"Das Bier von hier"

Braumeister Hannes Langreiter und Geschäftsführer Günther Huber (v. li.) gönnten sich ein Bier im Braustüberl. | Foto: Johanna Schweinester
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  • Braumeister Hannes Langreiter und Geschäftsführer Günther Huber (v. li.) gönnten sich ein Bier im Braustüberl.
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ST. JOHANN (jos/niko). Der internationale Tag des Bieres findet jährlich am ersten Freitag im August (heuer 3. 8.) statt. Der Tag wurde 2007 von sechs Bier-Afficionados ins Leben gerufen und 2008 erstmals gefeiert.

Bier ist ein Getränk, das durch Gärung aus stärkehaltigen Stoffen gewonnen wird. Bei der Herstellung werden Hopfen oder andere Würzstoffe zugesetzt. Das Bier entsteht durch Fermentation (Zutaten Wasser, Malz, Hopfen). Hefe wird zur Unterstützung bei der Fermentation beigemengt. Der Alkoholgehalt liegt in Österreich bei den meisten Biersorten zwischen 4,5 und 6 %.

Das älteste Bierrezept ist ca. 5.000 Jahre alt und stammt von den Summerern und Babyloniern. Auch die Ägypter, später die Kelten kannten bereits den Gerstensaft. In Österreich geht die gewerbliche Erzeugung auf die Brauerei Hofstetten (OÖ) im Jahr 1229 zurück. Heute gelten die Klassifizierungen Schank-, Voll-, Spezial- und Starkbier.

2009 betrug der Bierkonsum in der EU 359 Millionen Hektoliter. Der Umsatz von 2.800 europäischen Brauereien wurde von "The Brewers of Europe" auf 39 Milliarden Euro geschätzt.

Familienbrauerei Huber

Unter den knapp 30 Tiroler Brauereien (lt. "Liste der Brauereien in Tirol") findet sich als einzige im Bezirk Kitzbühel die Familienbrauerei Huber, deren Historie ins Jahr 1727 zurückreicht und seit 1883 heute in vierter Generation von der Familie Huber geführt wird. "Wertbewahrung des Guten und Weiterentwicklung des Unverfälschten" hat sich Brauereichef Günther Huber auf die Fahnen geschrieben.

Im Brau-Komplex am Brauweg sticht der 27 Meter hohe Bierturm hervor, der "ganz oben" das gemütliche Turmstüberl beherbergt, das täglich geöffnet hat. "Die Rampe" dient den Bier-Selbstabholern, andere Kunden in der Region lassen sich vom "Biertaxi" mit dem "Bier von Hier" (Werbeslogan) beliefern. Gebraut und abgefüllt werden vor Ort 14 Sorten Bier, darunter die Hauptsorten St. Johanner Original, Spezial, Hefeweizen hell, Augustinus und Meisterpils. Insgesamt konnten die Biere 39 goldene Auszeichnungen gewinnen.

Rundgang in der Brauerei

In der Brauerei Huber ist keinesfalls "Hopfen und Malz verloren". Emsiger Betrieb herrschte am 27. Juli in der Firma beim Putzen und Desinfizieren der Maschinen. "Der Freitag ist immer der Tag der Generalreinigung. Hygiene ist das oberste Gebot in einer Brauerei", so die Begrüßungsworte des Geschäftsführers Günther Huber.
"Das Bier von hier" lautet das Motto der Familienbrauerei. "Auch im Bierstüberl haben wir z. B. Waren der Bäcker und Metzger aus der gesamten Region. Die Einschränkung auf unseren Bezirk Kitzbühel mit den Ausnahmen Ellmau, Scheffau und Söll sehen wir als Besonderheit. Wir wollen die Eigenständigkeit in der Region unterstützen", so Huber. "Malz und Dolden-Hopfen stammen aber nicht aus der Umgebung sondern aus Bayern. In der Holledau befindet sich das größte Hopfen-Anbaugebiet der Welt", schildert Huber. In der St. Johanner Brauerei werden die Aromahopfen "Spalter Select" und "Tettnanger" verwendet.

