Frauen im Fokus
Mahnwache, feministisches Filmschaffen und orange Zeichen

Mahnwache der SPÖ Bezirksfrauen in der Innsbrucker Innenstadt: Gemeinderätinnen Innsbruck Daniela Hackl, Nicole Heinlein, Bezirksfrauenvorstandsmitglied Innsbruck Land Heidi Reitstätter, Landesfrauenvorsitzende Selma Yildirim, Gerti Haslwanter, Landtagsabgeordnete und Bezirksfrauenvorsitzende Innsbruck Land Sonja Föger Kalchschmied, Bezirksfrauenvorstandsmitglied Innsbruck Daniela Meichtry (v.l.) | Foto: Hitthaler Julia
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  • Mahnwache der SPÖ Bezirksfrauen in der Innsbrucker Innenstadt: Gemeinderätinnen Innsbruck Daniela Hackl, Nicole Heinlein, Bezirksfrauenvorstandsmitglied Innsbruck Land Heidi Reitstätter, Landesfrauenvorsitzende Selma Yildirim, Gerti Haslwanter, Landtagsabgeordnete und Bezirksfrauenvorsitzende Innsbruck Land Sonja Föger Kalchschmied, Bezirksfrauenvorstandsmitglied Innsbruck Daniela Meichtry (v.l.)
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Mit dem gestrigen internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember endete die Aktion "16 Tage gegen Gewalt". MeinBezirk blickt auf einige frauenspezifische Schwerpunkte. 

INNSBRUCK. Kaum eine Zeit, mit Ausnahme dem 8. März, ist so von Frauenthemen geprägt, wie die ersten beiden Dezemberwochen. Grund dafür ist die Aktion "16 Tage gegen Gewalt", die mit vielen Veranstaltungen, Symbolen und Informationen vom 25. November bis zum 10. Dezember ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen, Mädchen und genderqueere Personen setzen will. Dabei sind nicht nur häusliche Gewalt und Femizide im Fokus sondern vor allem auch gesellschaftliche Strukturen, die ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern verursachen.

Auch in Innsbruck beteiligte man sich aktiv an der Aktion. Neben der großen Auftaktsdemo, einem Filmabend, einem Fli*ntas Brunch, Vortragsabenden und Lesungen, gab es auch einige Installationen in der Stadt zu sehen. So wehte vom Rathaus in Innsbruck eine Flagge und am Gebäude der Tiroler Versicherung prangen die Worte "Hellwach bei Gewalt an Frauen". Auch Selbstverteidigungskurse waren Teil des vielfältigen Programms zur Aktion "16 Tage gegen Gewalt". 

Lila Rosen rufen gegen Gewalt an Frauen und genderqueere Personen auf.  | Foto: Alicia Martin Gomez
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Entstehung der Aktion

Die Aktion, die weltweit am 25. November startet, unterstützt nicht nur die Frauen der Gegenwart sondern gedenkt vor allem drei Frauen aus der Dominikanischen Republik, die Opfer von Gewalt wurden. Die Schwestern Patria, Minerva und María Teresa Mirabal waren in den 50er Jahren Widerstandskämpferinnen gegen die Trujillo- Diktatur. Zusammen mit ihren Ehemännern gehörten sie der Organisation „Bewegung des 14. Juni“ an – mit dem Ziel, Trujillo zu stürzen und sich für Frieden und Demokratie in ihrem Land einzusetzen. Dieser Einsatz der als "Las Mariposas" bekannten Frauen kostete ihnen am 25.11. 1960 schlussendlich das Leben. 
Als Patria, Minerva und María Teresa ihre Männer im Gefängnis besuchten, wurden sie auf dem Rückweg vom Geheimdienst Trujillos in den Bergen überfallen. Die Morde wurden als Autounfall fingiert, doch die Familie ließ trotz des Verbots die Leichen untersuchen, und es wurde schnell klar, dass die jungen Frauen, ähnlich wie auch während ihrer Gefängnisaufenthalte zuvor, misshandelt und erdrosselt und dann in ihrem Jeep einen Steilhang hinuntergestoßen wurden. Die Schwestern Mirabal wurden zur Legende und ihr Mut weltweit gilt als Symbol für den feministischen Kampf gegen jegliches Unrecht. Der 25. November, der Tag ihrer Ermordung, ist inzwischen der „Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen“.

