Wirtschaftskammer Tirol
Das braucht es für die grüne Wende

Stellten das Positionspapier zur Ökologisierung der Tiroler Wirtschaft vor (v.l.): Michael Carli (Grüne Wirtschaft Tirol), WK-Präsident Christoph Walser und WK-Vizepräsident Manfred Pletzer. | Foto: Berger
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Ökologisierung der Wirtschaft. Die Tiroler Betriebe investieren bereits intensiv in klimafreundliche Maßnahmen. Die WK Tirol listet im Positionspapier „Ökologisierung der Tiroler Wirtschaft“ auf, was es für das Gelingen der ökologischen Transformation braucht.

INNSBRUCK. Österreich möchte bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Damit dieses Vorhaben gelingt, ist eine umfassende Transformation unserer heimischen Wirtschaft notwendig. Die Wirtschaftskammer Tirol listet im Positionspapier zur „Ökologisierung der Tiroler Wirtschaft“ auf, welche Maßnahmen es dafür braucht. „Damit sind enorme Investitionen für unsere Betriebe verbunden. Diese stellen eine Chance dar, unsere Wirtschaft auf ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Fundament zu stellen“, ist WK-Präsident Christoph Walser überzeugt. Die Ökologisierung erfordert einen passenden rechtlichen Rahmen ohne ausufernde Bürokratie und mit leistbaren Konditionen. Zur Erreichung des Ziels braucht es die Zusammenarbeit aller Ebenen von der EU über den Bund, das Land bis hin zu den Gemeinden sowie aller gesellschaftlichen Gruppen.

Klimaschutz

Eine wichtige Grundlage für das Positionspapier war eine Befragung unter 267 ausgewählten Unternehmen. Erhoben wurde, welche Ökologisierungs-Aktivitäten die Betriebe bereits jetzt setzen und welche Herausforderungen sie für eine ökologische Transformation sehen. Dabei wurde deutlich, dass viele Tiroler Betriebe bereits jetzt in Energieeffizienz, Energieeinsparungen und einen schonenden Umgang mit Ressourcen investieren. Zusätzlich sorgen regionale Lieferketten für kurze Wege. Am Beispiel des produzierenden Sektors zeigt sich, dass zwei von drei Betrieben ihre Energie selbst erzeugen, etwa mittels PV-Anlagen. Jeder zweite Betrieb hat zudem neue, effiziente Anlagen und Maschinen angeschafft. Und bereits 40 % der Tiroler Produktionsbetriebe setzen auf regionale Lieferketten. Im Tourismus beträgt der Anteil heimischer Lieferanten sogar 80 %. „Die Erhebung macht deutlich, dass die Tiroler Betriebe Ökologisierung sehr ernst nehmen und nicht mehr darüber reden, sondern konkret handeln. Damit ist die Wirtschaft nicht wie häufig dargestellt das Problem, sondern die Lösung“, betont Christoph Walser. Im Positionspapier werden im Detail acht Maßnahmen aufgelistet, die es für die ökologische Transformation der Tiroler Wirtschaft braucht:

8 Maßnahmen

1. Bewusstseinsbildung in Unternehmen und Bevölkerung
Unternehmen und Haushalte müssen sich über die Folgen von unterlassenen Klimamaßnahmen im Klaren sein und über Handlungsansätze informiert werden. „Die Chancen müssen im Vordergrund stehen, Angst führt zu keinen guten Lösungen“, betont der Sprecher der Grünen Wirtschaft, Michael Carli.

2. Green Skills – Verbesserung der Verfügbarkeit von Fachkräften
Es bedarf einer erheblichen Zahl an Fachkräften mit einschlägiger Ausbildung, um beispielsweise Gebäude energetisch zu sanieren, Produktionsprozesse effizienter zu gestalten oder Leistungen im Verkehr bereitzustellen. Nur stehen diese derzeit nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung. Aus- und Weiterbildung sowie geregelte Zuwanderung können diese Lücke schließen. „Wir brauchen keine Festung Österreich, wir brauchen qualifizierten Zuzug“, so Michael Carli.

3. Umdenken für eine chancenorientierte und ressourceneffiziente Kreislaufwirtschaft
Durch eine möglichst lange Nutzung, Wiederverwendung, Reparatur oder das Recycling von Produkten werden deren Lebenszyklus verlängert und der Verbrauch von Primärrohstoffen sowie Umweltbelastungen verringert. Niederschwellige Förderprogramme können Kreislaufwirtschaftsprojekte wirksam unterstützen.

4. Unterstützung für umweltrelevante Vorhaben von Unternehmen
Es bedarf gezielter Förder- und Unterstützungsprogramme für den Ausstieg aus fossilen Energien, für thermische Sanierungen und die Gestaltung energieeffizienter Betriebsgebäude sowie die Umstellung auf energieeffiziente Anlagen und Prozesse.

5. Mobilitätswende vorantreiben – Forcierung einer klimafreundlichen Mobilität
„Wir müssen Mobilität neu denken und intelligent leiten“, erklärt WK-Vizepräsident Manfred Pletzer. Für den Umstieg auf ein nachhaltiges Mobilitätssystem in Tirol braucht es ein flächendeckendes Angebot an Ladeinfrastruktur für E-Mobilität und alternative Treibstoffe. Weiters bedarf es Angebotsverbesserungen im öffentlichen Verkehr, die Unterstützung einer nachhaltigen betrieblichen Mobilität, den Ausbau der Bahnkapazitäten und innovative Konzepte für die touristische An- und Abreise.

6. Rascher und vollumfänglicher Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung inklusive Infrastrukturen
Ein rascher und vollumfänglicher Ausbau erneuerbarer Energien ist die Basis, um den CO2-Ausstoß wirksam zu senken. Dies betrifft gerade für Tirol die Energieversorgung mit Wasserkraft, aber auch einen entschlossenen Ausbau der Erzeugungskapazitäten bei anderen erneuerbaren Energiequellen wie Photovoltaik, Windkraft, Biomasse und Erdwärme. Begleitend braucht es leistungsfähige und wirtschaftliche Speicherkapazitäten für erneuerbare Energien sowie den Ausbau der Netzinfrastrukturen.

7. Beschleunigung und Vereinfachung von Planungs- und Genehmigungsverfahren
„Es bedarf einfacherer, schnellerer und effizienterer Genehmigungsverfahren sowohl beim Ausbau erneuerbarer Energien als auch bei weiteren umweltrelevanten Projekten bzw. Investitionsvorhaben von Unternehmen“, betont Pletzer. Hierfür gilt es, die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung zügig vorantreiben sowie eine ausreichende Anzahl geeigneter Sachverständiger sicherstellen, um Verzögerungen zu vermeiden.

8. Sicherstellung förderlicher rechtlicher Rahmenbedingungen und Bürokratieabbau
„Gesetzliche Regelungen im Bereich der grünen Transformation müssen die Planungssicherheit verbessern sowie praktikabel und realitätsnah sein“, erklärt Manfred Pletzer. Ebenso sollten die Themen Energie und Wärme systematisch in eine vorausschauende und effektive Raumordnung integriert werden.

„Die Tiroler Betriebe investieren, sie gehen voran, sie sind der Motor der grünen Transformation. Wenn jetzt alle gemeinsam – Unternehmen, Bevölkerung und Politik – die Umsetzung vorantreiben, wird die Ökologisierung gelingen und Tirol kann die dadurch entstehenden neuen Chancen nutzen“, erklärt Christoph Walser abschließend.

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