Fußgänger sehen Rot
Wenn die Öffis fahren, steht der Passant

Ein Paradebeispiel der Fußgänger-Benachteiligung: Von der Schützenstraße zum Schusterbergweg werden Fußgängerinnen über fünf Ampeln und sechs Zebrastreifen geführt.
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  • Ein Paradebeispiel der Fußgänger-Benachteiligung: Von der Schützenstraße zum Schusterbergweg werden Fußgängerinnen über fünf Ampeln und sechs Zebrastreifen geführt.
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Lange Rotphasen und viele Umwege: Wer in Innsbruck zu Fuß unterwegs ist, muss sich oft ärgern.

INNSBRUCK. Wer zum Bahnhof rennt, muss oft anhalten und um sein Zug bangen: In Innsbruck sind die Rotphasen für Fußgänger bei den Kreuzungen – besonders in diesem Abschnitt der Stadt – sehr lang. Ein großer Ärger für Passanten, die z. B. an der Kreuzung Museumstraße/Bruneckerstraße oder am Zebrastreifen bei der Bahnhof-Polizeistation auf eine Grünphase warten. Hier greift die aktuelle politische Überlegung: Öffentlicher Verkehr zuerst – und, wo viel öffentlicher Verkehr zusammenfließt, müssen die Fußgänger eben stehen bleiben. Dabei lässt auch der KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) die Alarmglocken schrillen: Tirol führt den Negativrekord an, wenn es darum geht, an ungeregelten Schutzwegen für Fußgänger anzuhalten (Analyse von September-Oktober 2020). Das STADTBLATT hat einige Hotspots zusammengetragen und vom Stadtmagistrat eine Erläuterung eingeholt.

Sillpark-Kreuzung

Problem: Keine Überquerungsmöglichkeit von der Brunecker Straße in die Ing.-Etzel-Straße
Lange Rotphase bei der Ampel Museumstraße
Antwort: Die Sillpark-Kreuzung ist extrem dicht, da ist jede Sekunde Freizeit (die Zeit, die zwischen dem Rot schalten der einen Verkehrsteilnehmer und das Grün schalten der anderen vergeht) verplant. Ein zusätzlicher Übergang ist hier nicht möglich – eine längere Grünphase bei der Ampel Museumstraße, ist nur zu Lasten der Straßenbahnlinien 2 und 5 möglich.

Kreuzung Amraser Straße/Defregger-Straße

Problem: Lange Rotphase bei der Ampel für Fußgänger über die Amraserstraße
Antwort: Eine längere Grünphase bei der Ampel Museumstraße, ist nur zu Lasten der Straßenbahnlinien 2 und 5 möglich.

Kreuzung Hallerstraße/Schützenstraße/Schusterbergweg

Problem: Keine direkte Querungsmöglichkeit: Um von der Schützenstraße zum Schusterbergweg zu kommen: Man muss fünf Ampeln und sechs Zebrastreifen überqueren.
Antwort: An der Kreuzung Haller/Schützenstraße und Schusterbergweg ist die Situation für FußgängerInnen tatsächlich unbefriedigend. Hier würde aber nur ein Kreuzungsumbau helfen, der aber momentan nicht vorrangig ist.

Südring

Problem: Insgesamt nur 14 Querungsmöglichkeiten für Fußgänger auf zirka 3,5 km (von Freiburgerbrücke bis DEZ)
Antwort: Zum Südring haben wir zahlreiche Radwünsche, die wir nächstes Jahr zu erfüllen beginnen können – über zu wenig Querungsmöglichkeiten für FußgängerInnen, haben wir von BürgerInnenseite keine Meldungen oder Beschwerden. Neu geplant wird hier die Kreuzung Leopoldstraße/Südring im Rahmen der Herstellung eines durchgehenden Radwegs.

Amraserstraße/Südring

Problem: Keine direkte Querung möglich. Man muss auf der Straßeninsel mitten im Verkehr auf die Grünphase warten.
Antwort: An der Kreuzung Amraserstraße/Südring ist die Ampel so programmiert, dass bei der angesprochenen normalen Gehgeschwindigkeit (1,5 m/s) und Start bei Grün, das durchgehende Überqueren unter einem Mal möglich ist.

Grabenweg/Rossau

Problem: Im Leiner-Kreisverkehr gibt es keine Möglichkeit von der Jet-Tankstelle direkt zum ehemaligen Leiner-Gebäude zu kommen. Man muss über drei Zebrastreifen rundherum gehen.
Antwort: Zu Grabenweg/Rossau haben wir keine Beschwerden, das Anliegen ist aber bei den FußverkehrskoordinatorInnen deponiert. Für die Rossau wird im kommenden Jahr ein großräumigeres Konzept zu erarbeiten begonnen – da liegt ja auch radverkehrsmäßig Einiges im Argen.

Kreuzung Mentlbergstraße/Waldstraße

Problem: Welchen Sinn hat hier die Verkehrsampel?
Antwort: Die Ampel an der Kreuzung Mentlberg/Waldstraße ist eine Engstellensignalisierung für den öffentlichen Verkehr. Das heißt, hier fährt ein öffentliches Verkehrsmittel, das diesen Bereich für alle anderen auf Rot schalten kann, weil im Begegnungsfall kein Passieren möglich wäre.

