Markus Hirtler im Interview
Die Ermi-Oma will ein neues Heim

Die Perücke auf dem Schoß: Markus Hirtler ist die  "Ermi-Oma" seit 20 Jahren. | Foto: prontolux
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  • Die Perücke auf dem Schoß: Markus Hirtler ist die "Ermi-Oma" seit 20 Jahren.
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Zum 20-Jahr-Jubiläum stand Markus Hirtler, besser bekannt als "Ermi-Oma", MeinBezirk Rede und Antwort. Im Jubiläumsprogramm "Heimsuchung" bringt ein Pfleger Sichtweisen ein, die "Ermi-Oma" zum Kiefeln bringen – also gesellschaftlich und politisch brennheiß und zum Totlachen.

STEIERMARK. Seit 20 Jahren ist Markus Hirtler mit seiner renitenten Kunstfigur "Ermi-Oma" unterwegs und ruft mit viel Humor und gepflegtem Hinschauen zu mehr Einfühlungsvermögen und Wertschätzung zwischen den Generationen auf. Im Jubiläumsprogramm "Heimsuchung" (am 8. November in Wagna und am 5. Dezember im Festsaal Eibiswald) bringt ein Pfleger Sichtweisen ein, die "Ermi-Oma" zum Kiefeln bringen – also gesellschaftlich und politisch brennheiß und zum Totlachen.

MEINBEZIRK: Haben Sie eine besondere Beziehung zur Südsteiermark?
MARKUS HIRTLER: Die Südsteiermark liebt man einfach. Wir sind öfter zum Radfahren und Genießen hier.

Von der "Ansichtssache" über "Mein Testament" bis zum neuen Programm "Heimsuchung". Das Thema in den Kabarett-Programmen dreht sich immer um die Pflege und Sie haben schon vor 20 Jahren Missstände im Pflegebereich aufgezeigt. Wie sehen Sie das heute?
Früher sah man nur wie es den Gepflegten geht und heute sieht man auch wie es den Pflegenden geht. Es ist ganz wichtig, dass ein System in sich funktioniert, wie in jeder Beziehung. Wenn es nur einem gut geht, dann geht das auf die Dauer nicht. Das Pflegeheim muss deshalb ein Ort zum Leben sein, aber es muss auch ein Ort für jene sein, die dort mitarbeiten und sich einbringen. Es bringt nichts, wenn die Familien draufgehen, weil die Dienstzeiten schwierig sind und wenn die Strukturen so schlecht sind, dass die Leute ausbrennen. Die hohe Fluktuaktion im Pflegebereich spricht für sich.

Die "Ermi-Oma"  feiert heuer ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Dazu gibt es das neue Programm "Heimsuchung". | Foto: Markus Wache
  • Die "Ermi-Oma" feiert heuer ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Dazu gibt es das neue Programm "Heimsuchung".
  • Foto: Markus Wache
  • hochgeladen von Waltraud Fischer

Möchten Sie nochmals im Pflegebereich arbeiten?
Ich bin derzeit hauptberuflich als Kabarettist unterwegs. Aber ich könnte es mir sehr gut vorstellen, wieder im Pflegebereich zu arbeiten, wenn alle Strukturen passen. Der Sozialberuf war immer mein Leben und ich habe ihn immer geliebt. An den Strukturen kann man aktiv mitarbeiten. Es gibt ja nicht nur Verschlechterungen sondern auch viele Verbesserungen.

Zurück auf die Kabarettbühne. Was ist der Inhalt des neuen Programms "Heimsuchung"?
Bei der "Heimsuchung" holt sich die Ermi-Oma virtuell eine Pflegeperson auf die Bühne, die ganz andere Sichtweisen einbringt. Für mich ist das der Sinn vom Kabarett, so lustvoll aus der Blase herauszulocken, in der man sich befindet.

Welche Aufgabe hat die Kunst aus Ihrer Sicht?
Die Aufgabe der Kunst ist sicherlich nicht zu sagen, da ist ein Problem und ändere es so, wie ich es mir vorstelle. Ich will einen Spiegel in den Raum stellen und sagen: Wenn du willst, kannst du hineinschauen und wenn du Lust hast, kannst du etwas verändern. Der Humor ist für mich nichts anderes wie ein Schuhlöffel , um in die Tiefe zu kommen.

"Würde wäre, wenn Sie nichts tun würden, was ich noch selbst gern tun würde."
Markus Hirtler, im Würde-Lied als "Ermi Oma", im ersten Programm "Ansichtssache"

Wie möchten Sie gerne alt werden?
Wenn ich alt und gebrechlich bin, hätte ich gerne, dass mir jemand das abnimmt, was ich selbst nicht mehr kann. Aber ich will nicht, dass mir jemand Dinge erledigt, die ich selber noch gerne machen würde. Das mag ich jetzt schon nicht und das werde ich im Alter noch weniger wollen. Selbstbestimmt alt werden, soweit es geht - das ist mein Wunsch.

Was erwarten Sie sich von einem Heim?
Ein Heim ist kein Schlaraffenland. Es ist ein Geben und ein Nehmen. Man bezahlt einen gewissen Betrag und man bekommt eine gewisse Leistung. Deshalb prangere ich in meinem neuen Programm "Heimsuchung" auch so an, dass in den Hochglanzbroschüren soviel versprochen wird, "wie super es ist".

Ich vergleiche das mit dem AMA-Gütesiegel und dem Schweinchen im Stroh. Aber in Wirklichkeit ist die Haltungsform eine andere. Als Bauer sollte man den Mut haben und ehrlich auf die Ware mit Foto schreiben ("Um diesen Preis wird das Tier so gehalten"), was er für sein Geld bekommt - ähnlich wie bei den Zigarettenpackungen.

"Man sollte in jedem Heim einfach ehrlich sein, soviel kostet es und soviel bekommt man dafür. Und nicht versprechen, wir sind das Wohlfühlhotel, wo den ganzen Tag Karten gespielt wird. Ich stehe für Ehrlichkeit und Transparenz."
Markus Hirtler

Steiermark-Termine

7.11., Kulturhaus Liezen
8.11., Mehrzweckhalle Wagna
9.11., Mehrzwecksaal Grafendorf
12.11., Orpheum Graz, 16 Uhr
13.11. , Orpheum Graz, 19.30 Uhr
21.11., Kulturhaus Bad Waltersdorf
23.11., Stadthalle Fürstenfeld
5.12., Festsaal Eibiswald
16.1., Zentrum Feldbach
17.1., Stadtsaal Mürzuschlag
18.1., Sporthalle Bärnbach
8.2., Orpheum Graz
4.3., Kunsthaus Weiz
6.3., Koralmhalle Deutschlandsberg
19.3., Live Congress Leoben
20.3., Naturparkarena Pöllauberg
21.3., Festsaal Judenburg

Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr, Karten: oeticket.com

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