Arbeitsmarkt
Das Restaurant Pippilotta hat den Arbeitsmarkt im Blick

Martin Manzl (Teilnehmer Ausbildung, links) und Gregor Schmid (Assistent Küche) sind ein eingespieltes Team und haben sichtlich Spaß an ihrer Arbeit im Pippilotta. | Foto: Lebenshilfe Tirol/Lechner
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  • Martin Manzl (Teilnehmer Ausbildung, links) und Gregor Schmid (Assistent Küche) sind ein eingespieltes Team und haben sichtlich Spaß an ihrer Arbeit im Pippilotta.
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PIPPILOTTA ist mehr als nur ein Restaurant. Hier arbeiten Klienten der Lebenshilfe Tirol im Service und in der Küche. Geöffnet ist es Montag bis Donnerstag von 11.30 bis 21 Uhr und Sonntags von 9 bis 14 Uhr.

INNSBRUCK. Das Restaurant Pippilotta neben dem Landhaus zwei, stellte sich am Mittwoch, 20. April 2022, den hiesigen Medienvertretern vor. Mit dabei waren unter anderem Soziallandesrätin Gabriele Fischer, die Regionalleiterin der Lebenshilfe für Innsbruck, Angelika Obermair sowie Georg Willeit, Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol.

V.l.n.r.: Lebenshilfe-Tirol-Geschäftsführer Georg Willeit, Regionalleiterin der Lebenshilfe für Innsbruck, Angelika Obermair, Martin Manzl und Verena Köll (Teilnehmer Ausbildung Pippilotta), Tamara Haberer (Pippilotta-Crew) sowie Soziallandesrätin Gabriele Fischer | Foto: David Zennebe
  • V.l.n.r.: Lebenshilfe-Tirol-Geschäftsführer Georg Willeit, Regionalleiterin der Lebenshilfe für Innsbruck, Angelika Obermair, Martin Manzl und Verena Köll (Teilnehmer Ausbildung Pippilotta), Tamara Haberer (Pippilotta-Crew) sowie Soziallandesrätin Gabriele Fischer
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Angestellte stellten sich selbst vor

Verena Köll, Servicekraft im Pippilotta sowie Klientin der Lebenshilfe Tirol stellte sich selbst vor und präsentierte den Pressevertretern gleich zu Beginn den hauseigenen antialkoholischen Drink, der ausgezeichnet schmeckte. Weiters machte sie auf die erste Frühstücksmöglichkeit am Sonntag, 24. April ab 9 Uhr, aufmerksam.

Servicekraft in Ausbildung, Verena Köll (Mitte), präsentierte unter anderem den hauseigenen Drink. | Foto: David Zennebe
  • Servicekraft in Ausbildung, Verena Köll (Mitte), präsentierte unter anderem den hauseigenen Drink.
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Martin Manzl, ebenfalls Klient der Lebenshilfe Tirol, stellte sich selbstbewußt und redegewandt als 23-jährige Küchenkraft vor, die für den ersten Arbeitsmarkt ausgebildet wird.

„Sichtbarmachung ist wichtig"

Die berufliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist eine zentrale Säule im Tiroler Teilhabegesetz und in der Behindertenarbeit. Soziallandesrätin Gabriele Fischer ist die „Sichtbarmachung von Menschen mit Behinderung" ein besonderes Anliegen. Das Restaurant ist im Zentrum der Stadt, weil es für Fischer wichtig sei diese Dinge ins Zentrum zu rücken. So sei laut Fischer in der UN-Behindertenrechtskonvention für Menschen mit Behinderung das Recht auf Erwerbstätigkeit, Integration in den ersten Arbeitsmarkt sowie ein Recht auf Einkommen festgeschrieben. 

„Das Projekt Pippilotta hat zum Ziel, Menschen mit Behinderungen und hohem Unterstützungsbedarf eine Beschäftigung mit Entlohnung und sozialversicherungsrechtlicher Absicherung zu geben. Die einzigartigen Stärken und Fähigkeiten der Menschen werden von Pippilotta dabei im wahrsten Sinne des Wortes vor den Vorhang geholt“,

so Landesrätin Fischer weiter. Außerdem wolle sie sich vor allem beim Kooperationspartner Lebenshilfe Tirol für die Umsetzung dieses Projekts bedanken, wünsche Alles Gute für den Start und freue sich schon öfter zu Besuch zu kommen. Schließlich hätte das Restaurant Pippilotta auch kulinarisch einiges zu bieten, so die Landesrätin abschließend.

Küchenkraft und Ausbildungsteilnehmer Martin Manzl erklärte Soziallandesrätin Gabriele Fischer die Zubereitung seiner verschiedenen Antipasti. | Foto: David Zennebe
  • Küchenkraft und Ausbildungsteilnehmer Martin Manzl erklärte Soziallandesrätin Gabriele Fischer die Zubereitung seiner verschiedenen Antipasti.
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Ganzheitliche Ausbildung

Die Regionalleiterin der Lebenshilfe Innsbruck, Angelika Obermair, machte darauf aufmerksam, dass die Klienten der Lebenshilfe im Pippilotta eine ganzheitliche gastronomische Ausbildung in den Bereichen Service und Küche erhalten. Daher biete laut Obermair das BusinessLunch (Geschäftsessen zu Mittag), der entschleunigte AfterWork Drink sowie das gemütliche Sonntagsfrühstück neue Möglichkeiten, die Arbeitsleistung der Teilnehmer an diesem Projekt sichtbar zu machen. Außerdem sei für Obermair das Pippilotta eine Mission, die Welt besser zu machen sowie die Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Chancengleichheit von Menschen zu stärken.

