Benko Pleite
Offenlegung des Vermögens und Verkauf des KH Tyrol

Das Kaufhaus Tyrol ist laut Grundbuchauszug seit 2015 als Pfandgeber für die Bayerische Versorgungskammer eingetragen.  | Foto: zeitungsfoto.at
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  • Das Kaufhaus Tyrol ist laut Grundbuchauszug seit 2015 als Pfandgeber für die Bayerische Versorgungskammer eingetragen.
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René Benko bestimmt weiterhin die Schlagzeilen. Bis 5.3. muss Benko beim Landesgericht weitere Dokumente vorlegen. Das Kaufhaus Tyrol steht wie andere Immobilien der SIGNA Prime Selection AG zum Verkauf.

INNSBRUCK. Vor dem Landesgericht Innsbruck fand eine Einvernahmetagsatzung im Insolvenzeröffnungsverfahren über das Vermögen von Rene Benko statt. Die Finanzprokuratur - als Anwältin der Republik Österreich -behauptet in ihrem Insolvenzantrag, dass der Insolvenzgrund „Zahlungsunfähigkeit“ bei Herrn Benko vorliegen würde.  Benko wurde vom Landesgericht die Möglichkeit eingeräumt, diese Behauptung der Finanzprokuratur zu entkräften. Das Landesgericht teilt dazu in ihrer Aussendung mit:

"Im Zuge der am Landesgericht Innsbruck stattgefundenen Insolvenztagsatzung hat sich herausgestellt, dass derzeit eine Entscheidung über den gegen den Unternehmer René Benko eingebrachten Insolvenzeröffnungsantrag noch nicht möglich ist, da seitens der Parteien noch weitere Urkunden vorzulegen sind. Dazu wurde den Parteien vom Insolvenzrichter eine Frist bis 05.03.2024 eingeräumt. Auf Basis der sodann verbreiterten Aktenlage wird das Insolvenzgericht über das Vorliegen der Insolvenzvoraussetzungen zu entscheiden haben."

"Der erfahrene Insolvenzrichter Dr. Hannes Seiser hat nunmehr die schwierige Aufgabe zu beurteilen, ob der Insolvenzgrund „Zahlungsunfähigkeit“ bei Herrn Benko tatsächlich vorliegt. Dazu hat Dr. Seiser eine beträchtliche Menge an Unterlagen zu sichten und entsprechend zu werten", teilt der KSV1870 in seiner Aussendung mit. Im Rahmen der Einvernahmetagsatzung wurde dem Gericht von der Rechtsvertretung des Herrn Benko ein ausgefülltes Vermögensverzeichnis ausgehändigt. Darin müssen sämtliche Vermögenswerte des Herrn Benko angeführt sein. Dabei sind besonders jene Vermögenspositionen für den Insolvenzrichter interessant, welche rasch zu Geld gemacht werden können.Klaus Schaller, Leiter des KSV1870 in Tirol, erklärt: „Ich erwarte, dass diese Prüfung des Insolvenzgerichtes einige Wochen in Anspruch nehmen wird. Eine schnelle Entscheidung über das Vorliegen bzw. Nichtvorliegen einer Zahlungsunfähigkeit ist aufgrund der Komplexität des Sachverhaltes nicht möglich.“ Der KSV1870 geht davon aus, dass eine Entscheidung nicht vor März 2024 getroffen werden kann.

Um den Unternehmer René Benko und die Milliarden-Pleite seiner Signa-Gruppe kehrt keine Ruhe ein. | Foto:  Marcel Kusch / dpa / picturedesk.com
  • Um den Unternehmer René Benko und die Milliarden-Pleite seiner Signa-Gruppe kehrt keine Ruhe ein.
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Das Dossier von MeinBezirk zu René Benko finden Sie hier

KH Tyrol Verkauf

Im Rahmen des Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung der SIGNA Prime Selection AG wird nunmehr die 100%-Beteiligung an der SIGNA Prime Assets GmbH verkauft. Diese Beteiligung umfasst neben den Wiener Immobilien Park Hyatt, Tuchlauben (Goldenes Quartier) und der Renngasse 2 (Verfassungsgerichtshof) auch das Kaufhaus Tyrol in der Maria-Theresien-Straße. Die strukturierte Verwertung dieses Teils des österreichischen Immobilien-Portfolios der SIGNA Prime Selection erfolgt durch das Unternehmen gemeinsam mit ABEL Rechtsanwälte als Sanierungsverwalterin im Rahmen der geplanten Sanierung der SIGNA Prime Selection.

Norbert Abel: „Der strukturierte Verkauf der SIGNA Prime Assets GmbH startet mit heutigem Tag und ist ein wesentlicher Bestandteil des Sanierungskonzeptes der SIGNA Prime Selection. Durch den Verkauf soll ein Teil der erforderlichen finanziellen Mittel für die Erfüllung des angestrebten Sanierungsplanes im Interesse der Gläubiger realisiert werden.“

Sanierungsplan-Tagsatzung

Die Berichts- und Prüfungstagsatzung findet am 26.02.2024 statt. Für den 18.03.2024 ist die Sanierungsplantagsatzung mit der Abstimmung über den vorgelegten Sanierungsplan anberaumt. 

