Mobilitätsverträge sollen den Infarkt stoppen

Nadelöhr: Schon jetzt ist es in der Eckertstraße in Eggenberg sehr knapp, dabei sind die rund 350 Wohnungen noch nicht einmal alle bezogen. | Foto: WOCHE
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Graz braucht Wohnungen und Graz hat ein massives Verkehrsproblem – zwei Tatsachen, die sich gegenseitig bedingen und die Stadt- und Verkehrsplaner daher seit Jahren, gar Jahrzehnten beschäftigen. Ein Lösungsansatz könnte in den sogenannten Mobilitätsverträgen liegen, die die Stadt seit sieben Jahren mit den Bauträgern großer Wohnbauvorhaben abschließt. Zwanzig Mobilitätsverträge sind bereits in Umsetzung, das erste dieser Abkommen wurde 2011 für das Projekt der ÖWG in der Waagner-Biro-Straße abgeschlossen, weitere folgten, darunter in Liebenau für das "City Gate" gegenüber der Merkur Arena oder in Eggenberg neben der FH Joanneum.

Viel Nutzen für Bewohner

Ziel der Mobilitätsverträge ist es, die künftigen Mieter und Käufer durch spezielle Angebote zum Verzicht auf einen eigenen Pkw zu bewegen. Dazu zählen unter anderem die Bereitstellung ausreichender Radabstellplätze, Carsharing, vergünstigte Jahreskarten für den öffentlichen Verkehr, Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge sowie der Ausbau des Siedlungsgeländes mit ausreichend Fuß- und Radverbindungen. Im Gegenzug gibt es eine Pkw-Stellplatzobergrenze, sprich pro Partei ist nicht mehr ein Stellplatz oder wie in der Vergangenheit teilweise sogar zwei Stellplätze vorgesehen, sondern der Stellplatz-Schlüssel beträgt 0,5 bis maximal 0,75. 

"Lösung ist illusorisch"

Ein weiterer Hotspot, wo noch gebaut und demnächst wohl gestaut wird, ist die Eckertstraße in Eggenberg. Dort ist neben der FH Joanneum eine Siedlung von rund 350 Wohnungen entstanden – von der Single-Einheit bis hin zu großen Familienwohnungen.
"Für die großen Wohnungen ist prinzipiell ein Stellplatz vorgesehen, die Käufer der kleineren freuen sich über die vergünstigten Jahreskarten. Abstand hat deswegen noch niemand genommen", erklärt Christina Kühn, die einen Teil der Wohnungen für Bewo vertreibt. Für das gesamte Areal gibt es 194 Parkplätze in der Tiefgarage, Besucherparkplätze sind keine vorgesehen. Für den Bezirksvorsteher Robert Hagenhofer ist damit der Verkehrskollaps vorprogrammiert. "Die Mobilitätsverträge sind eine Illusion. Wir haben ja nicht nur Studenten und Senioren. In der Realität hat jeder mindestens ein Auto", so Hagenhofer. Etwas optimistischer ist sein Kollege in Liebenau gestimmt, wo gegenüber der Merkur-Arena 370 Wohnungen gebaut wurden. "Ich hoffe, dass es funktioniert", erklärt Karl Christian Kvas, der Bezirksvorsteher von Liebenau. "Wirklich greifbar wird die Dimension erst, wenn alles bewohnt ist."
Für die Stadt Graz wird die Dimension in Form von Evaluierungsberichten greifbar werden. "Diese müssen die Vertragspartner ein Jahr nach Bezug der ersten Wohnungen vorlegen", erläutert Barbara Urban von der Abteilung für Verkehrsplanung.
Die Meinung der WOCHE-Leser ist gefragt: Wo sehen Sie Lösungen für die Verkehrs- und Wohnproblematik? Schreiben Sie uns an redaktion@woche.at.

Nadelöhr: Schon jetzt ist es in der Eckertstraße in Eggenberg sehr knapp, dabei sind die rund 350 Wohnungen noch nicht einmal alle bezogen. | Foto: WOCHE
"Diese Lösung ist illusorisch", findet der Eggenberger Bezirksvorsteher Robert Hagenhofer und meint damit den Stellplatz-Schlüssel für das Großprojekt neben der FH Joanneum. | Foto: KK
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