Pippilotta soll In-Lokal werden

Georg Willeit, Chef der Lebenshilfe Tirol, betonte ebenso wie Landesrätin Fischer, dass es von großer Bedeutung sei, Klienten der Lebenshilfe im Servicebereich sichtbar zu machen.

„Pippilotta ist urban, frech, bunt und mischt in der gehobenen Gastronomie mit. Sie mixt geniale Drinks, verwöhnt mit herausragenden Tapas und Aperitifs, kocht und serviert nur die besten Zutaten von heimischen Erzeugerinnen und Erzeugern“,

gerät Willeit ins Schwärmen. „Das ist spannend, einzigartig und schlägt sich natürlich auch in der Ausbildung nieder, die die Menschen hier erhalten", so Willeit weiter. Darüber hinaus habe laut Willeit das Pippilotta das Ziel eines der In-Lokale in Innsbruck zu werden. Außerdem werde man nirgendwo Lebenshilfe lesen, weil es ihm darum gehe ein gastronomisches Statement zu setzen. 

Das Restaurant Pippilotta neben dem Landhaus zwei, lädt zum Verweilen ein. | Foto: David Zennebe
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Realer Arbeitsalltag als Trainingsfeld

Wer eine Ausbildung starten will, durchläuft vorerst eine Beratungsphase und absolviert anschließend ein Schnupperpraktikum.

„Bei uns in der Pippilotta können Menschen mit Behinderungen ihre gastronomischen Kenntnisse und Fertigkeiten in den Bereichen Küche und Service in einem realen Arbeitsalltag erproben“,

so Tamara Haberer vom Pippilotta-Team. In Summe hat das Pippilotta-Team 14 Projektteilnehmer der Lebenshilfe Tirol sowie zehn Mitarbeiter, die diese begleiten. Fünf der 14 Teilnehmer sind in der Außenstelle in der Sillgasse.

Arbeitsmarkt im Blick

Die Ausbildung in der Pippilotta ist auf fünf Jahre angelegt. In den ersten drei Jahren steht die Qualifizierung in der Gastronomie im Zentrum. Im Austausch mit den Gästen wird die Theorie in der Praxis angewandt. Freitags findet der theoretische Unterricht in Form von Übungen, Referaten, Rollenspielen und Workshops statt. Im vierten Jahr wechseln die Auszubildenden ins Schulbuffet im Bundesrealgymnasium Sillgasse in Innsbruck. Das fünfte Jahr steht im Zeichen der Vermittlung in den Arbeitsmarkt.

Die Ausbildungsmodule im Überblick

  • Speisenzubereitung
  • Speisen- und Menükunde
  • Lagerung, Schutz und Konservierung von Lebensmitteln
  • Ernährungslehre
  • Umweltschutz, Mülltrennung und Nachhaltigkeit
  • Fachkunde und Service
  • Unfallverhütung, Erste Hilfe und Ergonomie
  • Reinigung und Hygiene am Arbeitsplatz
  • Betriebsorganisation

Der Nationale Qualifizierungsrahmen (NQR)

Der NQR soll die Transparenz und Vergleichbarkeit von österreichischen Qualifikationen auf nationaler und europäischer Ebene erhöhen. Entsprechend wichtig ist eine „Übersetzungshilfe“ zur Bewertung und Einschätzung von Qualifikationen. Dies ermöglichen der Europäischen Qualifizierungsrahmen (EQR) und die einzelnen NQR. Ziel von Pippilotta ist es, Menschen mit Behinderungen auf Stufe eins und zwei auszubilden. Lehrlingsausbildungen werden der Stufe vier zugeordnet. Hochschulische Qualifikationen wie Bachelor, Master und PhD beispielsweise den Stufen sechs, sieben und acht. 
Im Pippilotta werden erstmals Menschen mit Behinderungen nach den Vorgaben des Nationalen Qualifizierungsrahmens ausgebildet. Dieser Standard sorgt dafür, dass Ausbildungen anerkannt werden und somit die Chancen am Arbeitsmarkt steigen. Zudem können sich auch Lehrlinge im Restaurant bewerben und ihren Abschluss machen.

Finanzierung

Finanziert wird das Projekt übrigens über das Tiroler Teilhabegesetz. Laut Lebenshilfe-Geschäftsführer Willeit bekomme man Tagsätze vom Land Tirol. Das Pippilotta sei für ihn ein ebenso unverzichtbarer „Hilfsbetrieb" wie die Lebenshilfewerkstatt. Allerdings müsse sich das Restaurant am Ende des Tages rechnen, aber davon ist Willeit überzeugt.

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