Hausgeschichte

Am 16. März 1908 wurde Tirols erstes Einzelhandelsgroßkaufhaus von den jüdischen Familien Bauer und Schwarz eröffnet. In den Jahren des Nationalsozialismus wurde das Haus zwangsarisiert und an das deutsche Unternehmen Ferdinand Kraus verkauft, das es unter einem neuen Namen weiterführte. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg begann 1945 der fast zehnjährige Wiederaufbau des Gebäudes. 1966 folgte die Namensänderung in Kaufhaus Tyrol. Nach drei Eigentümerwechseln wurde es 2004 von René Benko gekauft, 2006 wurde mit dem Abbruch begonnen und an der gleichen Stelle das neue Kaufhaus gebaut. 2010 wurde das Kaufhaus Tyrol in der Maria-Theresien-Straße eröffnet. Die Baukosten wurden mit rund 155 Millionen Euro angegeben, dem gegenüber standen jährliche Mieteinnahmen von geschätzten 12,5 Millionen Euro. 55 Shops sind auf 33.000 Quadratmetern und fünf Stockwerken in dem vom Architekt David Chipperfield in Zusammenarbeit mit Dieter Mathoi geplanten Kaufhaus untergebracht.  "Eine solide Kalkulation, nach der die Baukosten heute – 13 Jahre später – mehr als gedeckt wären", stellt die Plattform top.tirol insights in ihrer Recherche fest. "Im Frühjahr 2015 musste das Kaufhaus Tyrol laut Grundbuchauszug als Pfandgeber für die Bayerische Versorgungskammer, die zahlreiche deutsche Vorsorge- und Pensionskassen verwaltet, herhalten. Die lange Liste umfasst unter anderem die „Bayerische Ärzteversorgung“, die „Versorgungsanstalt der Deutschen Bühnen“ oder auch die „Versorgungsanstalt der Kaminkehrergesellen mit Pensionskasse des Schornsteinfegerhandwerks“. Die Höhe des Pfandrechts, das damals eingetragen wurde: 180 Millionen Euro", teilt die top.tirol weiter mit. "Das Kaufhaus Tyrol gehört der Signa Prime Selection AG, die sich wie­de­rum auf elf Aktionäre mit unterschiedlichen Beteiligungshöhen aufteilt. Deutlich mehr als die Hälfte dieser AG gehört sechs Signa-Firmen (19,93 % übrigens der jetzt insolventen Signa Holding), der Rest teilt sich auf Investoren wie Kühne oder Peugeot auf", wird abschließend informiert.

Stadt muss handeln

„Inzwischen scheint das Fundament, auf dem das Hause Signa steht, komplett zu zerbröseln. Die Strategie Profit-auf-Pump ist damit endgültig gescheitert. Für die Stadt Innsbruck ergibt sich damit die Chance, strategisch wichtige Immobilien anzukaufen. Die konkreten Rahmenbedingungen gilt es jetzt zu prüfen und auch Partner zu suchen, die das Interesse einer nachhaltigen Stadtentwicklung im Sinne des Gemeinwohls teilen. Diese Chance müssen wir nutzen, denn in ganz Innsbruck besitzt die Signa Schlüssel-Immobilien“, erneuert Bürgermeisterkandidatin Elli Mayr die Forderung der SPÖ Innsbruck. GR Benjamin Plach stellt klar: „Natürlich dürfen wir als Stadt nicht die Insolvenz der Signa subventionieren. Für die betreffenden Immobilien müssen vernünftige Konditionen, sprich: ein angemessener Preis, ausverhandelt werden.

Runder Tisch

Angesichts der Insolvenz der Signa Gruppe und dem damit einhergehenden Verkauf von Luxusimmobilien, darunter das renommierte Kaufhaus Tyrol in Innsbruck, fordert Bürgermeisterkandidat Florian Tursky heute einen Runden Tisch ein: „Hier müssen umgehend alle Verantwortlichen an einen Tisch geholt werden, um verschiedene Möglichkeiten zu prüfen und die beste Alternative für die Menschen in der Landeshauptstadt zu finden. Das Kaufhaus Tyrol war stets ein profitables Kaufhaus in bester Lage - ein solch prestigeträchtiges Gebäude im Herzen unserer Landeshauptstadt darf nicht zu einem Spielball internationaler Investitionsfonds werden. Ich fordere deshalb umgehend einen Runden Tisch gemeinsam mit Stadt, Land, Wirtschaft und Industrie um eine Tiroler Lösung zu erarbeiten.“

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Das Kaufhaus Tyrol ist laut Grundbuchauszug seit 2015 als Pfandgeber für die Bayerische Versorgungskammer eingetragen.  | Foto: zeitungsfoto.at
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