ich von Haus aus mitgefiebert.

Sehen Sie Spiele heute anders? Denn für Sie laufen Ihre Patienten übers Spielfeld.

Natürlich, ich kenne jeden Spieler persönlich. Ich sehe immer die medizinische Seite, wenn etwas passiert. Das ist nicht ganz so entspannend. Ich weiß ja, wo die Schwächen und Stärken bei jedem liegen.

Wie ist Ihr Umgang mit den Spielern?

Ich verstehe mich mit allen gut, es ist eine richtige Mischung aus Freundschaft und Respekt. Telefonisch bin ich rund um die Uhr für sie und ihre Familien erreichbar, bei den Heimspielen sitze ich immer auf der Bank, zu den Euro-League-Spielen fahre ich mit.

Wie streng sind Sie, wenn die Spieler ernährungstechnisch über die Stränge schlagen?
Das ist individuell unterschiedlich. Im Trainingslager halte ich Vorträge zum Thema Ernährung. Wenn jemand pumperlgsund ist, dann sage ich weniger, aber wenn schon Muskelfaserrisse oder Infekte oder ein schlechtes Leistungsvermögen vorherrschen, dann schaue ich genauer auf die Ernährung des Spielers. Das ständige Training bedeutet sehr viel Stress für den Körper, manchmal kommt die Regeneration zu kurz, so wie jetzt in der Vorbereitungsphase. Da muss man besonders auf die Ernährung achten.

In letzter Zeit gab es viele Verletzungen bei Sturm – wie sagen Sie Franco Foda, dass wieder wer nicht spielen darf?
Das ist eben der Fußball, man muss umdisponieren. Es hängt von der Trainingsintensität ab, manchmal gibt es eben mehr Verletzungen. Aber Franco ist ein Mensch, wenn er weiß, dass es aus medizinischen Gründen nicht geht, widerspricht er nicht. Wir hatten noch nie eine Diskussion. Man trägt ja eine große Verantwortung, wenn man etwa einen Spieler mit Angina zu früh wieder spielen lässt.

Ist das Verletzungsrisiko im Fußball höher als in anderen Sportarten?

Es ist eine "Stop and Go"-Sportart. Jede solche Sportart ist mit einem hohen Verletzungsrisiko verbunden. Zusätzlich besteht im Fußball noch die Verletzungsgefahr, wenn zwei Spieler aufeinanderstoßen. Häufig haben wir es mit Knieverletzungen und Muskelfaserläsionen zu tun aufgrund der sehr schnellen und intensiven Bewegungen. Und jeder Leistungssport birgt zudem das Risiko, dass man den Körper fordert und später vielleicht Probleme hat. Fußball oder Tennis, da ist kein Unterschied. Man muss nur darauf achten, dass man vor dem Karriereende den Körper auch wieder richtig abtrainiert.

28 Spieler, der Trainerstab, das männliche Ärzteteam und Sie als einzige Frau – muss man sich da anpassen?
Das Lustige ist, die Spieler werden ganz höflich, wenn ich dabei bin. Da heißt’s: "Die Tina ist da" und die tiefen Schmähs fallen weg (lacht). Ich glaube, Sie schätzen mich als Person, das hilft. Für die jungen Spieler könnte ich die Mama sein, bei den älteren Spielern ist es eine ebenbürtige, freundschaftliche Seite. Und ich habe ein Verständnis für den Fußball. Man kann keinen Fußballspieler verstehen, wenn man nicht ein bisschen in der Materie drin ist. Den Druck, die Anspannung, das unterschätzt man als Außenstehender.

Widerspricht es dem ärztlichen Instinkt "Ruh dich aus, setz dich hin", wenn die Spieler trotz Verletzung weiterspielen?

Am Anfang schon. Ich musste erst reinwachsen. Aber man kann medizinisch entscheiden, was geht und was nicht. Wirklich schlimm sind alle Verletzungen, die zu einem Riss führen. Ansonsten ist das Adrenalin da, die Spieler kicken weiter, und am nächsten Tag werden die Blessuren gerichtet. Es muss das ganze Spiel rund ablaufen, zum Wohle des Spiels, der Spieler und der ganzen Mannschaft.

Steckbrief
Geboren
1974 in Graz
Matura
am Kepler-Gymnasium Graz
Studium
der Humanmedizin an der Karl-Franzens-Uni
2012
Eröffnung Ordination Privatklinik Graz Ragnitz
Seit 2014
Teamärztin SK Sturm Graz
Zwei Kinder,
8 und 11 Jahre alt
Sparten:
Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin, Sportmedizin, Akupunktur, Aromatherapie

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