Von Graz aus wird die Zeit gewürfelt: Businesslunch mit Manuel Zoderer von Timeular

Mahlzeit: Timeular-Mitbegründer Manuel Zoderer und Redakteur Christoph Hofer ließen sich im "Steirer" kulinarisch verwöhnen. | Foto: Jorj Konstantinov
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Zeit ist Geld: Kaum jemand wird etwas gegen diesen alten Spruch sagen, schon gar nicht heutzutage, wo Zeit ein noch kostbareres Gut, sowohl im Arbeitsleben als auch in der Freizeit, geworden ist. Eine Revolution in Sachen Zeiterfassung kommt seit Kurzem aus Graz: Im Business Lunch mit der WOCHE erzählt Manuel Zoderer vom Start-up Timeular, warum ein Würfel für bessere Zeiteffizienz sorgen soll.

WOCHE: Bitte erklären Sie, was sich ein Laie unter dem Zeiterfassungswürfel vorstellen kann.
Manuel Zoderer: Im Grunde ist es ganz einfach. Es handelt sich dabei um einen achtseitigen, vernetzten Würfel mit einer Drahtlosverbindung zum Computer. Jede der acht Seiten kann vom User mit einer bestimmten Tätigkeit, wie beispielsweise E-Mails checken, belegt werden. Die Arbeitszeit jenes Jobs, der, durch Drehen des Würfels, an der Oberseite aufscheint, wird dann aufgezeichnet.

Für welche Berufe ist dieser Würfel am besten geeignet?
Die Einsatzgebiete können sehr vielfältig sein. Jeder kann die acht Seiten mit unterschiedlichen Tätigkeiten sehr individuell gestalten. Ideal eignet sich das Zeiterfassungssystem für Freelancer, die mehrere Jobs für verschiedene Arbeitgeber erledigen.

Wie sind Sie und Ihr Team auf die Idee zu "ZEI", wie der Würfel heißt, gekommen?
Ich selbst habe bei einer Softwareentwicklungsfirma gearbeitet, da war das Thema Zeiterfassung sehr wichtig. Die Frage war immer: Was schreibt man am Ende der Woche wirklich auf und wie passt das mit den tatsächlich geleisteten Stunden zusammen? Im Endeffekt blieb immer das Gefühl, dass der Arbeitnehmer der Verlierer ist. Auch meine Kollegen hatten im Rahmen ihrer Dienstverhältnisse ähnliche Probleme. So haben wir begonnen, nach Lösungen zu suchen.

Ihr habt dann eine Software entwickelt und erste Prototypen hergestellt ...

Richtig ins Rollen gekommen ist die Sache, als wir von einem Hardware-Accelerator (Anm.: eine Institution, die Start-ups bei ihrer Entwicklung hilft) aus Singapur angeschrieben wurden, der Interesse an unserer Idee bekundet hat. In weiterer Folge konnten wir eine Beta-Version an potenzielle Kunden aus aller Welt ausliefern, deren Feedback hat uns dann bei der Weiterentwicklung geholfen.

Wie stolz kann ein junges Unternehmen sein, wenn Investoren über 300.000 Euro in die eigene Idee investieren?

Natürlich hat uns das gefreut und letztendlich auch gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Diese Summe hat aber auch den Druck erhöht. Umso wichtiger war es, dass wir die ersten 1.000 Würfel pünktlich ausliefern konnten.

Bei wie viel verkauften Stück steht Timeular aktuell?
Wir haben mittlerweile zwischen 5.000 und 6.000 Würfel weltweit verkauft. Die Kunden kommen dabei aus dem europäischen Raum, aber auch aus Australien, Japan oder den USA.

Kann die durch "ZEI" vorgenommene Zeiterfassung auch zur Überwachung durch den Arbeitgeber missbraucht werden?

Genau das wollen wir nicht, deshalb werden die Daten immer erst um Mitternacht synchronisiert. Es soll letztendlich dem Mitarbeiter helfen zu sehen, was er in der Arbeit wirklich macht. So kann er individuell seine Effizienz steigern.

Wo sehen Sie noch Entwicklungspotenziale?
Bei einer Software gibt’s immer was zu verbessern. Wir sind jetzt dabei, unser System größeren Unternehmen anzubieten.

