Krisenintervention Fürstenfeld
"Ich will keinen einzigen Tag missen"
Sonja Krammer rief vor knapp 10 Jahren das Kriseninterventions Team (KIT) Fürstenfeld ins Leben. Die WOCHE sprach mit der KIT-Leiterin über die herausfordernde Arbeit, über den Zusammenhalt im Team und wie das Ehrenamt ihre Sicht auf das Leben verändert hat.
Der Tod ist eigentlich ein Thema, das gerne ins Abseits gestellt wird, das man ausblendet und mit dem man am liebsten nichts zu tun haben möchte. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Kriseninterventionsteams (KIT) sind tagtäglich damit konfrontiert.
Sie sind Helfer in Extremsituationen, unterstützen Angehörige und Hinterbliebene, sind einfach da, wenn Worte fehlen.
Begonnen hat alles im Rettungsdienst...
Seit rund 10 Jahren gibt es eine Krisenintervention (KIT) in Fürstenfeld, ebenso lange leitet Sonja Krammer das Team, das sich aktuell aus 10 Personen zusammensetzt. Die gebürtige Burgenländerin begann vor zwölf Jahren im Rettungsdienst des Roten Kreuzes Fürstenfeld. "Auch hier gibt es Einsätze, wo rasche und akute Hilfe nötig ist. Oft braucht es aber nicht nur die Hilfe im 'Jetzt' sondern auch im 'Danach'", betont Krammer, dass auch bei Angehörigen Betreuung nötig sei. Darum entschied sich die 38-Jährige vor neun Jahren, in der Rotkreuz-Bezirksstelle Fürstenfeld ein KIT-Team ins Leben zu rufen.
Berufliche "Grenzgängerin"
Rund 40 Mal wurde das Team im letzten Jahr alarmiert. Typische Einsatzgebiete sind Unfälle mit Todesfolge, Betreuung von Angehörigen nach außergewöhnlichen Todesfällen, Überbringung von Todesnachrichten, Betreuung von Angehörigen vermisster Personen, Katastrophenereignisse und Suizid, sowie Notfälle und Unfälle mit Kindern. Nicht nur deshalb sind Teddybär und Spielzeug Pflichtbestandteile der KIT-Notfallausrüstung. Für diese Arbeit bräuchte es viel Empathie und Feingefühl, betont Krammer. Das "Handwerkszeug" lerne man zwar in einem Kurs, das Gespür für die verschiedensten Krisensituationen müsste man aber einfach haben, so Krammer. Die Arbeit bringt die zweifache Mutter ab und zu nicht nur an die eigenen, sondern auch an die geografischen Grenzen. So ist sie nicht nur im RK-Bezirk Fürstenfeld, sondern auch im Südburgenland im Einsatz. Denn: "Krisensituationen kennen keine Grenzen. Was zählt ist, die Unterstützung und Hilfe, die man leistet", so Krammer.
"Fangen uns gegenseitig auf"
Mehr noch als ein "dickes Fell", sei Herzblut für die Arbeit erforderlich. "Die Einsätze sind nicht leicht. Großer Wert wird darum auf Teamfähigkeit gelegt. Wir fangen uns gegenseitig auf und verarbeiten das bei Einsätzen Erlebte miteinander, alleine geht das nicht", betont Krammer, dass man mit der Zeit lerne, die Bilder im Kopf abzulegen.
Jeden Tag genießen
"Aber vor allem die ersten Einsätze bleiben", so Krammer, die in den vergangenen Jahren zu über 200 Einsätzen gerufen wurde.
Kam da nicht einmal der Gedanke, dass es reicht? "Natürlich, immer wieder", gibt Krammer zu. "Vor allem wenn Kinder oder Bekannte involviert sind, ist es sehr schwer. Doch ich will keinen Tag missen. Die Arbeit gibt mir so viel zurück." Das KIT hätte auch ihren Blick auf das Leben verändert. "Man geht gelassener an Situationen heran, versucht Kleinigkeiten nicht so ernst zu nehmen und jeden Tag zu genießen."
Zur Person
- Name: Sonja Krammer
- Wohnort: Güssing
- Alter 38 Jahre
- seit 12 Jahren beim Roten Kreuz Fürstenfeld, seit knapp 10 Jahren leitet sie das Kriseninterventionsteam Fürstenfeld
- Mehr zum Kriseninterventionsteam lesen Sie hier
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