Linie 6 (Umfrage)
Trotz Versprechens kein Geld für Attraktivierung, laufende Finanzierung fehlt

Gebrochenes Versprechen? Für die Attraktivierung der Linie 6 fehlt das Geld. | Foto: Wilhelm
  • Gebrochenes Versprechen? Für die Attraktivierung der Linie 6 fehlt das Geld.
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INNSBRUCK. Im April 2021 wurden Pläne für die Attraktivierung der Linie 6 präsentiert. Die Anbindung an das Straßennetz und eine stündliche Fahrt waren die Höhepunkte. Sechs Monate später können die Pläne wegen Geldmangel doch nicht realisiert werden. Bgm., Willi betont die laufende Finanzierungsfrage. FPÖ, ÖVP und Gerechtes Innsbruck üben scharfe Kritik. Im November ist der Betrieb der Linie 6 wegen Sanierungsarbeiten eingestellt.

Laufende Finanzierung fehlt

„Die Pönalezahlungen der Firma Bombardier haben zwei Möglichkeiten aufgetan: Die Stadt Innsbruck zahlt um diesen Betrag weniger an die IVB oder sie bleibt bei der ursprünglichen Summe und die IVB kann die – in diesem Fall – zusätzlichen Gelder nutzen, um sie in den Ausbau der Infrastruktur zu stecken. Am Ende hat man sich für die erste Variante entschieden", teilt Bürgermeister Georg Willi der BezirksBlätter Innsbruck-Redaktion mit: "Um in Krisenzeiten die Stadtkassa zu schonen, vor allem aber aus folgendem Grund: Selbst wenn die IVB die Gelder in den Ausbau der Infrastruktur der 6er steckt, fehlt die Finanzierung für den laufenden Betrieb einer ausgebauten Linie 6. Für den wären jährlich 400.000 Euro nötig, diese Gelder sind aktuell aber nicht verfügbar. Die Idee, den Betrieb der Linie 6 so auszubauen, dass sie stündlich in die Innenstadt weiterfährt, halte ich nach wie vor für richtig und wichtig. Eine Umsetzung macht aber nur Sinn, wenn auch eine entsprechende, nachhaltige Finanzierung gesichert werden kann.“

Soll das Angebot der Linie 6 verbessert werden?

Stadtteilausschuss

„Seit dem gestrigen Stadtteilausschuss Igls ist es amtlich. Die Linie 6 wird zu jeder Stunde fahren und sie wird bis zum Hauptbahnhof führen.“ Die Frage der Finanzierung ist bereits geklärt. „Eine Entschädigungszahlung der Firma Bombardier für Nichteinhaltung von Lieferkontingenten wird dafür verwendet“, erklärte SP-Gemeinderat Helmut Buchacher im April 2021. Von Seiten des Stadtteilausschusses wurde festgehalten: "In der Sitzung des Igler Stadtteilausschusses am 14.4.2021 wurde vom GF der IVB angekündigt, dass die finanziellen Mittel zur Adaptierung der Weichenanlage bzw. Haltestelle in Wilten nun zur Verfügung stehen. Damit können nun die infrastrukturellen Voraussetzungen zur Durchbindung der 6er in die Linie 1 geschaffen werden. Als Zeithorizont bis zur Fertigstellung der Arbeiten wurde der Herbst 2022 genannt." Bei der Stadtteilausschusssitzung am 20.10. folgte dann die Überraschung. Unter dem Tagesordnungspunkt "Status Quo Attraktivierung Linie 6" wurde mitgeteilt, dass für die geplante Attraktivierung kein Geld vorhanden sein.

Soll die Linie 6 in die Innenstadt fahren?

Scharfe Kritik

FPÖ-Stadtrat Rudi Federspiel zeigt sich verärgert und verwundert über die Absage der Realisierungspläne: "Bgm. Willi hat mit den Worten "Jetzt ist was Schönes passiert" im April den Iglerinnen und Iglern ein klares Versprechen gemacht. Sechs Monate später bricht der 'Bürgermeister für Alle' diese Versprechen, ohne Begründung oder genauen Auskünfte mit der lapidaren Info: 'Das Geld wäre nicht mehr'." Der Igls wohnhafte Stadtrat kündigt sowohl politische Maßnahmen im Gemeinderat als auch Maßnahmen der betroffenen Bevölkerung an. "Wir werden dieses politische Handeln des Bürgermeisters nicht einfach so zur Kenntnis nehmen", meint Federspiel abschließend.

