Kommentar: Der 99ers-Erfolgslauf und seine Opfer
Stellen Sie sich vor, Sie haben für Ihren Arbeitgeber gerade ein Projekt erfolgreich abgeschlossen, haben ein Umsatzziel erreicht oder einen anderen beruflichen Erfolg eingefahren. Am nächsten Tag sitzt Ihnen aber im Büro ein neuer Kollege gegenüber – und schnell wird klar, er oder Sie. Nur einer wird in diesem Unternehmen "überleben".
Ähnliches erleben gerade die Spieler der 99ers – und das im Wochentakt. Kaum sind die Cracks nach einem Sieg wie am Sonntag in Wien mit dem Duschen fertig, steht schon der nächste "Try-Out-Spieler" vor der Tür. Jetzt kann man natürlich einwerfen, dass Profisportler das schon aushalten müssen und Konkurrenz per se ja nichts schlechtes ist. Allerdings sind die Grazer mit Trainer Todd Bjorkstrand drauf und dran, den Bogen zu überspannen. Es geht ja nicht nur um die Testkandidaten – auch Spieler mit fixem Vertrag müssen in Liebenau längst um ihren Job zittern. Nach Roland Kaspitz musste gerade erst Andreas Wiedergut trotz des laufenden Vertrages den Spind räumen.
Natürlich ist das Vorgehen der Grazer durch das Liga-Regulativ gedeckt – und auch die bisherigen Ergebnisse sprechen eindeutig für Bjorkstrand. Die 99ers greifen im anstehenden Heimspieldoppel ja sogar nach der Tabellenführung. Nur die propagierte Langfristigkeit und der Einbau von jungen, heimischen Spielern ist bei einem aktuellen Kader mit 18 Legionären nicht wirklich erkennbar – und hätte das Grazer Eishockey nicht gerade das so bitter nötig?
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