Trotz Lockdown
Ungebetene Party-Gäste sorgen für Ärger in St. Anton am Arlberg
ST. ANTON AM ARLBERG (otko). Dutzende Briten und Skandinavier haben sich am Arlberg zum Skifahren und Partyfeiern einquartiert. Geltende Verbote werden dabei umgangen. Im Ort ist der Unmut über die Lockdown-Brecher groß.
Partys trotz Lockdown
Die sogenannten "Ski Bums" gehören seit Jahrzehnten zur Wintersaison in St. Anton am Arlberg. Junge Briten und Skandinavier kommen zum Skifahren, Snowboarden und Partymachen in die Arlberg-Region. Finanziert wird dies durch Jobs im lokalen Tourismus.
Aufgrund des Lockdowns, der geschlossenen Gastronomie und des touristischen Beherbergungsverbots ist die Wintersaison bisher ausgefallen. Dazu kommen noch die ausländischen Reisewarnungen und die verschärften Einreisebeschränkungen. In St. Anton am Arlberg wurden im November und Dezember nur ein paar Hundert Nächtigungen verzeichnet. Man würde also meinen, dass es heuer keine "Ski Bums" am Arlberg braucht. Es gibt derzeit ja auch keine Jobs. Trotzdem haben sich dutzende junge Briten, Schweden und Dänen einquartiert. Neben dem Skifahren werden bei Zusammenkünften auch Partys und Après-Ski gefeiert.
Verbote werden umgangen
Durch die Meldung eines Zweitwohnsitzes werden dabei die geltenden Einreiseregelungen sowie das touristische Beherbergungsverbot umgangen. Im Internet würden Tipps kursieren. Daneben gebe es auch ein paar schwarze Schafe unter den Betrieben.
Wenig Verständnis für die Umgehung der geltenden Lockdown-Maßnahmen hat die Gemeinde St. Anton am Arlberg.
"Viele junge Leute sind in letzter Zeit ins Dorf gekommen, haben sich legal mit einem Zeitwohnsitz samt Unterschrift des Unterkunftgebers angemeldet und suchen nun offiziell Arbeit. In diversen Internet-Foren werden die Leute sogar animiert nach St. Anton zu kommen – am besten mit dem Zug von Zürich. Diese vorgebenden Arbeitssuchenden gehen dann Skifahren. Zudem fallen die Gruppen mit ihren Zusammenkünften auf. Natürlich haben sich viele Einheimische die Frage gestellt, was die hier tun. Es gibt ja momentan keine Arbeit",
ärgert sich Bürgermeister Helmut Mall. Die Gemeinde habe hier allerdings wenig Handhabe, um das Treiben einzustellen.
Bereits letzte Woche wurde dazu ein Gemeinde-Newsletter ausgeschickt. Darin wurde die Bevölkerung aufgerufen, solche Umgehungen nicht weiter zu ermöglichen. In der Zwischenzeit wurden auch anonyme Schreiben an die Presse gesandt. Am Dienstag musste der Dorfchef zahlreiche Medienanfragen zu dem Thema beantworten.
Auch in der Bevölkerung ist der Ärger und der Unmut groß, man befürchtet einen Imageschaden für den Tourismusort und eine mediale Verunglimpfung. "Der Rest der Bevölkerung muss wegen der Pandemie zu Hause bleiben und andere reisen zum Skifahren an. Wir sind mit der ganzen Entwicklung nicht zufrieden. Zum Schutz unseres Dorfes soll es ein Aufschrei sein. Die Exekutive und die Behörden müssen kontrollieren", unterstreicht Mall.
Rigorose Kontrollen angekündigt
Von den Seiten der Polizei und der zuständigen Bezirkshauptmannschaft Landeck wurden mittlerweile jedenfalls rigorose Kontrollen angekündigt.
Auch LH Günther Platter fordert schärfere Kontrollen bei den Zweitwohnsitzen und die Schließung der Gesetzeslücke bei der Einreise-Verordnung durch den Bund. Insbesondere der Aufenthalt aus beruflichen Gründen müsse glaubhaft gemacht werden.
Null Toleranz bei Umgehung geltender Gesetze
Mit Blick auf die jüngsten Ereignisse könne man nicht mehr länger zusehen, wie „einige wenige Unverbesserliche einen gesamten Wirtschaftszweig in Verruf bringen“. Spartenobmann LAbg. Mario Gerber spricht dabei etwa die noch genauer zu überprüfenden Vorgänge rund um Skilehrerausbildungen, Vergehen im Bereich des Meldegesetzes sowie Umgehungen von Reisebeschränkungen und private Partys an.
„Jede und jeder Einzelne von uns muss einen Beitrag leisten, um die Pandemie schnellstmöglich hinter uns lassen zu können. Jede einzelne Missachtung geltender Regeln gefährdet dieses Anliegen, das uns eigentlich alle einen sollte“, so Gerber. Auch als Branchenvertreter sei er dazu aufgerufen, Schaden von den Unternehmen abzuwenden. „Es kann nicht sein, dass rechtswidriges Verhalten die Reputation unserer Betriebe zerstört. Da braucht es jetzt eine gebündelte Aktion, um Fehlverhalten so umfangreich wie möglich aufzudecken und zu beenden“, so Gerber.
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