Soll der Fahrplan der Linie 6 verbessert und der Takt erhöht werden?

Versprechen gebrochen

„Damit hat der Bürgermeister sein vollmundiges Versprechen im Igler Stadtteilausschuss vom April 2021, die Igler-Bahn an das Innsbrucker Straßenbahnnetz anzubinden, jetzt wieder gebrochen. Auch der damals groß angekündigte Spezialwagon für den Fahrradtransport ins Mittelgebirge, der von allen sehr begrüßt wurde, scheint damit eine Beerdigung der ersten Klasse zu erfahren“, so reagiert heute die Obfrau des Verkehrsausschusses, GR Mariella Lutz, auf das geplatzte Projekt der Anbindung der IVB-Linie 6 an das Innsbrucker Straßenbahnnetz. „Warum plötzlich die finanziellen Mittel dafür nicht mehr vorhanden sein sollen, konnte Willi den anwesenden Sitzungsteilnehmern nicht wirklich plausibel erklären. Durch diese Vorgangsweise dokumentiert Georg Willi einmal mehr, dass er bei den Finanzen keinen Überblick mehr hat und somit das Budget in unserer Stadt nicht mehr im Griff hat. Ich kann den Ärger und den Frust der Iglerinnen und Igler über das gebrochene Versprechen sehr gut verstehen. Wenn Zusagen plötzlich gebrochen werden, führt das zu einem hohen Vertrauensverlust in der Bevölkerung. Den hat hier Bürgermeister Georg Willi alleine zu verantworten. Wir werden uns selbstverständlich jedenfalls weiterhin für die Anbindung der Linie 6 an das Straßenbahnnetz und somit an die Innsbrucker Innenstadt einsetzen“, kritisiert GR Lutz scharf die chaotische Vorgangsweise von Bürgermeister Willi.

Pönalzahlungen

„In der Anfragebeantwortung vom 12. November 2020 teilte Bürgermeister Georg Willi dem Gerechten Innsbruck mit, dass nach dem Beschluss des Regionalbahnbeirates die Summe der Pönalzahlung dem Budget des Regionalbahnprojektes zugeordnet wurde, da ja auch die Kostentragung des Fahrzeugankaufes aus dem Budget der Regionalbahn bezahlt wurde. Um diesen Betrag zahlen also die Stadt Innsbruck und das Land Tirol weniger in das Budget ein“, teilt GR Gerald Depaoli in einer Aussendung mit. „Die Pönalzahlungen der Fa. Bombardier standen somit offensichtlich nie für Investitionen in die Linie 6 zur Verfügung. Bgm. Georg Willi hat wider besseres Wissen im Stadtteilausschuss Igls im April 2021 somit mutmaßlich die Unwahrheit gesagt, in dem er mit den Worten ‚Jetzt ist was Schönes passiert‘ verkündete, dass Geld für die Igler Bahn zur Verfügung gestellt werden könne, und die Pönalzahlungen für Lieferverzögerungen der Firma Bombardier in die Linie 6 investiert werden,“so GR Gerald Depaoli weiter. „Selbstverständlich wird Bgm. Georg Willi dem Gerechten Innsbruck in einer weiteren schriftlichen Anfrage, welche bei der kommenden GR-Sitzung im November 2021 eingebracht wird, unter anderem beantworten müssen, warum er wider besseres Wissen im Stadtteilausschuss Igls im April 2021 mutmaßlich die Unwahrheit gesagt hat,“ kündigt GR Gerald Depaoli an. „Das Gerechte Innsbruck steht zu 100 % zu den geplanten Investitionen in die Linie 6, von welchen nicht nur die Igler, sondern alle Innsbruckerinnen und Innsbrucker, ebenso auch der Tourismus profitieren würden. Es ist für das Gerechte Innsbruck absolut nicht nachvollziehbar, dass für den Ausbau einer Straßenbahnlinie im Jahr 2022 kein Geld vorhanden sein soll“, schließt GR Gerald Depaoli.

Betriebseinstellung

Aufgrund von Sanierungsarbeiten an der Oberleitung bleiben die Fahrzeuggarnituren der Linie 6 in den nächsten vier Wochen in der Remise. Die Arbeiten dauern von 2. November bis einschließlich 28. November 2021. Dabei werden Teile der Fahrleitung ausgetauscht und erneuert. Die Fahrgäste von bzw. ins Mittelgebirge werden ersucht, in der Zwischenzeit die Busverbindungen der Linie J bzw. den Postbus zu benutzen.

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