Arbeit ohne Entlohnung
Au-Pairs wurden in Tirol ausgebeutet

Verdacht auf Ausbeutung: Die Mädchen aus den Drittstaaten wurden von der Beschuldigten und ihrem Freund gezwungen bis zu 105 Stunden in der Woche zu arbeiten.
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  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

In Tirol wurden zahlreiche Mädchen und Frauen aus Drittstaaten ausgebeutet. Sie arbeiteten teilweise bis zu 105 Wochenstunden und bekamen keine Entlohnung.

TIROL. Im Frühjahr 2019 hat das Landeskriminalamt Tirol nach einem Hinweis der Finanzpolizei Innsbruck Ermittlungen gegen eine 34-jährige, aus Deutschland zugezogene Italienerin aufgenommen, die im Verdacht stand, Au-pair-Mädchen zur Beaufsichtigung ihres 8 Jahre alten Sohnes und zur Mithilfe im Haushalt über eine eigene Au-pair-Agentur im Internet angeworben und in weiterer Folge ausgebeutet zu haben.

Zu diesem Zeitpunkt war nur der Fall eines 22-jährigen Au-pair-Mädchens aus Togo bekannt, das bei der Italienerin gearbeitet, aber vertragswidrig nicht entlohnt worden ist. Entgegen der Vereinbarung sei dem Mädchen kein eigenes Zimmer zur Verfügung gestellt worden. Sie musste mit mehreren Personen zusammen in einem Zimmer schlafen.

Nach einem entsprechenden Bericht des Landeskriminalamts an die Justizbehörden hat die Staatsanwaltschaft Innsbruck gegen die Italienerin u.a. wegen Verdachts des Menschenhandels ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Zahlreiche Mädchen aus Drittstaaten ausgebeutet

Im Zuge von weiteren Ermittlungen und Einvernahmen stellte sich heraus, dass bis Ende 2019 zahlreiche Au-pair-Mädchen von der Italienerin und ihrem 26-jährigen syrischen Lebensgefährten in großem Umfang in ihrer Arbeitskraft ausgebeutet wurden.
Auffallend war, dass es sich bei den Au-pair-Mädchen ausschließlich um Drittstaatsangehörige aus Togo, Marokko, Madagaskar und Georgien gehandelt hat.
Die Frauen wurden allesamt mit dem Versprechen nach Tirol gelockt, bei maximal 20 Stunden Wochenarbeitszeit und freien Tagen eine adäquate Unterkunft und ein angemessenes Taschengeld zu erhalten. Zudem wurde der Besuch eines kostenlosen Deutschkurses in Aussicht gestellt.

105 Wochenstunden gearbeitet – ohne Entlohnung

Tatsächlich mussten die Mädchen nicht nur im Haushalt der Italienerin, sondern auch in ihrer Putzfirma arbeiten – in Einzelfällen bis zu 105 Wochenstunden - ohne aber eine entsprechende Entlohnung zu erhalten. Auch die Unterbringung der jungen Frauen entsprach keinesfalls dem versprochenen Standard, da die Mädchen gezwungen wurden, auf Matratzen am Boden gemeinsam mit anderen Personen im Raum zu schlafen.
Insgesamt wurde von dem italienisch-syrischen Paar 8 Frauen im Alter zwischen 18 und 27 Jahren in ihrer Arbeitskraft ausgebeutet. In zwei Fällen sei es zu sexuellen Übergriffen durch eine dritte Person gekommen, die von dieser in Abrede gestellt wurde.

Nach Festnahme wieder auf freiem Fuß

Über richterliche Anordnung wurden die beiden Beschuldigten am 22.01.2020 festgenommen und zwei Hausdurchsuchungen durchgeführt. Dabei wurde ein niedriger 3-stelliger Bargeldbetrag sichergestellt.
Beide Festgenommenen wurden am 23.01.2020 auf Anordnung der Staatsanwaltschaft wieder auf freien Fuß gesetzt. Nach Abschluss der Erhebungen wird ein Bericht an die Staatsanwaltschaft erstattet werden.

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