Leserbrief
Kritik am Beitrag zu "Igler Mobilitätsgesprächen"

Ein Leserbrief von Dr. Mario Buchinger zum Beitrag über die "Igler Mobilitätsgespräche - Ist die Energiewende noch zu schaffen?". | Foto: RegionalMedien Tirol
  • Ein Leserbrief von Dr. Mario Buchinger zum Beitrag über die "Igler Mobilitätsgespräche - Ist die Energiewende noch zu schaffen?".
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Kürzlich erhielten wir einen Leserbrief von Dr. Mario Buchinger zum Beitrag über die "Igler Mobilitätsgespräche - Ist die Energiewende noch zu schaffen?". Diesen Leserbrief möchten wir unseren Lesern nicht vorenthalten.

"In dem erwähnten Artikel (Igler Mobilitätsgespräche - Ist die Energiewende noch zu schaffen?) wurde auf "EU-Verbote" und ein "Zulassungsverbot von Verbrennermotoren" referenziert. Seitens der WKO, die die Igler Mobilitätsgespräche veranstalten, wurde zudem von „Verbrenner-Aus“ gesprochen. Es geht bei dem EU-Gesetz um ein Neuzulassungsverbot von Fahrzeugen bis 3,5 Tonnen, die Treibhausgase emittieren. Damit wird, entgegen den bei der Veranstaltung mehrfach getätigten Behauptungen, man würde sich auf Elektromobilität festlegen, eben keine technologische Ausprägung definiert. Es wird lediglich ein erwarteter Zustand formuliert, und das ist genau Aufgabe richtungsweisender Gesetzgebung, damit Gesellschaft und Wirtschaft Planungssicherheiten haben.

Der Verbrennungsantrieb hat es in 100 Jahren Forschung nicht geschafft, signifikant effizienter zu werden (mind. 75 % der Energie geht als Wärme verloren), zudem werden Schadstoffe ausgestoßen. Vor allem befeuert die Verbrennung fossiler Energieträger die Klimaerhitzung und das bedroht unseren Lebensraum. E-Fuels könnten in Verbrennungsmotoren grundsätzlich angewendet werden. Auch hier war in der WKO die völlig abstruse Botschaft, dass diese ein Beitrag zum Klimaschutz seien und dass durch diese Technologie alles so bleiben könne, wie es ist. Wer E-Fuels propagiert, verlängert das Geschäftsmodell der fossilen Branchen. Diese Antriebsstoffe sind extrem ineffizient und heute vorhandene Lösungen (E-Motoren) sind jedem Verbrennungsprozess bereits deutlich überlegen. E-Fuels sind eben KEIN Beitrag zum Klimaschutz - im Gegenteil.

Besonders wurde ausgelassen, dass es heute kaum Anlagen gibt, die diese Kraftstoffe erzeugen können und die wenigen befinden sich im Prototypenstadium. Derzeit weltweit projektierte Anlagen würden gerade mal 10% des Bedarfs für Schifffahrt, Luftfahrt und Industrie nur für Deutschland (!) decken (von Autos ist da noch lange keine Rede). Und von diesen weltweiten Projekten sind nicht mal 1% sicher finanziert. Als Folge wird es diesen ohnehin verschwenderischen und noch immer dreckigen Kraftstoff nicht geben und Menschen, die auf diese Versprechungen reinfallen, werden u.a. bei Herrn Roth weiter Diesel kaufen müssen. Zudem vermieden die Herren ganz bewusst die Folgen von E-Fuels (weiterhin Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub beim Verbrennungsprozess, das zuvor gebundene CO2 wird wieder emittiert) und auf die Kosten hinzuweisen. Denn wenn man den Menschen ehrlich sagen würde, dass in der ersten Zeit die Kosten pro Liter bei etwa 10 Euro, perspektivisch nicht unter 3 Euro liegen, dann hätte sich die Euphorie schnell gelegt.

Der Trend Elektromobilität wird falsch eingeordnet und geframt, indem nur sehr klein auf den österreichischen und deutschen Markt geschaut wird. Die Märkte sind weltweit nicht repräsentativ und es zeigt Wirkung, dass sich die deutsche Autolobby und die Fossilindustrie über viele Jahre größte Mühe gegeben haben, Menschen zu erzählen, dass Elektromobilität nicht alltagstauglich sei.

Die Aussage von Herrn Brasseur, dass die Reduktion der Treibhausgase ein globales und kein lokales Problem sei, ist eine häufig gehörte Relativierung aus Kreisen der fossilen Industrien um Klimaschutzmaßnahmen zu delegimierten, zu verzögern und zu verhindern. Die Aussage, dass „Solar- und Windparks (…) wertvolle natürliche Ressourcen kosten“ ist haarsträubend, denn es suggeriert, dass das Verbrenner fossiler Energieträger überhaupt kein Problem sei. Die Förderung und der Transport fossiler Energieträger verursacht weltweit massive Umweltschäden. Die Auswirkungen der Verbrennung verändert unseren Lebensraum, den unserer Kinder und Enkel.

Desweiteren wurden einerseits Verzögerungen beim Ausbau der Netze und erneuerbaren Energien bemängelt, auf der anderen Seite schlug Herr Brasseur Lösungen vor, die (wenn überhaupt) in 10-20 Jahren möglich sein könnten. Anstatt den anstehenden Wandel zu gestalten wird dagegen lobbyiert und mit Luftschlössern in Afrika von der notwendigen Veränderung abgelenkt. Wenn der Netzausbau in Europa anscheinend nicht möglich sei, sind Leitungen für CO2, E-Fuels und die notwendigen Erzeugungsanlagen in Afrika realistischer? Zudem ist man dann weiterhin von anderen Staaten abhängig. Diese Abhängigkeit hat man bei der Inflation in den letzten Monaten gesehen, diese war zum größten Teil durch die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, und nicht, wie von Herrn Gutmann angedeutet, der CO2-Steuer, getrieben.

An diesen Argumentationen merkt man die PLURV-Logik (Pseudo-Experten, Logikfehler, Unerfüllbare Erwartungen, Rosinenpickerei - Verschwörungsmythen konnte ich hier nicht erkennen). [...]

Meiner Meinung nach sind solche Veranstaltungen ein massives Problem für Wirtschaft und Gesellschaft:

  • Die Protagonisten der Veranstaltung haben in weiten Teilen gegen die Regeln der Physik und gegen die Trends auf den internationalen Märkten argumentiert. Eine Wirtschaft, die sich auf überholte und nicht verfügbare Lösungen verlässt, während andere längst weiter sind, kann sich nicht entwickeln und wird abgehängt.
  • Wenn in solchen Veranstaltungen mit Schein-Fakten operiert wird, die dann noch von Leuten mit akademischen Titeln vortragen werden, macht es bei Laien den Eindruck, als sei das seriös und belastbar. Die Folgen sind eine Kostenfalle mit Ansage für die Betroffenen und eine Fortsetzung der Zerstörung unseres Lebensraums."

Um folgenden Beitrag geht es:

Ist die Energiewende noch zu schaffen?

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