Warum wir global denken, aber lokal handeln sollten + Tipp 11
Das Friedensbüro erklärt, wieso lokalen Produzenten und Lebensmitteln Vorrang gegeben werden soll.
Alle denken mittlerweile global, die Märkte kennen keine Grenzen, die Welt ist vernetzt. "Es ist richtig, global zu denken, wir sollten aber dennoch lokal handeln", meint Friedensbüro-Leiterin Jutta Dier in Teil 11 der WOCHE-Serie über das Friedensbüro (siehe Tipp links).
Viele Faktoren spielen mit
Viele Konflikte, Armut, Migration, Umweltverschmutzung, Politik, Handel, Kommunikation: Das alles ist verflochten und wird international betrieben. "Europa muss Verantwortung übernehmen. Für die eigene, aufgrund der hohen Umweltauflagen abgewanderte Schwerindustrie etwa, die nun die Umwelt anderer verpestet. Unser Handeln hat Konsequenzen. Immer", betont Dier.
Wenn also Österreich Lebensmittel aus dem Süden bezieht, seine Tiere mit argentinischem Soja ernährt und Arbeit in Niedriglohnländer auslagert, so hat das Folgen. "Folgen, die meist weitreichender sind, als es uns lieb ist. Die europäische Handelspolitik mag für Österreich praktisch sein. Andere Länder jedoch treibt sie in den Ruin. Deutlich wird das am Beispiel der Tomate. Viele davon kommen aus Spanien. Unter einer schier unendlichen Plastikdecke wächst sie neben anderem Sommergemüse. 30.000 Hektar waren es im Vorjahr", führt die Leiterin aus. "Ein Meer aus Plastik." Von hier aus wird in großem Stil exportiert. Nach Österreich, Afrika, in die ganze Welt. Durch Handelsabkommen ist es der EU möglich, Produkte ohne Probleme in andere Länder einzuführen, um sie dort kostengünstig weiterzuverkaufen.
So auch in Ghana. "Auf dem Markt wird das weitgereiste Billiggemüse dem lokalen vorgezogen. Die einheimischen Landwirte können sich so kaum noch über Wasser halten, geben auf. Auf der Suche nach einer neuen Perspektiven fliehen viele dann nach Europa und landen genau dort, wo alles seinen Anfang fand – als Tagelöhner im Plastikgarten Europas. In Almería", führt Dier vor Augen, wie weit dieses Thema eigentlich reicht.
Jeder ist verantwortlich
Was hat das alles nun mit Österreich zu tun? "Wir kaufen Sommergemüse im Winter und mit jedem Kauf unterstützen wir nicht nur ausbeuterische Agrarkonzerne, sondern ruinieren uns damit den eigenen Markt. Ganz zu schweigen von der katastrophalen Umweltbilanz, die importierte Lebensmittel mit sich bringen", will die Friedensbüro-Chefin aufklären. Alle sind für diese Welt verantwortlich. "Jede und jeder von uns. Und so geht es in den folgenden Friedensbüro-Tipps gemeinsam mit FairStyria um Nachhaltigkeit, Fairness. Darum, dass wir global denken, aber lokal handeln müssen."
Tipp 11: Lokales vor Billigprodukten
Unsere Supermärkte platzen aus allen Nähten. Es gibt alles. 365 Tage im Jahr. Kartoffel aus Ägypten, Erdbeeren aus Spanien, oft zu absurden Dumpingpreisen. Wir haben vergessen, mit den Jahreszeiten zu leben, verlernt, mit Nichtvorhandenem umzugehen. Dass dieses Kaufverhalten vor allem lokalen ProduzentInnen, aber auch der Umwelt schadet, ist vielen nicht bewusst. Deshalb ist es wichtig, auf die Herkunft der Lebensmittel zu achten, sich nach Möglichkeit auf Lokales zu beschränken. Wer zusätzlich mit LandwirtInnen ins Gespräch kommen möchte, kann einen der Grazer Bauernmärkte besuchen. Mehr Lokalität geht fast nicht. Neugierig geworden? http://blog.friedensbuero-graz.at/
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