Reichenauerstraße/Langer Weg

Problem: Sehr lange Rotphase für die Fußgänger.
Antwort: Zeitweise auftretende lange Rotphasen für FußgängerInnen an der Kreuzung Reichenauerstr/Langer Weg, sind Resultat der hohen Priorisierung des Öffentlichen Verkehrs.



Fußgängerüberquerung  zur Polizeiinspektion am Bahnhof

Problem: Lange Rotphase für Fußgänger
Antwort: Zeitweise auftretende lange Rotphasen für FußgängerInnen an dieser Kreuzung sind Resultat der hohen Priorisierung des Öffentlichen Verkehrs.

Emile-Béthouart-Steg

Problem: Bei Überquerung zum Hofgarten nur sehr kurze Grünphase für Fußgänger (besonders im Hinblick auf Haus St. Josef und deren älteren Bewohner, die gerne hier spazieren gehen)
Antwort: Am Emile-Béthouart-Steg ist wie an anderen Ampeln mit viel langsamem FußgängerInnen-Publikum – wie in der Nähe von Schulen, Kindergärten und SeniorInnenheimen – eine Verlängerung der Ampelzeit um 50% durch ein Drücken der Taste an der Unterseite möglich.

Geschäftszeile beim Sillpark (Amraserstraße)

Problem: Hier wird oft aus süd-östlicher Richtung die Straße zu den Bushaltestellen, die sich ja zwischen den Verkehrsspuren befindet, gequert. Auf dieser Seite gibt es keinen Zebrastreifen, auf der anderen Seite bei der Stadtbibliothek aber schon.
Antwort: Dazu haben wir keine Beschwerden erhalten. Das Anliegen ist aber bei den FußverkehrskoordinatorInnen deponiert

Amraser Straße von Sillpark bis zur Defreggerstraße

Problem: Gesamter Straßenabschnitt als Problemzone, z. B. Fußgängerübergang zwischen Hallenbad und Hunoldstraße. Hier schaltet die Ampel nicht gleichzeitig, zahlreiche Gleisen sind – ohne Zebrastreifen und Co. – zu überqueren.
Antwort: Der Öffentliche Verkehr hat Vorrang

Unsere aufmerksamen Stadtblatt-Leser ergänzen die Liste

  • Blasius-Hueber-Straße/Innrain: Sehr lange Querung – Menschen mit Mobilitätseinschränkungen kommen hier kaum rüber.
  • Technikerstraße/Viktor-Franz-Hess-Straße: Ampelschaltung unverständlich und lange Rotphase.
  • Kein Fußgängerübergang auf der Höttinger Au zwischen Blasius-Hueber-Straße (Unibrücke) und Höttinger Auffahrt

Öffis haben Vorrang

Allgemeine Erläuterungen aus dem Büro der zuständigen Vizebürgermeisterin, Uschi Schwarzl: Die meisten genannten Stellen bräuchten für eine Verbesserung der Situation für FußgängerInnen entweder eine Umverteilung der Grünzeiten an den Kreuzungen oder bauliche Maßnahmen. Wir würden das sofort machen, ginge es nur zu Lasten des Individualverkehrs, aber die Abwägung zwischen schnellem Öffentlichen Verkehr und schnellem Fußverkehr, ist schwierig. Wir haben aber alle Anregungen an die Rad- und Fußverkehrskoodination weitergeleitet und in deren langfristige Planung wird das einfließen: Mit der Fertigstellung des Radmasterplans geht das Augenmerk dort jetzt auch stärker zum Fußverkehr.

Allegmein zu den Ampeln

Zu den Ampeln muss man auch vorausschicken, dass die "Freizeiten" für FußgängerInnen länger als die Grünphasen sind: Auch wer beim letzten Grünblinken auf den Zebrastreifen geht, kommt mit einer mittleren Zu-Fuß-Geschwindigkeit noch auf die andere Seite, bevor der motorisierte Verkehr Grün bekommt.
Die Stadt Innsbruck hat außerdem längere Ampelzeiten als in den Richtlinien vorgesehen: Die Durchschnittsgeschwindigkeit von FußgängerInnen wird bei uns bei allen neuen und neu programmierten Ampeln auf 1,2 Meter/Sekunde statt wie in den Richtlinien vorgesehen, 1,5 Meter/Sekunde, festgelegt. Das ergibt 20 % mehr Grünzeit als vorgeschrieben.

Was bisher geschah

Punktuell wurden Verbesserungen für FußgängerInnen umgesetzt. Zum Beispiel ein neuer Schutzweg und Fahrbahnverschmälerungen an den Kreuzungen

  • Schlotthofweg/Schneeburggasse,
  • Rennweg/Mühlauer Brücke,
  • Santifaller/Fischnalerstr oder
  • Innrain/Schöpfstraße

Ein zusätzlicher Schutzweg in der Fischnalerstraße, am Übergang zur Innpromenade, ist ebenfalls in Planung.

Ein Paradebeispiel der Fußgänger-Benachteiligung: Von der Schützenstraße zum Schusterbergweg werden Fußgängerinnen über fünf Ampeln und sechs Zebrastreifen geführt.
Von der Bruneckerstraße laufen immer wieder Fußgänger ungeschützt über die Kreuzung zur Ing.-Etzel-Straße rüber. Ein gefährliches Unterfangen.
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