Mit der Tradition des Faschings gebrochen ? - Fastsonntag anstatt Faschingssonntag
Die Ausgelassenheit des Faschings, der Fasnacht oder des Karnevals ist eine uralte Form, sich Widrigem zu widersetzen und letztlich die lange Zeit der Kälte und Dunkelheit des Winters zu überwinden. Es ist eine überzeichnete Form der Lebensfreude, in der sich innere Sehnsüchte, Vorstellungen und Wünsche nach außen kehren. Im Mittelalter war es in dieser Zeit auch das letzte Mal, in der Alkohol der breiten Öffentlichkeit ausgeschenkt wurde, bevor die strenge Fastenzeit begann.
Die Fastenzeit ist dem Fasching völlig entgegengesetzt. Enthaltsamkeit, zeitlicher Verzicht auf Speise und Trank oder bestimmter Genussmittel bestimmen den Alltag. Die Ausgelassenheit weicht der Besinnlichkeit und spirituellen Vertiefung. Eine Vorbereitungszeit, um ganz andere Freuden zu genießen.
So geschehen am letzten Sonntag in Innsbruck in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen). Der Faschingssonntag wurde als Fasttag ausgerufen. Grund dafür ist, dass in der Tradition der Mormonen an jedem ersten Wochenende in jedem Monat des Jahres für 24 Stunden auf Speisen und Getränke verzichtet wird. Damit wird die besagte Einkehr und spirituelle Vertiefung erreicht, welche die Konzentration vom Weltlichen auf das Geistige verlagert. Die Beziehung zu Gott wird dabei in vielfältiger Weise vertieft. Die Gläubigen haben am Fastsonntag die Möglichkeit, von der Kanzel aus ihre Erfahrungen über diese spirituelle Seite des Lebens mit den Anwesenden zu teilen. Deshalb nennt sich dieser Gottesdienst auch Fast- und Zeugnisversammlung.
Eine weitere Tradition wird an diesem Sonntag von den Heiligen der Letzten Tage gelebt. Mindestens der Gegenwert der eingesparten Nahrung wird von den Gläubigen in Form eines Fastopfers für die Armen und Bedürftigen gespendet. Ein aktives Zeichen des Mitfühlens und der Nächstenliebe. Damit wird auch die Dankbarkeit Gott gegenüber zum Ausdruck gebracht, in der übrigen Zeit aus dem Vollen schöpfen zu können.
Die Mormonen in Tirol sind aber keine Kostverächter, was den Fasching anbelangt. Sie hatten ihre Kinderfaschingsfeier für die Familien bereits am Freitag zuvor in ihrem Gemeindehaus ausgetragen.
Näheres über das Gesetz des Fastens
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