Wie auf Wolken bis nach China laufen

Füße hoch und entspannen: Beim Schuh-Gespräch im „Landhaus-Keller“ wurden Wolfgang Schachinger (l.) und WOCHE-Redakteurin Verena Schaupp von Michael Gänsluckner gut versorgt. | Foto: geopho.com
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  • Füße hoch und entspannen: Beim Schuh-Gespräch im „Landhaus-Keller“ wurden Wolfgang Schachinger (l.) und WOCHE-Redakteurin Verena Schaupp von Michael Gänsluckner gut versorgt.
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Von Graz bis in den Nahen Osten – Wolfgang Schachinger vom Traditionshaus Schuster Schalk spricht im „Business-Lunch“ über seine Zukunftspläne und warum wir früh genug beginnen sollten, auf unser Schuhwerk auch einmal zu verzichten.

Schuster Schalk ist ein Sanitätshaus und eine Orthopädieschuhmacherei – was darf man sich darunter genau vorstellen?
Bei der Sanitätsbranche denken viele an Toilettenartikeln, dabei handelt es sich um Hilfsmittel wie Orthesen, wenn man sich etwa die Bänder reißt. Ich wollte diesen Bereich immer mit dem orthopädischen Schuhbau kombinieren.

Was Ihnen mit Schuster Schalk gelungen ist?
Genau. Wir beschäftigen uns vor allem mit der Schuheinlagentechnik und der orthopädischen Maßschuhanfertigung. Unser Service ist, dass wir mit unseren Schuhmeistern direkt zu den Fachärzten kommen und die Kunden vor Ort betreuen. Es wird ein Abdruck gemacht und eine Woche später kann in die neuen Schuhe geschlüpft werden. Natürlich schauen die anders aus als ein italienischer Hochglanzschuh.

Kann man einen orthopädischen Schuh optisch ansprechend gestalten?
Wir versuchen, die Schuhe speziell für junge Leute attraktiv zu machen, indem wir etwas Färbiges einbauen oder ein Nike-Modell „kopieren“. Die orthopädische Schuh-Vergangenheit war schwarz oder braun, quasi ein Klumpen mit Ösen. Das zieht heute vielleicht noch die Oma an, aber nicht der junge Mensch. Obwohl, meine eigene Mutter zieht die Schuhe, die ich für sie gemacht habe, auch nicht an (lacht).

Tragen Sie Ihre Schuhe privat?
Ich verwende Einlagen. Orthopädische Schuhe brauche ich nicht, da ich keine Fuß-Fehlstellung habe.

Lässt sich eine Fehlstellung frühzeitig vermeiden?
Ja, es fängt alles beim Kleinkind an. Ich rate jedem, sein Kind die ersten fünf Jahre nur barfuß laufen zu lassen. Das fördert die Fußmuskulatur und die gesamte Entwicklung bis hin zur Wirbelsäule. Dort, wo ein Schuh notwendig ist, sind Lauflernschuhe der ideale Ersatz. Wenn das alle beachten würden, wäre ich der glücklichste Mensch überhaupt.

Welche anderen Glücksmomente bringt Ihr Job mit sich?
Wenn gehbehinderte Kinder zu uns kommen und auf eigenen Beinen rausgehen, das ist toll! Und alles „nur“ dank eines Schuhs.

Würden Sie sagen, dass man in orthopädischen Schuhen wie auf Wolken geht?
Das Ziel ist, die Kombination aus bequem und „orthopädisch richtig“ zu schaffen. Ich kann einen Schuh schnell so bauen, dass man butterweich geht, aber man muss auch die Waage hin zu „orthopädisch richtig“ finden. Natürlich ist es schön, wenn die Kunden dann „wolkig“ gehen.

Was haben Sie mit Schuster Schalk noch vor?
Wir wollen weiter in China expandieren. Unsere Schuhe sind dort sehr begehrt, weil sie ein europäisches Bio-Produkt aus pflanzlichem Leder sind. Wir überlegen auch, vor Ort zu produzieren, aber „made in China“ passt mir in meine Philosophie nicht ganz rein.

Welche allgemeinen Schuh-Tipps können Sie geben?
Zuerst einmal: Bewegung ist alles. Wer sich nicht bewegt, kriegt Probleme. Auch Sport in schlechten Schuhen ist besser als kein Sport in schlechten Schuhen. Und an die Damen – selbst wenn sie es nicht hören wollen – Stöckelschuhe bitte nur selten anziehen.

Steckbrief Wolfgang Schachinger
Ist seit zehn Jahren geschäftsführender Gesellschafter beim „Sanitätshaus und Orthopädie-schuhmacher Schuster Schalk“.
Geboren am 10. 10. 1961 in Ried im Innkreis.
Lebt seit 19 Jahren in Graz, ist aber verheiratet in Oberösterreich, wo er seine Wochenenden verbringt.
Ist Vater von drei Kindern. Der Sohn ist 27, die Zwillingstöchter 18.
Studierte einmal Geografie und Philosophie.
Begann seine Laufbahn in der Pharmaindustrie. Über Umwege ist er in der Orthopädieschuh-branche gelandet.
Liebt es, zu verreisen. Destinationen wie Südafrika oder die Karibik stehen dabei ganz oben auf der Liste.
Golfen ist sein großes Hobby. Dabei setzt er auch auf spezielle Schuheinlagen.
Rät dazu, viel barfuß zu gehen.

Schuster Schalk
Einer der größten Orthopädieschuhmacherbetriebe in der Steiermark.
Zwei Standorte in Graz, einen in Leoben.
In Graz: Neufeldweg 146 und Zinzendorfgasse 18.
Gegründet wurde die Firma 1962 von Franz Schalk.
2005 stieg Wolfgang Schachinger als geschäftsführender Gesellschafter bei Schuster Schalk ein.
Mitarbeiter: rund 40

Gast und Wirtschaft

Landhaus-Keller
Schmiedgasse 9, 8010 Graz
Tel.: 0316/830 27 60
Öffnungszeiten: Montag bis Mittwoch von 12 Uhr bis 1 Uhr früh, Donnerstag bis Samstag von 12 Uhr bis 2 Uhr früh.
Beschreibung: Das Traditionsgasthaus mitten in der Grazer Innenstadt wurde vergangenen Herbst vom Gastronomie-Paar Judith und Gerald Schwarz übernommen. Im Keller findet sich mittlerweile mit dem "Katze Katze" auch ein Nachtclub.

Das Essen
Wolfgang Schachinger wählte die Tafelspitzsuppe und den gebratenen Bachsaibling mit Süßkartoffelcreme. Die WOCHE entschied sich für einen der beiden Tagesteller: Eine Karotten-Ingwer-Cremesuppe, anschließend gab’s Hendlragout mit Gemüse und Butterspätzle.
Die WOCHE meint: In uriger steirischer Atmosphäre kommt man von klassischen Schmankerln bis hin zu einer vegetarischen Auswahl auf seine Kosten. Die Preise sind gehobener, die Qualität steht jedoch dafür.

Füße hoch und entspannen: Beim Schuh-Gespräch im „Landhaus-Keller“ wurden Wolfgang Schachinger (l.) und WOCHE-Redakteurin Verena Schaupp von Michael Gänsluckner gut versorgt. | Foto: geopho.com
Schuster statt Schule: Schachinger bereut es nicht, vom Lehramtsstudium umgesattelt zu haben. | Foto: geopho.com
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