Zeitgeschichte
Zeichen für Frieden und Menschlichkeit

"Dianas Kindergarten" soll an die humanistische Großtat erinnern. | Foto: BB Archiv
  • "Dianas Kindergarten" soll an die humanistische Großtat erinnern.
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INNSBRUCK. Der städtische Kindergarten in der Burghard-Breitner-Straße trägt künftig einen neuen Namen. Mehrheitlich fiel die Entscheidung im Innsbrucker Stadtsenat, die Betreuungseinrichtung in „Städtischer Kindergarten Reichenau Ost. Diana Budisavljević“ umzubenennen. Dem voraus geht ein bereits 2014 gefasster Beschluss des Kulturausschusses, einen künftigen neuen Kindergarten am Campagne-Areal nach Diana Budisavljević zu benennen.

Zeichen

„Wir ziehen den Beschluss aus der Vorperiode nun bewusst vor. Die als Diana Obexer geborene Innsbruckerin hat während des Zweiten Weltkriegs tausende Kinder aus den Todeslagern des kroatischen Ustascha-Regimes gerettet. Ihre humanistische Großtat soll als Gegenentwurf zu Breitners menschenverachtenden Untaten verstanden werden. Mit der Umbenennung setzen wir ein wunderbares Zeichen für Frieden und Menschlichkeit“, betonen Bildungsstadträtin Elisabeth Mayr und Kulturausschuss-Vorsitzende Irene Heisz und ergänzen: „Wir freuen uns, dass der Kindergarten im Volksmund bald ‚Diana-Kindergarten‘ heißen wird.“

Sichtbare Geschichte

Aufgrund der Rolle Breitners im Nationalsozialismus wird die gleichnamige Bushaltestelle der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) in Hegnerstraße umbenannt. Das städtische Ehrengrab Breitners wurde bereits aberkannt. Die Burghard-Breitner-Straße behält jedoch ihren Namen: Die Straßenschilder sind mit erklärenden Zusatztafeln versehen, die auf Breitners Durchführung von Zwangsterilisationen im Sinne der menschenverachtenden Gesundheitspolitik des NS-Regimes hinweisen.

Im Einsatz für die Menschlichkeit

Geboren wurde Diana Obexer-Budisavljević am 15. Jänner 1891 in Innsbruck als Tochter eines Innsbrucker Unternehmers, dem Begründer des Hotels „Maria Theresia“. 1917 heiratete sie den kroatischen Serben Dr. med. Julije Budisavljević und übersiedelte zwei Jahre später nach Zagreb. Von 1941 bis 1945 setzte sie sich vor allem für Kinder von Internierten des Ustascha-Regimes ein: Sie rettete Kinder vor deren Ermordung, betreute sie und sorgte für entsprechende Pflegeheime und -familien. Darüber hinaus engagierte sie sich auch für die Zusammenführung einzelner Familienmitglieder sowie den Briefaustausch zwischen Verwandten – meist zwischen Müttern im Lager und ihren Kindern außerhalb des Lagers. Sie war an der Rettung bzw. versuchten Rettung von bis zu 12.000 Personen beteiligt, mehrere tausend Menschen wurden dabei nachweislich gerettet. Die Finanzierung dieser Einsätze setzte sich aus lokalen Spenden zusammen sowie dem Einsatz der gesamten Familie. Die Innsbruckerin starb am 20. August 1978 in ihrer Geburtsstadt.

Erinnerungstafel

Text der Tafel am Haus Maria-Theresien-Straße 15:

"Diana Obexer-Budisavljevic
1891 – 1978

Diana Obexer-Budisavljevic rettete während des Zweiten Weltkrieges im ehemaligen Jugoslawien mit Hilfe von weiteren AktivistInnen über 10.000 Kinder aus den Lagern des faschistischen Ustascha-Regimes.

Erst Jahre nach ihrem Tod wurde ihr humanitäres Engagement auch hier in ihrer Heimatstadt bekannt. Mit dieser Tafel an ihrem Elternhaus dankt die Stadt Innsbruck dieser mutigen Frau."

Dianas Liste

Das Haus, in welchem Diana Obexer geboren wurde, kennt jeder: Heute ist darin die Tyrolia-Zentrale untergebracht. Die Händlerstochter, die in der Maria-Theresien-Straße aufgewachsen ist, heiratete einen serbisch-kroatischen Arzt – Julije Budisavljević – und zog 1919 nach Zagreb, wo sie später auch den Zweiten Weltkrieg miterlebte. In Kroatien übernahm 1941 die faschistisch geprägte Ustascha die Macht und verfolgte nicht nur Juden und Roma, sondern vor allem die serbische Bevölkerung.

Vergessene Heldin

Als Diana Budisavljević von den Zuständen in den KZ-Lagern erfuhr, entschied sie sich zu handeln. Sie setzte alle Hebel in Bewegung – die als Frau eines einflussreichen Chirurges relativ viele waren –, um serbisch-orthodoxe Kinder aus den Lagern zu retten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren das in Summe 12.000 Kinder. 1972 kehrte sie nach Innsbruck zurück und starb sechs Jahre später. Für ihren Einsatz wurde sie erst nach ihrem Tod von der serbisch-orthodoxen Kirche gewürdigt. In dem bei Tyrolia erschienenen Roman "Dianas Liste" wird der vergessenen Innsbrucker Heldin ein Andenken bereitet. Wilhelm Kuehs, der Autor des Romans, beschreibt Budisavljević so: "Sie war nicht sanft und zärtlich, sondern nüchtern und durchsetzungsstark. Sie zeigte Mut mit viel Autorität. Diana ist ein tolles Vorbild auch in Zeiten, wie diesen."

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