Millionenfalle
Die tragische Geschichte von Roman Garber aus Lebring
Ein trügerischer Millionengewinn lockte den Lebringer Roman Garber in eine Drogenfalle, die im kolumbianischen Gefängnis von Cartagena endete, wo dem unbescholtenen Südsteirer wegen Drogenschmuggels eine Höchststrafe von 20 Jahren Haft sowie eine Geldstrafe von mindestens 640.000 Euro drohen.
Die Geschichte liest sich wie ein Mafia-Thriller von Pablo „El Patron“ Escobar, dem einst legendären Drogen-Boss von Kolumbien. Denn es scheint so, als wäre der aus Lebring stammende und zuletzt in Wagna wohnende Roman Garber einem international agierendem Drogenkartell zum Opfer gefallen. Auch die ORF-Sendung „Schauplatz Gericht“ berichtete am Donnerstag, dem 1. September, sehr ausführlich darüber.
Ein Mail war ausschlaggebend
Zur Vorgeschichte: Es begann alles mit einem E-Mail, das zehntausende Österreicher im Sommer 2021 zugestellt bekamen. Darin wurde ihnen eine Gewinnausschüttung von rund 10,5 Millionen Dollar aus einem Investment Fond versprochen. Der Absender war eine gewisse Kate T., die in weiterer Folge mit Roman Garber über Monate hinweg via Email und Whatsapp korrespondieren sollte. Denn Garber war einer von jenen, die den fatalen Fehler machten, auf dieses trügerische Mail zu antworten und so geriet der unbescholtene Bürger in die Fänge eines Drogenkartells, das ihre ahnungslosen Kuriere in Dritte-Welt-Länder zu gewisse Treffpunkte lockt, um die millionenschweren Drogen über den Flugweg außer Landes nach Europa zu bringen.
Anfangs große Skepsis
Anfangs war die Skepsis von Roman Garber groß, dass er als wohlverdienter Pensionist nun das große Los gezogen und noch dazu eine All-Inklusive-Reise nach Südamerika gewonnen hat. Kate T. versprach ihm einen Gratisflug ins südamerikanische Ecuador inklusive Hotelaufenthalt und ein „Taschengeld“, um ihm die Reise so angenehm wie möglich zu machen. Ein „Payment Officer“ sollte Roman Garber vor Ort in einem Luxus-Hotel treffen, um die Original Funds Classified Documents (OFCD) zu unterzeichnen, damit der Millionengewinn auf sein österreichisches Bankkonto überwiesen werden konnte. Das „Taschengeld“ von 500 Euro wurde ihm via Western Union vorab überwiesen.
Sehr freundlicher E-Mail-Verkehr
Roman Garber ließ anfangs die ihm angebotenen Reisen und Flugtickets einfach verfallen, um die Seriosität von Kate T. und die im E-Mail angeführte Organisation „HM Treasury“, welche das britische Finanzministerium darstellen sollte, zu testen. Doch Kate T. blieb trotzdem stets freundlich und erlangte schliesslich das Vertrauen von Roman Garber.
Roman Garber – ein netter Kerl von nebenan
Bekannte und Freunde beschreiben Roman Garber als netten Kerl, den wirklich ein jeder gerne mag. Einer, der jedem hilft, wenn er etwas braucht.
„Vom Roman kann man alles haben“, heißt es. „Er ist ein guter Mensch und war auch jahrelang bei unserem Sportverein als Ordner tätig“, so der Lebringer Bürgermeister Franz Labugger, der voll hinter ihm steht. Das bestätigen nicht nur die Lebringer mit denen er vor allem viel Zeit am Sportplatz und im Gasthaus Scheucher verbracht hat, sondern auch seine Freunde aus Wagna, wo er zuletzt wohnte und gerne in seiner Stammkneipe bei Herwig & Evelyns Bierstüberl das eine oder andere Glaserl Wein trank.
Roman Garber wird auch als lebenslustiger Mensch beschrieben, der an Gewinnspielen und Werbefahrten teilnahm und das Abenteuer suchte. Was hatte er schon zu verlieren? Eine schöne Reise nach Südamerika inklusive Hotelaufenthalt und Reisekostenersatz und noch dazu ein Millionengewinn wurde ihm monatelang schmackhaft gemacht.
Ein Beatmungsgerät als Drogenfalle
„Ich möchte nun doch den Gewinn des Investment-Fonds in Anspruch nehmen“, schreibt Roman Garber in einem der letzten Mails an Kate T. Ihm werden nochmalig 500 Euro über Western Union überwiesen und auch die Lufthansa-Flugtickets erweisen sich als gültig. Am 8. November 2021 steigt Roman Garber am Flughafen Graz in das Flugzeug nach Südamerika ein und sollte bis heute von dort nicht zurückkehren.