Wissenswertes über die Timeular GmbH

Gegründet wurde das Unternehmen im Jänner 2016, die ersten Ideen dazu sind ungefähr ein Jahr davor entstanden.
Von Beginn weg waren die drei Südtiroler Manuel Zoderer, Manuel Bruschi (Ideengeber und CEO) und Christian Zanzotti sowie auch der Deutsche Thomas Wolf dabei.
Mittlerweile beschäftigt Timeular elf Mitarbeiter, die über ganz Europa verstreut sind. Zumeist wird online miteinander konferiert. Jeder kann seinen Arbeitstag individuell gestalten.
Nach dem Abschluss einer Crowdfunding-Kampagne über kickstarter.com, im Rahmen derer ausländische Investoren über 300.000 Euro in Timeular investierten, wurden die ersten 3.000 Würfel in 44 Länder ausgeliefert.
Standort: Nikolaiplatz 4, in zwei Wochen erfolgt der Umzug in die Kalchberggasse
Web:www.timeular.com (Über den Webshop können die Würfel bezogen werden.)

Das ist Manuel Zoderer

Geboren am 27. März 1987 in Schlanders (Südtirol).
Nach Graz ist Zoderer zum Studieren gekommen. "Ich habe 2007 mit dem Informatik-Studium begonnen. Das läuft zwar noch immer, aber da ist halt auch die Arbeit dazwischen gekommen."
Gearbeitet wird oft auch von zu Hause aus. Der Grund: Timeular ist ein sogenanntes Remote-Unternehmen. "Unsere Mitarbeiter sind in ganz Europa verteilt, wir treffen uns nur zu zwei, drei strategischen Meetings pro Jahr."
Dementsprechend hoch muss die persönliche Selbstdisziplin sein. "Dafür hat man aber auch Freiheiten. Wenn’s Wetter heute schön ist, gehe ich einfach auf den Berg. Dafür wird dann beispielsweise am Sonntag gearbeitet."
Für Zoderer ist das Arbeiten am PC aber nicht nur der Beruf, sondern auch ein Hobby.
In seiner Freizeit ist er gerne als Mountainbiker in den Südtiroler Bergen unterwegs.
Am schönsten ist für ihn das Gefühl, nach wochenlanger intensiver Arbeit wieder einen Schritt weitergekommen zu sein.
Zeit hat für den 30-Jährigen mittlerweile einen noch wichtigeren Stellenwert: "Unsere Generation will die Zeit noch bewusster und effizienter nutzen."
Als Südtiroler fühlt er sich in Graz sehr wohl. "Die Stadt hat etwas Dörfliches, ist super klein und übersichtlich. Man hat ein angenehmes Gefühl, wenn man durchschlendert."

Gast und Wirtschaft

Adresse: Belgiergasse 1, 8020 Graz
Telefon: 0316/70 36 54
Web: www.der-steirer.at
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag jeweils von 11 Uhr bis Mitternacht
Beschreibung: Man fühlt sich an die gute alte Zeit erinnert. Wo gibt es bitte sonst noch einen Sonntagsbraten auf der Speisekarte? Im Restaurant Der Steirer, beheimatet im Hotel Weitzer, wird generell viel Wert auf heimische Klassiker gelegt. Der Tafelspitz ist ebenso Stammgast wie Faschierte Laibchen oder das Backhendl. Dazu kommt eine reichhaltige Auswahl an Weinen, auch Mitbringsel und Geschenke werden angeboten.
Das Essen: Manuel Zoderer wählte das Zanderfilet in frischen Kräutern, gebraten mit Kürbiskraut. WOCHE-Redakteur Christoph Hofer und Fotograf Jorj Konstantinov entschieden sich für die Faschierten Laibchen mit Erdäpfelpüree.
Die WOCHE meint: Obwohl das Lokal nahezu immer voll ist, kann in angenehmem Ambiente geplaudert werden. Das Essen hält mit dem freundlichen Personal mit: Sowohl Zander als auch Laibchen mundeten vorzüglich.

Mahlzeit: Timeular-Mitbegründer Manuel Zoderer und Redakteur Christoph Hofer ließen sich im "Steirer" kulinarisch verwöhnen. | Foto: Jorj Konstantinov
Ein Südtiroler mit Graz-Bezug: Manuel Zoderer | Foto: Jorj Konstantinov
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