Frühlingserwachen in Innsbruck
"Bitte pflücken" im Botanischen Garten
Mit dem Frühling erwacht die Natur und auch der Botanische Garten in Hötting. Vom Bärlauch bis zum blühenden Mangobaum.
INNSBRUCK. Der Botanische Garten in Hötting ist eine echte Oase. Am Sonnenhang der Stadt mit naturbelassenen Pflanzen, schattenspendenden Laubbäumen und viel Wissenswertes über die Flora der Alpen. Im Frühjahr geht es für die 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen (davon neun Lehrlinge) wieder ins Freie. Die Freude, draußen arbeiten zu können, ist beim Lokalaugenschein richtig greifbar. Hier sieht man Mitarbeiter im T-Shirt in der Sonne knieend kleine Setzlinge pipettieren, dort Mitarbeiterinnen neue Pflanzen in die Erde einsetzen. Ein Job, bei dem dreckige Fingernägel bedeuten, sich für die Arbeit richtig ins Zeug gelegt zu haben.
Diesmal blühte es bereits im Februar: Der Winterling mit seinen kleinen, gelben Blüten und dem grünen Kragen kündigte den Frühling als Erster an. Was der Seele gut tut – die hohen Temperaturen und viel Sonne – ist für die Pflanzen im Botanischen Garten aber eine echte Stresssituation. Cäcilia Lechner Pagitz ist Botanikerin und für die Öffentlichkeitsarbeit des Botanischen Gartens verantwortlich: "Wir haben noch nie so viel gegossen wie in den letzten Jahren. Das ist ein schleichender Prozess gewesen, die Pflanzen haben Trockenschäden bekommen. Jetzt müssen wir sogar Bäume bewässern, weil der Frühling extrem trocken ist und sich die Hitzeperioden im Sommer häufen." Die Frage, ob das nicht in der Natur der Sache liegt, dass sich das Klima stets ändert, winkt sie ab: "Das ist Menschengemacht und nicht normal."
Wenn ein Baum umzieht
Sie führt durch die Glashäuser, die seit der Corona-Zeit für die Besucher und Besucherinnen nicht zugänglich sind. Sie zeigt den Mangobaum, der nach acht Jahren wieder Blüten trägt: "Darauf haben wir richtig hingefiebert", erklärt sie. Untätig war man in den letzten Monaten außerdem auch trotz Publikumsverbots nicht. Der älteste Baum im Glashaus wurde zum Beispiel umgepflanzt. "Unser Palmenfarn stand am Plafond an und es war eine große Frage, ob sich ein 200 Jahre alter Baum bewegen lässt", so Lechner Pagitz. Es war ein langer und spektakulärer Vorgang bis man den mehrere Tonnen schweren Baum Millimeter für Millimeter "einen Stock" weiter runterrutschte. Diese Arbeiten – wie auch die Aufzucht von den Samen und der Austausch zwischen den Botanischen Gärten – bekommt das Publikum nicht mit, dabei macht es den Großteil der Winterarbeit aus.
Interaktiver Botanischer Garten
In normalen Jahren ist man viel interaktiver, erklärt Lechner Pagitz. Es kommen bis zu 4.000 Schüler und Schülerinnen jährlich zu Führungen und in die "grüne Schule". Spielerisch wird dabei botanisches Wissen vermittelt. Auch beim Stadtblatt-Besuch schwirren Volksschulkinder mit Blättern in der Hand durch den Garten. "Wir können solche Aktionen auf Grund der Verordnungen nicht umsetzen, jetzt machen das die Lehrer auf eigene Faust", so Lechner Pagitz.
Bis zu 7.000 Pflanzenarten zu entdecken
Insgesamt gibt es im Botanischen Garten 7.000 Arten zu entdecken. Die beim Publikum wohl beliebteste aller Arten ist der Bärlauch. Er ist fast nicht in den Griff zu bekommen und vermehrt sich rasant. Deshalb ist das Pflücken – kostenlos und in Haushaltsmengen – im Botanischen Garten nicht nur nicht verboten, sondern ausdrücklich erwünscht. Der Lokalaugenschein endet auch für die Reporterin in diesem nach Knoblauch riechenden Feld. Und so füllt der Besuch im Botanischen Garten nicht nur die leeren Seelen-Batterien, sondern zu Zeiten auch den Magen.
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