24 Einkaufsstraßen bewertet
Innsbruck in der Top-Fünf-Wertung
Im Vergleich der Gesamtverkaufsfläche liegt Innsbruck auf Rang 5, im Vergleich der Flächengrößen der Toplagen (A-Lage) auf Rang 4. Im Gesamtbild zeigt die Korrelation zwischen Leerstandsrate und Shopflächenindex wird Innsbruck als eine „gesunden“, gut funktionierenden und nachgefragte Innenstadt bewertet. Die Probleme sind aber vielseitig.
INNSBRUCK. Seit 2013 erfasst Standort+Markt in den 20 größten Städten Österreichs sämtliche Shopflächen. Der jährliche "S+M City Retail Health Check" wurde gemeinsam mit dem Handelsverband präsentiert. Durch die Analyse von 24 Geschäftsbereichen (=Einkaufsstraßen) plus 16 ausgewählten Kleinstädten mit insgesamt 13.240 Shops auf einer Fläche von über zwei Millionen Quadratmetern liegt eine sehr hohe Transparenz zum Shopflächengeschehen in Österreich vor.
Spaziergang durch die Museumstraße
Problemvielfalt
Die Vergleichszahlen zeigen aber auch die Problemvielfalt im Handel. "Die Lage im Handel bleibt herausfordernd. Mit 42% erwarten immer mehr Händler auch heuer Verluste, nur 15% rechnen mit einem positiven Jahresabschluss. Die zurückhaltende Kauflaune ob der Teuerungskrise bildet mit den Kostenblöcken eine heikle Mischung. Die Moral der Händler leidet wegen des Arbeitskräftemangels, der auf fehlende steuerliche Anreize der Bundesregierung für Beschäftigte zurückzuführen ist, ihre Arbeitsstunden zu erhöhen. Das gefährdet den Aufschwung", erklärt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. "Angesichts der Veränderung des Branchenmix in den heimischen Primär- und Sekundärstädten wird auch deutlich, dass das Kurzfristbedarfsangebot – sprich der Lebensmittelhandel – in den letzten Jahren zugenommen hat. Die Bekleidungsbranche kämpft hingegen mit deutlichen Flächenverlusten, seit 2014 ist deren Anteil von 33% auf 28,5% gefallen. Diese Veränderung fiel gravierender aus als in jeder anderen Branche. Der Modehandel hat in den letzten neun Jahren rund 88.000m² Verkaufsfläche verloren", betont Standort+Markt Geschäftsführer Hannes Lindner.
Innsbruck Fakten
Verkaufsfläche; 116.100 m²
Shops: 716
davon A-Lage: 66.400 m²
Shops A-Lage: 304
Shopgröße A-Lage: 162 m²
Leerstandsquote: 3 %
Fluktuationsrate: 10,8 %
Top 5: Gesamtverkaufsfläche
1. Wien, Mariahilfer Straße (212.200 m²)
2. Wien, City (207.300 m²)
3. Graz (167.300 m²)
4. Linz (144.300 m²)
5. Innsbruck (116.100 m²)
Zentrumsverein mit Akzenten für die Innenstadt
In Anbetracht der Flächengrößen der Toplagen (A-Lage) nimmt zwar wieder die Wiener Mariahilfer Straße (ca. 124.500 m²) den Spitzenplatz ein, der Abstand zu den „Verfolgern“ wird aber merkbar kleiner. Durch die weitläufige Landstraße kommt die A-Lage der Donaustadt Linz (82.900 m²) auf den zweiten Rang der Erhebung und wird bereits vor der Wiener City (77.200 m²) geführt. Innsbruck liegt in dieser Statistik knapp vor Graz, das nur den 5. Platz einnimmt.
"Allein im Mode- und Schuhhandel ist die Verkaufsfläche im letzten Jahrzehnt um 16% eingebrochen. Der Bekleidungssektor nimmt zwar in Innenstädten noch immer fast die Hälfte der gesamten Einzelhandelsflächen ein, er hat aber 2020 und 2021 stark an den Onlinehandel verloren. Manche Nahversorger und Kleinhändler sind zwar am Papier in Betrieb, allerdings drückt die Kostenbelastung die geöffnete Türe zu", so Will.
Stimmung im Handel
Die Ergebnisse der jüngsten Händlerbefragung des Handelsverbandes bestätigen diese Vermutung: 42 % der heimischen Händler erwarten für 2023 einen Verlust, 43 % ein ausgeglichenes Ergebnis und nur 15 % einen Gewinn, 13 % der Handelsbetriebe haben heuer Filialschließungen geplant, 29 % haben für heuer einen Expansionsstopp ausgerufen
14 % überlegen, ihre Geschäftstätigkeit in 2023 zu beenden.
Informationen zu Tirols Einkaufszentren
Straßenbildveränderung
Das Straßenbild in den Innenstädten verändert sich schleichend, aber nachhaltig: Dazu tragen die Faktoren Shopflächen-Verlust, Kern-Leerstand und „Glücksritterversuche“ bei anstehenden Shop-Umbauten bei. Wozu besuchen wir noch die Innenstadt? Der Zweck des Shoppens rückt zweifelsohne in den Hintergrund, das manifestiert sich sehr gut am Einzelhandelsflächenanteil an den gesamten Shopflächen-Kapazitäten: Lag der Flächenanteil des Einzelhandels 2014 noch bei 73,3 %, beträgt dieser Anteil 2022 nur mehr 67,5 %. Die Alternative „E-Commerce“ spielt hier eine wesentliche Rolle und hat dazu beigetragen, dass der Shopflächenanteil der Mode, der (vormalige?) Hauptbesuchsgrund der Cities, von 32,9 % (2014) zwischenzeitlich auf 28,5 % eingedampft wurde. Die Gastronomie ist in der Tat gewaltig in den Fokus gerückt, entsprechend ist der Gastronomieflächenanteil langsam, aber kontinuierlich auf heute bei 13,9 % gestiegen.
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