"Wir wollen uns Lebend" war das Motto der Auftaktsdemo, dass in Gedenken an die Mirabal-Schwestern auch auf Spanisch gerufen wurde.   | Foto: Alicia Martin Gomez
  • "Wir wollen uns Lebend" war das Motto der Auftaktsdemo, dass in Gedenken an die Mirabal-Schwestern auch auf Spanisch gerufen wurde.
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Zwischen Schweigen und Schreien 

Ganz nach dem Vorbild aus der Dominikanischen Republik setzten sich auch die Frauen und Mädchen sowie zahlreiche Unterstützerinnen und Unterstützer in Innsbruck gegen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern und gegen Gewalt an Frauen ein. Die Aktion startete mit einer großen Auftaktdemo durch die Straßen Innsbrucks bei denen Parolen wie "Nehmt ihr uns eine, antworten wir alle" oder "Man tötet nicht aus Liebe, Stoppt Femizide" widerhallten. Die Demo war eine laute Reaktion darauf, dass es allein im Jahr 2024 Medienberichten zufolge österreichweit 27 Femizide und 41 Fälle schwerer Gewalt an Frauen gab (Stand 2.12.2024). Während der 16 tägigen Aktion gilt es, Frauen eine Stimme zu gegeben, die sonst kaum gehört oder miteinbezogen wird, und für politische Maßnahmen zur Sicherheit und Unterstützung von Frauen einzutreten. Aus diesem Grund wurden zahlreiche Diskussionsrunden veranstaltet, unter anderem auch ein Frauenpolitischer Austausch am 27. November.

Ob schweigend oder rufend in Innsbruck demonstriert man gegen geschlechtsbasierte Ungerechtigkeit. | Foto: Alicia Martin Gomez
  • Ob schweigend oder rufend in Innsbruck demonstriert man gegen geschlechtsbasierte Ungerechtigkeit.
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Dass man Widerstand aber auch stillschweigend leisten kann, zeigte sich beim Schweigemarsch am 28. November sowie bei der abschließenden Mahnwache der SPÖ-Frauen am 9. Dezember. Beides versinnbildlichte nicht nur, dass die weibliche Stimme häufig ignoriert wird, sondern auch , dass sich Frauen, die Opfer von Gewalt werden, oft schweigend schämen, anstatt die Täter anzuprangern. Genau aus diesem Grund gibt es auch die Kampagne "Die Scham muss die Seiten wechseln", die aufzeigt, dass Victim-Blaming, also die sogenannte Täter-Opfer-Umkehr, mit Sätzen wie „Wenn du so rausgehst, brauchst du dich nicht zu wundern!”, „Womit hast du denn gerechnet, wenn du dich so verhältst?” oder „Hast du denn gesagt, dass du das nicht willst?”, noch immer an der Tagesordnung steht und Frauen mit ihren Sorgen und Ängsten nicht ernst nimmt. 

Arbeit von Frauen wertschätzen 

Das Nicht-ernst-Nehmen von Ängsten und Sorgen zeigt sich auch darin, dass weiblich geprägte Berufe bis heute schlechter bezahlt werden und auch die unbezahlte Carearbeit zu großen Teilen an den Frauen hängen bleibt. Auch in männerdominierten Berufen gehen Frauen häufig unter und bekommen seltener Führungspositionen. Allein in Innsbruck wurde der sogenannte Equal Pay Day (mehr dazu HIER) am 20. November erreicht, von dem aus Frauen statistisch gesehen bis zum Ende des Jahres gratis arbeiten. Dieses Ungleichgewicht sorgt dafür, dass Frauen häufig in ein Abhängigkeitsverhältnis geraten und somit auch seltener aus gewaltreichen Beziehungen ausbrechen können. 