Verhaftung wegen Drogenschmuggels
Als Roman Garber das Hotel in Ecuador betrat, wartete schon der „Payment Officer“ auf ihn, damit er die Dokumente unterschreiben konnte. Danach schlägt er sich die Nacht in Ecuador um die Ohren und am frühen Morgen wird er gebeten, ein „Gift Item“ mitzunehmen – ein Beatmungsgerät, das dringend ein Mitarbeiter in Europa brauchen würde und er bei der Rückreise mit Zwischenstopp in der Schweiz einer Kontaktperson übergeben sollte. Das Beatmungsgerät erweist sich als Drogenfalle.
Denn Roman Garber wird vom FBI am 14. November 2021 in Kolumbien am Flughafen Cartagena wegen Verdacht des Drogenschmuggels festgenommen. Im verpackten Beatmungsgerät werden ca. 7,5 kg Kokain im Wert von fast zwei Millionen Euro beschlagnahmt. Roman Garber wird in das Polizeigefängnis von Cartagena überstellt und es wird über ihn eine Untersuchungshaft verhängt. Zu diesem Zeitpunkt weiß Garber nicht, warum er verhaftet wurde. Denn er versteht nur mangelhaft Englisch, kein Wort Spanisch und es wird ihm kein Dolmetscher beigestellt.
Die Hölle auf Erden
Die Hölle auf Erden beginnt für den 63-jährigen Pensionisten aus Lebring, dessen Vater Gendarmeriebeamter war. Die Gefängnisse in Kolumbien sind maßlos überfüllt. Stromausfälle zählen zur Tagesordnung, von den hygienischen Verhältnissen ganz zu schweigen. Ein Monat lang ist Roman Garber in einer Massenzelle ohne Matratze, ohne Waschzeug, ohne medizinische Versorgung untergebracht. Garber verliert 17 Kilogramm an Gewicht. Die österreichische Botschaft in Bogota verhält sich am Beginn zurückhaltend. Anfang Dezember werden die Verwandten von Roman Garber über dessen Verhaftung informiert. Seit Dezember 2021 kämpfen die ehemaligen Angehörigen Alexander und Andrea Lappi mit unbeschreiblichem Einsatz um das nackte Überleben des Roman Garber und stellen ihm Yvonne Rieser, eine gebürtige Steirerin, als Anwältin zur Verfügung, die mit der kolumbianischen Justiz in Kontakt tritt.
Der Deal lautet „schuldig“
Die in Bogota tätige Anwältin der Kanzlei BBR Rieser-Álvarez handelt nach wochenlangen Verhandlungen zwei Tage vor der Hauptverhandlung am 15. Februar 2022 einen Deal mit der Staatsanwaltschaft in Cartagena für Roman Garber aus. Ihm wird Drogenschmuggel nach Art. 376 und dem Erschwernisgrund nach Art. 384 wegen mehr als 5 kg Drogenbesitz vorgeworfen, was die Mindeststrafe von zehn Jahre auf 20 Jahre erhöht.
Der Deal mit der Staatsanwaltschaft lautet das Bekenntnis von Roman Garber „schuldig“ in allen Anklagepunkten zu sein, dann würde über Garber eine Haftstrafe von sieben Jahren und sechs Monate plus einer Geldstrafe verhängt werden.
Urteil ausständig
Roman Garber hat sich vorerst Bedenkzeit erbeten, um sich mit seinen ehemaligen Angehörigen zu beraten. Die Hauptverhandlung wird deshalb verschoben. Das Urteil ist bis zum heutigen Tag noch ausstehend, da es danach auch mehrere Verschiebungen gibt. Sollte Roman Garber den Deal mit der Staatsanwaltschaft eingehen und zu sieben Jahren und sechs Monate Haftstrafe verurteilt werden, dann müsste die Überstellung von Roman Garber nach Österreich juristisch erwirkt werden, damit er die Haftstrafe in Österreich absitzen kann. Der Weg bis dahin ist steinig und lang. Nun liegt es an der Österreichischen Botschaft in Kolumbien und der österreichischen Justiz, unterstützend für Roman Garber in Erscheinung zu treten.
Bekannte wollen Roman helfen
Die Geschichte des Roman Garber ist tragisch und erschreckend zugleich wie vor allem ältere Menschen manipuliert werden können und soll auch ein warnendes Beispiel für die allgemeine Öffentlichkeit sein.
Die laufenden Kosten zur Heimholung haben das Ersparte von Roman Garber bereits weit überschritten und können auch nicht mehr allein von den ehemaligen Angehörigen gedeckt werden. Daher wurde ein Spendenkonto eingerichtet.
Roman braucht Hilfe: Spendenkonto zur Unterstützung von Roman Garber | IBAN AT47 3849 9000 0405 4516 | Raiffeisenbank Wildon-Preding, Bankstelle Lebring | Empfänger: Andrea Lappi THK (Treuhandkonto) Roman Garber | Zahlungsreferenz: Spende
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