Lithium-Ionen-Batterien
Achtung Brandgefahr, bitte nicht in den Restmüll!

V.l.n.r.: LR Ök.-Rat Johann Seitinger, Dr. Ingrid Winter, Dr. Christian Schreyer und Ing. Andreas Säumel | Foto: © Jorj Konstantinov
  • V.l.n.r.: LR Ök.-Rat Johann Seitinger, Dr. Ingrid Winter, Dr. Christian Schreyer und Ing. Andreas Säumel
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Viele Großbrände der jüngsten Vergangenheit wurden durch Fehlwürfe von Lithium-Ionen-Batterien verursacht! Bewusstseinsinitiative wird gestartet.

Das Ergebnis, der alle fünf Jahre stattfindenden steirischen Restmüllanalyse, gibt Grund zur Sorge: Denn die Trennmoral der Steirerinnen und Steirer weist großes Verbesserungspotential auf. Für 2018/2019 zeigt die Analyse, dass rund zwei Drittel, der in die Restmülltonne entsorgten Abfälle, nicht dorthin gehören. Dabei handelt es sich auch um wertvolle Ressourcen, die aus dem Restmüll nicht mehr optimal recycelt werden können. Alleine durch die Verwertung der fast 48.000 Tonnen Biomüll könnten zirka 3 Mio. kg CO2 eingespart und gleichzeitig etwa 24.000 Tonnen an wertvollem Kompost hergestellt werden. Dramatisch ist auch, dass 40 Prozent des Biomülls in der Restmülltonne organisch bzw. Lebensmittel sind. Durchschnittlich sind das 15 kg pro Person und Jahr. Biomüll, Papier und Verpackungen werden überwiegend in Haushaltsnähe gesammelt. Ohne viel Aufwand ließe sich hier ordnungsgemäß trennen, dennoch entfallen 53 Prozent des Restmüllinhalts auf solche Fraktionen. „Zwar sind wir im europaweiten Recyclingquoten-Vergleich Spitze, aber beim Mülltrennen haben wir am Weg hin zur Kreislaufwirtschaft noch viel Luft nach oben“, betont Nachhaltigkeitslandesrat Johann Seitinger.

Als Maßnahmen zur Verbesserung der Trennmoral denkt Seitinger folgende konkreten Projekte an: Erstens, Mülltrennung beginnt bereits bei den Kleinsten. So sollen Schülerinnen und Schüler in der Steiermark über ein neues Angebot der „Abfallcoaches“ für Lehrer für das Thema intensiv sensibilisiert werden. Zweitens, es wird deutlich, dass es insbesondere im urbanen Raum so genannte Hotspots mit mangelhafter Mülltrennung gibt, dort, wo der Zuwanderungsanteil am Höchsten ist. Seitinger fordert, dass hier Aufklärungsarbeit geleistet werden muss und diese Thematik auch auf Bundesebene entsprechend Eingang findet.

Falsch entsorgt ist brandgefährlich

Besonders problematisch sind Elektroaltgeräte und Batterien, die über den Restmüll entsorgt werden. Knapp 2.200 Tonnen Elektroaltgeräte und Batterien landen pro Jahr im Restmüll bzw. wirft jede Person pro Jahr ca. 10 Elektro-/Elektronikgeräte und fünf Batterien in den Restmüll. Diese Fehlwürfe sind nicht nur eine Ressourcenverschwendung, sondern bergen auch ein enorm hohes Gefährdungspotenzial. Derzeit sind etwa sechs Prozent der verwendeten Gerätebatterien mit Lithium-Ionen-Technologie ausgestattet, aber die Zahl ist sehr stark steigend. Manche Schätzungen, wie jene von ForscherInnen der Montan-Universität Leoben, gehen sogar von einem Anstieg von bis zu 30 Prozent bis ins Jahr 2025 aus.