Eine Organisation, die 20 Jahre lang den Spieß umgedreht hat und vor allem weibliche Arbeit in einer männerdominierten Branche hervorgehoben und wertgeschätzt hat war "Kinovi(sie)onen". Mit einem letzten Filmfestival im heurigen Jahr widmeten sich Gertraud Eiter und Gerlinde Schwarz erneut dem feministischen Filmschaffenden und unterstützten damit Frauen und Frauenthemen in der Filmwelt.

"Das feministische Filmschaffen ist vielfältig und bunt. Es bringt die unterschiedlichen Lebenswelten und Lebenskonzepte von Frauen* auf die Leinwand, reproduziert keine Geschlechterstereotype, weist auf Schieflagen hin und ist auch unbequem. Feministisches Filmschaffen macht die Welt idealerweise ein kleines bißchen besser hinsichtlich Gleichbehandlung von und Solidarität mit allen Menschen (unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung und Herkunft).", 

berichteten die Festival-Organisatorinnen in einem Interview mit MeinBezirk. 

In den vergangenen 20 Jahren habenGertraut und Gerlinde beinahe 500 Filme von Frauen 
präsentiert. | Foto: Kinovi(sie)onen
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Orange und Lila als Symbolfarben

Während die beiden Damen von "Kinovi(sie)onen" Frauenthemen auf die Leinwand bringen, gibt es noch weitere Symbole, die auf die Aktion "16 Tage gegen Gewalt" und die Lebensumstände von Frauen aufmerksam machen. Eines davon sind die weltweit verbreiteten lila Rosen auch als "Roses against Voilence" bekannt (Mehr dazu HIER). Die Farbe Lila steht schon seit Jahrzehnten für die Frauenbewegung und findet in den gehäkelten Rosen ein Revival. Doch zum Zeitraum der Aktion leuchtet noch eine andere Farbe in Innsbruck hell auf. Unter dem Motto "Orange the World", das von der UN ins Leben gerufen wurde, wird mit oranger Beleuchtung und Beflaggung von Gebäuden ein sichtbares Zeichen gegen jegliche Form von Gewalt an Frauen und Mädchen gesetzt. In Innsbruck wurde das Portal des Landhaus 1 für 16 Tage in orangefarbenes Licht gehüllt.

 „Das orange beleuchtete Landhaus ist Mahnmal gegen jede Form von Gewalt und soll alle, die daran vorbeigehen, ermutigen, beim kleinsten Verdacht auf Gewalt hin- und nicht wegzusehen“,

betonen Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann und die VizepräsidentInnen Dominik Mainusch sowie Elisabeth Blanik.

„Es soll aber auch ein Symbol des Empowerment gewaltbetroffener Frauen sein. Die Zahl der Frauen und Mädchen, die über Gewalterfahrungen sprechen, nimmt zu. Sie tragen entscheidend dazu bei, das gesamtgesellschaftliche Problem zu enttabuisieren und unterstützen damit Betroffene, die ihre Stimmen aus unterschiedlichen Gründen nicht erheben können.“

Die Stimme erheben auch Schülerinnen und Schüler der Ferrarischule. Orange gekleidet sagen sie in einem Reel laut und klar "Stopp" zu Gewalt an Frauen und Mädchen. (HIER gehts zum Video)

Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann (3.v.li.), Vizepräsidentin Elisabeth Blanik (4.v.li.), Vizepräsident Dominik Mainusch und LRin Eva Pawlata vor dem orange beleuchteten Landhaus | Foto:  Tiroler Landtag/Christanell
  • Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann (3.v.li.), Vizepräsidentin Elisabeth Blanik (4.v.li.), Vizepräsident Dominik Mainusch und LRin Eva Pawlata vor dem orange beleuchteten Landhaus
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Einige Zahlen und Fakten

In Österreich ist jede dritte Frau von körperlicher und/oder sexueller Gewalt innerhalb oder außerhalb von intimen Beziehungen (erlebt ab dem Alter von 15 Jahren) betroffen – laut Statistik sind es nahezu 35% der weiblichen Bevölkerung. (Quelle: Statistik Austria, 2021). Mehr als jede vierte Frau musste eine Form von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz erfahren (26,59%) und jede fünfte ist von Stalking betroffen (21,88%).

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