Achtung beim Ablaufdatum von Notfallboxen

Sie ist bei jeder Fahrt mit an Bord und zum Glück nur in seltenen Fällen im Einsatz: die Autoapotheke. Vor diesem Hintergrund kann es schon mal vorkommen, dass man auf diesen Erste-Hilfe-Kasten, der möglichst unsichtbar im Fuß- oder Kofferraum verstaut ist, vergisst – mit teilweise alarmierenden Folgen, wie nun ein Blitztest des ARBÖ für die WOCHE ergeben hat.
772 Fahrzeuge wurden unter die Lupe genommen, davon war bei 569 die mitgeführte Autoapotheke in Ordnung. Bei gut einem Viertel aller Apotheken – das sind 26 Prozent – war das Ablaufdatum hingegen überschritten. Die Hälfte davon war in einem überaus mangelhaften Zustand – Bestandteile fehlten, Rost, Schimmel – und daher für Notfälle völlig ungeeignet. Der absolute Spitzenreiter wurde im Prüfzentrum Graz entdeckt: ein Verbandskasten von 1978. „Dieses Stück hat vielleicht einen hohen musealen Wert, im Notfall wäre es aber leider wertlos", versucht ARBÖ-Experte Wolfgang Kahr, eine ernste Angelegenheit mit Humor zu nehmen.

Hartberg: 32 von 50 waren in Ordnung

Beim Schnelltest selbst ist Kahr das Lachen allerdings vergangen: „Grob geschätzt, wissen gut die Hälfte der Autofahrer gar nicht, dass eine Autoapotheke mit einem Ablaufdatum versehen ist. Der Grund, warum sie dennoch eine intakte Notfallbox mitführen, liegt darin, dass sie mit einem neuwertigen Fahrzeug und somit auch mit einer brauchbaren Apotheke unterwegs sind.“
Im Bereich des Prüfzentrums Hartberg mussten 18 von 50 überprüften Apotheken beanstandet werden. 32 waren in Ordnung. Damit liegt der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld im Steiermarkvergleich im Mittelfeld, was das Verantwortungsbewusstein der Autofahrer in Sachen Erste-Hilfe betrifft. Am wenigsten mangelhafte Erste-Hilfe-Kästen wurden im Nachbarbezirk Südoststeiermark entdeckt. Zu den "Top-Sündern" gehört etwa der Raum Leibnitz – rund die Hälfte der Apotheken war abgelaufen.

Was das Gesetz vorschreibt

Wer beim Anhalten durch die Polizei mit einer abgelaufenen Autoapotheke erwischt wird, muss nicht zwangsläufig mit einer Strafe rechnen. Erst wenn die gesetzliche Minimalvorgabe – zur Wundversorgung geeignetes Verbandszeug in staubdichter Verpackung – nicht erfüllt ist, könnte ein Bußgeld fällig werden. Der Gesetzgeber schreibt jedenfalls nicht explizit vor, nach wie vielen Jahren eine Autoapotheke verpflichtend auszutauschen ist.
"Allerdings ergibt sich allein aufgrund der Haltbarkeit einzelner Bestandteile, dass eine jährliche Überprüfung empfehlenswert und eine gänzliche Erneuerung im Intervall von fünf bis sechs Jahren notwendig ist", so der Experte des Autofahrerklubs zur WOCHE.

Diesen Inhalt sollte eine Autoapotheke gemäß ÖNORM haben:

• vier Stück Dreieckstücher
• sechs Stück Wundauflagen (nicht verklebend, steril verpackt)
• Verbandtuch (nicht verklebend, steril verpackt)
• Spule Heftpflaster
• fünf Stück Pflasterstrips (einzeln und staubdicht verpackt)
• drei Stück Wundschnellverband (einzeln und staubdicht verpackt)
• Momentverbände (groß und mittel)
• elastische Mullbinden in verschiedenen Größen (unbeschichtet, einzeln
verpackt)
• Rettungsdecke
• rostfreie Verbandschere
• drei Paar medizinische Einmalhandschuhe
• Notfallbeatmungstuch
• Erste-Hilfe-Anleitung für Sofortmaßnahmen

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