Die Lithium-Ionen-Batterien sind aus unserem heutigen Leben nicht mehr wegzudenken. Nahezu alle modernen Haushalts- und Alltagsgeräte enthalten sie. Diese Batterien haben eine sehr hohe Energiedichte. Sie sind zu beinahe 75 Prozent recycelbar, sodass wertvolle Rohstoffe wie Kobalt und Nickel zurückgewonnen werden können. Fast jeder Steirer und jede Steirerin trägt damit kleine „Hochleistungskraftwerke“ mit sich herum, die einen sorgsamen Umgang – insbesondere bei der Entsorgung – erfordern. Nicht fachgerecht entsorgte Lithium-Ionen-Batterien verfügen über eine enorme Explosions- und Brandgefahr. Noch werden nur 45 Prozent aller in Verkehr gesetzten Lithium-Batterien korrekt über die Ressourcenparks bzw. Altstoffsammelzentren oder den Geschäften, in denen Batterien verkauft werden, einer Entsorgung zugeführt. Leider landen immer noch zu viele dieser Batterien im Restmüll. Genau dort gehören sie aber am Allerwenigsten hin. „Die Abfallwirtschaft steht vor einer großen gesellschaftlichen Herausforderung. Produkte und Konsumverhalten verändern sich und beeinflussen die Abfallzusammensetzung in hohem Maße. Das erhöhte Risiko muss derzeit am Ende von der Abfallwirtschaft getragen werden. Die Hersteller, die diese Batterien in Verkehr setzen, beteiligen sich nicht ausreichend im Sinne des Klima- und Umweltschutzes, um Sammelquoten zu steigern bzw. Schäden in der Recyclingwirtschaft zu reduzieren. Ein Pfandsystem oder eine Markierung von Batterien für ein erleichtertes Aussortieren bei der Abfallbehandlung muss diskutiert werden“, fordert Seitinger. Zudem muss die einfache Entfernung der Batterien aus den Elektrogeräten durch den Konsumenten möglich gemacht werden. Bei vielen Elektrogeräten des täglichen Gebrauchs ist dies trotz EU-Richtlinie nicht möglich, fordert Seitinger weiter.

In den letzten fünf Jahren ist es zu einem massiven Anstieg von Explosions- und Brandereignissen in Sammelfahrzeugen sowie Abfallaufbereitungs- und Recyclinganlagen gekommen. Laut ForscherInnen der Montan-Universität werden jährlich bis zu 70 Brandereignisse in Österreich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf im Restmüll entsorgte Lithium-Ionen-Batterien zurückgeführt. Laut WKO Steiermark beträgt der Schaden rund 30 Mio. Euro – Tendenz steigend. „Das Risiko steigt zurzeit stark an und wir detektieren in unserer Recyclinganlage automatisiert rund 15 auffällige Lithium-Ionen-Batterien pro Woche. Das von den Recyclingunternehmern eindeutig nicht verschuldete steigende Brandrisiko lässt sich technisch reduzieren, erfordert aber kostspielige Investitionen. Die Brandereignisse der letzten Monate machen es für die Mitgliedsbetriebe der Fachgruppe sehr schwer, zum Teil unmöglich, Versicherungen zu finden“, beschreibt Andreas Säumel, Stellvertretender Obmann der Fachgruppe Entsorgungs- und Ressourcenmanagement der WKO Steiermark die angespannte Situation. Neben mangelnder Information dürfte vor allem Sorglosigkeit das Hauptproblem dafür sein, dass Lithium-Batterien über den Restmüll entsorgt werden.

Brandgefahr: Bitte nicht in den Restmüll

Dieser Umstand verlangt nach gezielten Handlungen und gezielter Information der Steirerinnen und Steirer. „Über den kommenden Sommer und Herbst hinweg wird dazu von den steirischen Abfallwirtschaftsverbänden und den dort installierten AbfallberaterInnen in Kooperation mit den steirischen Entsorgungsunternehmen verstärkt ein Fokus auf die Öffentlichkeitsarbeit gelegt“, betont Dr. Christian Schreyer, Geschäftsführer, Dachverband der steirischen Abfallwirtschaftsverbände. Damit hier dringend benötigte Bewusstseinsbildung auch dauerhaft im wahrsten Sinne des Wortes „haften“ bleibt, werden die Deckel der Restmüllbehälter steiermarkweit mit Aufklebern versehen werden, welche vor der falschen Entsorgung warnen. In einem zweiten Schritt werden Plakate im öffentlichen Raum auf diese Problematik aufmerksam machen. Entsprechend werden auch die steirischen Gemeinden gezielt informiert, insbesondere auf die richtige Entsorgung bzw. Rückgabe in Geschäften aufgeklärt werden. Nicht übersehen wird auch die Wirkung der sozialen Netzwerke. So kommunizieren die meisten Verbände die Botschaft „Keine Lithium-Akkus in den Restmüll“ vorwiegend über Facebook, ihre Newsletter und Homepages.

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