"Der beste Job der Welt"

20 Mitarbeiter in der Brauerei produzieren jährlich 3,4 Millionen "Halbe". Das sind rund 17.000 Hektoliter Bier. Mit alkoholfreien Getränken werden rund 20.000 Hektoliter hergestellt. Abgefüllt wird das Bier in den firmeneigenen Abfüllanlagen für Fässer und Flaschen. Rund 700.000 Euro investierte Huber im letzten Jahr alleine in die Modernisierung der Flaschenabfüllanlage. Sind im Lagerkeller sämtliche Tanks befüllt, können dort an die 4.000 Hektoliter gelagert werden. Im Turmstüberl arbeiten noch zusätzlich zehn Mitarbeiter.
"Im Grunde gibt es zwei verschiedene Arten zu brauen. Es gibt das obergärige und das untergärige Bier. Der Unterschied: beim obergärigen Bier schwimmt die Hefe oben, wie zum Beispiel beim Weißbier. Beim untergärigen Bier setzt sich die Hefe am Boden ab", so Huber. Braumeister ist Hannes Langreiter. "Das ist der beste Beruf der Welt", lacht Langreiter. "Hier kann man Technik und Verarbeitung von Lebensmitteln kombinieren", so der Braumeister weiter. Es ist auch die Aufgabe des Braumeisters, das gebraute Bier zu verkosten um es auf Qualität zu prüfen. Na dann: Prost!

Wie entsteht Bier?

  1. Mälzen: Frische Gerste wird eingeweicht und anschließend in Keimkästen zum Keimen gebracht (Enzymbildung). Der Keimprozess wird durch Trocknen unterbrochen. Malzzucker dient später als "Nahrung" für die Hefekulturen, um Alkohol zu bilden.
  2. Schroten: Malz wird geschrotet, damit es sich im Wasser besser lösen kann.
  3. Maischen: Malz wir im Maischbottich mit Wasser gemischt (Einmaischen). Stärke löst sich auf und Zucker, Eiweiß und Gerbstoffe werden freigesetzt (Entstehung von Malzextrakt)
  4. Läutern: Maische wird im Läuterbottich durch absinkende Spelzen gefiltert und Würze wird von Treber getrennt. Treber kommt in der Regel als Viehfutter zum Einsatz.
  5. Würzekochen: In der Würz- bzw. Sudpfanne wird Würze gekocht und Hopfen zugegeben und mitgekocht (Sorte und Menge sind für Geschmack des Bieres verantwortlich - je mehr Hopfen, desto herber das Bier). Durch das Verdampfen von Wasser wird Würze auf Stammwürze konzentriert, Malzenzyme werden inaktiviert und Gerbstoffe, Eiweiß- und Hopfenbestandteile bilden den Bruch.
  6. Würzeklärung bzw. Ausschlagen: Würze wird in "Whirlpool" eingeleitet und in Rotation versetzt. Nicht gelöste Hopfenbestandteile und ausgefallenes Eiweiß (sog. Bruch) setzten sich als Kegel in der Mitte des Gefäßes ab. Anschlißend wird Würze im Würzekühler auf 10 bis 20°C gekühlt.
  7. Alkoholische Gärung: erfolgt im Gärtank durch Zugabe von Brauhefe. Diese wandelt den Zucker in Alkohol und Kohlendioxid um. Ist der Malzzucker vergoren, sinkt die Hefe und wird geerntet.
  8. Lagerung: Jungbier wird im Lagertank bei 1 bis 2°C zwischen drei Wochen und drei Monaten gelagert. Bier kann nachgären, letzte Hefereste und Eiweiß-Gerbstoffe sinken ab. Das Bier klärt sich und erhält seine charakteristische Farbe.
  9. Filtration: Die letzten im Gärungsprozess bzw. bei der Nachgärung nicht abgesetzten Stoffe (Hefereste, Hopfenharze und Eiweiß-Gerbstoffverbindungen) werden herausgefiltert. Das sorgt für finale Klarheit und Färbung.
  10. Abfüllung in der Brauerei. Das Bier wird unter Gegendruck abgefüllt, um das Entweichen der Kohlensäure zu vermeiden.
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