Am eigenen Leib

Wie man das Langlaufen in Landl erlernt

Redakteurin Barbara wagte sich zur Langlaufloipe nach Landl in Thiersee und versuchte sich unter Anleitung im klassischen Langlauf – mit Erfolg. 

THIERSEE (bfl). Es ist 10:00 Uhr morgens. Ein kräftiger Wind pfeift über die weiße Schneedecke vor mir, die Sonne blinzelt kaum aus dem wolkenverhangenen Himmel über dem Ortsteil Landl in Thiersee hervor. Hinter mir der beinahe leere Mariandlparkplatz – nur wenige Wintersportler haben sich heute hierher begeben.
Ein Blick nach unten zeigt, dass alles bereit ist. Langlaufski und -stöcke liegen parat, und auch meine Füße haben schon den Weg in die richtigen Schuhe für meine heutige Mission gefunden. Ich soll das klassische Langlaufen testen und zwar auf der Loipe, die von Landl bis zur Grenze führt.
Mein heutiger Langlauflehrer ist Thomas Trainer, Inhaber der "Skischule Thiersee". Er erklärt mir das A und O des Langlaufens. Normalerweise geben zwei Lehrer aus seiner Skischule Langlaufunterricht, wobei die Nachfrage auch in normalen Jahren nicht enorm hoch ist. Dennoch kommen immer wieder vorwiegend Gäste auf die Skischule zu, die vor allem das klassische Langlaufen erlernen wollen.

Ein Gefühl für das Gleichgewicht

Auch ich bin heute in dieser Rolle in Landl. Was ich vielen Gästen und Urlaubern voraus habe, ist Erfahrung in anderen Wintersportarten, wie zum Beispiel Eislaufen oder Skifahren. Wären auch diese Sportarten komplettes Neuland für mich gewesen, dann hätte man "von Null" anfangen müssen, erklärt mir Trainer. Beim Langlaufen ist es nämlich wichtig, ein gewisses Gefühl fürs Gleichgewicht zu haben. 
In der Hoffnung, dass ich dieses auch bei Eislauf und Co. mitnehmen konnte, begebe ich mich also auf die Langlaufskier, die freundlicherweise von Sport Thaler in Thiersee zur Verfügung gestellt wurden. Dabei ist auch das richtige Material ausschlaggebend für einen guten Langlauf-Start. Gerade am Anfang sollen die Skier nicht zu lang sein, das gleiche gilt für die Langlauf-Stöcke. Dennoch gilt als grobe Faustregel für die Skilänge beim klassischen Langlauf: Körpergröße plus zwanzig Zentimeter.

Erste Bremsversuche auf der Loipe

Meine Skier passen jedenfalls, sie sollen mich zuerst über einen kleinen Hügel nach unten ins Flache führen – hoffentlich wird das keine buchstäbliche Talfahrt für mich. Trainer erklärt mir zuerst wie ich bremsen kann: man steigt mit dem Ski zur Innenseite der gezogenen Loipenspur, wo ausreichend Platz ist, hinaus und macht einen einseitigen Schneepflug. "Das Wichtigste ist, dass man sich am Anfang nicht übernimmt", gibt mir Trainer noch mit auf den Weg, als wir starten. 
Nun ja, das mit dem einseitigen Schneepflug klingt einfach, ist es aber nicht. Das zeigen mir die ersten paar Meter, die ich auf den Skiern mache. Nach ersten Bremsversuchen steige ich dann mit dem Ski wieder zurück in die Spur und "lasse laufen", genug "Auslauf" gibt es nach dem Hügel auf jeden Fall. Nach dieser ersten Hürde kann ich weitere Technik-Tipps von Langlauflehrer Trainer ausprobieren: in die Knie gehen, sanft den Rhythmus finden und viel Schwung mit den Stöcken holen. Es geht nicht alles auf einmal, aber schön langsam finde ich einen Rhythmus. Die Auslastung auf der Strecke ist gering, das Panorama einfach nur traumhaft. Ja, so könnte man öfter den Vormittag im Winter verbringen. 

Langlaufstrecke bis zur Grenze 

Die Langlaufstrecke liefert auf jeden Fall die perfekten Bedingungen für das Austesten. Die Loipe ist dabei relativ neu: seit 2020 führt die Langlaufstrecke von Thiersee/Mariandlparkplatz ins benachbarte Bayrischzell. Das ist dieser Tage zwar nicht möglich, klingt aber für die nächste Saison – hoffentlich ohne Lockdown und Corona – vielversprechend. Die neue Schleife auf der Tiroler Seite ab dem Parkplatz Mariandlalm eröffnet den Zugang zu einem insgesamt 100 km langen Loipennetz. Die Ausweitung des Netzes in Thiersee im vergangenen Jahr ist übrigens ein vom Interreg Bayern - Österreich Programm gefördertes Projekt. Damit winken Wintersportlern in Thiersee auf jeden Fall viele Möglichkeiten auf der Loipe. Und auch ich bin einer von ihnen, spätestens seit meinem Test in Landl. Eines ist sicher: ich komme wieder! 

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