Der Feuerwehrstein von Flavia Solva

- Der historische Feuerwehrstein von Flavia Solva datiert aus dem Jahr 205 nach Christi Geburt.
- hochgeladen von Heribert G. Kindermann, MA
Bei einer Grabung in Wagna fand bereits im Jahr 1915 Walter Schmid den so genannten Feuerwehrstein als Abdeckung eines Heizkanals. Das Original wird im Lapidarium Eggenberg aufbewahrt.
Im heutigen Gemeindegebiet der Marktgemeinde Wagna entstand die einzige Römerstadt auf steirischem Boden. Flavia Solva erhielt etwa 70 nach Christi Geburt unter dem Kaiser Vespasian das Stadtrecht verliehen und hatte bereits eine "Freiwillige Feuerwehr", wie man dem so genannten Feuerwehrstein entnehmen kann.
Reger Zulauf zur Feuerwehr
"In der Zeit von 100 bis 380 nach Christi Geburt schätzt man die Einwohnerzahl von Flavia Solva auf 2000 bis 2200 Menschen", weiß der Historiker Gert Christian. Wegen der mit der Mitgliedschaft bei der Feuerwehr verbundenen Privilegien wollten offenbar immer mehr Einwohner zur Feuerwehr, was die städtischen Behörden und den Statthalter auf den Plan riefen. Letzterer fragte in Rom nach, was zu tun sei. Die Antwort aus Rom ließen die Feuerwehrleute wegen der für sie großen Bedeutung in Stein meißeln.
Privilegien für Feuerwehrmänner
Auch der Leibnitzer Historiker Eduard Staudinger hat sehr gut die drei Teile des Feuerwehrsteines dokumentiert und analysiert. Der 1. Teil ist das in Stein gemeißelte Antwortschreiben der Kaiser Severus und Caracalla über die Privilegien des "collegium centonariorum" von Solva.
Das "collegium centonariorum" von Solva
Es handelte sich laut Staudinger beim "collegium centonariorum" von Solva ursprünglich um eine zunftmäßige Vereinigung aller Handwerker, die Flickdecken (Lat. "centores") aus Lappen herstellten. Diese Männer waren verpflichtet, zur Bekämpfung von Bränden auszurücken. Die Flickdecken wurden zum Ausschlagen der Flammen verwendet.
Im Brandfall
Für den Alarmfall reihte man alle freiwilligen Helfer in das Kollegium ein, auch wenn sie handwerksmäßig nicht der Handwerkerzunft angehörten. Es handelt sich also beim "collegium centonariorum" um eine "Freiwillige Feuerwehr", deren Kader die Handwerker bildeten. Den Brandeinsatz wertete man als öffentliche Dienstleistung. Darauf geht wohl zurück, dass Freiwillige Feuerwehren heute nicht als Vereine, sondern Körperschaften des öffentlichen Recht sind, weil der Brandeinsatz als öffentliche Dienstleistung angesehen wird.
Frohlockungen der Feuerwehr
Die Feuerwehrleute von Solva genossen unter ihrem Titel Steuerbegünstigungen und andere Erleichterungen. Sie brauchten, so Staudinger, auch keines der mit hohen Kosten verbundenen öffentlichen Ämter zu übernehmen. Daher verlockten diese Privilegien wohl viele der Solvenser zum Beitritt. Daher traten auch vermögende Bürger der Feuerwehr bei, um sich auf diese Weise anderen, kostspieligeren Verpflichtungen zu entziehen. Das muss derart große Ausmasse angenommen haben, dass de städtischen Behörden sich an den Statthalter mit der Bitte wandten, die Vergünstigungen der Feuerwehr generell abschaffen zu dürfen. Daher fragte der Statthalter in Rom an, was zu tun sei. Die beiden Kaiser Severus und Caracalla verfügten, dass entsprechend den gesetzlichen Bestimmungen die reichen und nicht aktiv tätigen Mitglieder des Kollegiums zur Steuerleistung haranzuziehen seien. Die Privilegien für die aktiven Mitglieder wurden allerdings bestätigt. Die darüber erfreuten "centonari" ließen darum das kaiserliche Antwortschreiben gleich in Stein meißeln.
Das Mitgliederverzeichnis
Der 2. Teil der Inschrift bezieht sich auf das Mitgliederverzeichnis der Feuerwehr, also auf jene Leute, deren Privilegien durch das kaiserliche Antwortschreiben bestätigt worden waren. In sieben Kolonnen werden gleich 93 Namen genannt. 42 davon sind aufgrund des Namensformulars als römische Bürger anzusprechen. Nur mehr 14 tragen keltische Namen.
Gemeinderatsbeschluss
Schließlich ist der 3. Teil der Inschrift als ein Aktenvermerk zu werten. "Die Gesamtheit der Mitglieder stellte diese Tafel zu Ehren ihres Präsidenten M. Secundus Secundus auf. Mit Beschluss vom 14. Oktober 205 stellte der Gemeinderat von Solva den Platz zur Aufstellung der Feuerwehr zur Verfügung.
Daraus lässt sich schließen, dass die Geschichte der südsteirischen Feuerwehr bereits mehr als Jahre unglaubliche 1810 Jahre alt ist.


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