Mit dem Schwung des Pendels

- Bei den Trummers spielt Zeit keine Rolle, wenn es um die Sammelleidenschaft geht.
- hochgeladen von Markus Kopcsandi
Hört man Trummer,
denkt man an Tracht.
Dabei geht man auch
sonst mit der Zeit.
In Dietersdorf in Gnasbach schlägt die Uhr nach Westminster Time – heißt jede Viertelstunde. 120 Kilogramm wiegt die kolossale Pendeluhr, die im Takt mit rund 30 nicht weniger beeindruckenden Pendeluhren und freischwingenden Uhren schlägt. Mittendrin sitzt Heinz Trummer auf einem Sofa, das mindestens so viele Geschichten erzählen könnte wie der 57-Jährige.
Einen Tick Freiheit
Der sonst so aufgeweckte Unternehmer, der gemeinsam mit Gattin Christine seit 25 Jahren in der Trachtenwelt verankert ist, gönnt sich in aller Ruhe ein Gläschen Wein und wirkt ultimativ tiefenentspannt.
„Alle 14 Tage komme ich hier rein, ziehe alle Uhren auf und genieße das Ticken“, lächelt der zweifache Vater, der sich entgegen dem rasanten Zeitgeist passioniert entschleunigt.
„Es gibt mir ein Gefühl der Freiheit“, beschreibt er die Wirkung der „Zeitzeugen“ auf sein Gemüt. „Die Modelle sind ganz unterschiedlich. Manche haben ein einfaches Läutwerk, andere eine Linksspannfeder. Die älteste Uhr ist über 200 Jahre alt“, fachsimpelt er bei einem Rundgang.
Begonnen hat seine Sammelleidenschaft 2006. Während seine Christine auf Flohmärk-ten nach Möbeln Ausschau hielt, zog es Heinz Trummer zu den Uhren hin. „Heute trägt keiner mehr eine Uhr, man hat ja sein Handy. So wirklich alte Uhren gibt es kaum mehr wo zu sehen. Also denke ich mir, bevor die alten Modelle weggeworfen werden, erhalte ich sie für die Nachwelt.“
Im Takt
Als gelernter Tischler und Elektrotechniker zieht Heinz Trummer selbstverständlich gerne selbst die Schrauben an. „Sie funktionieren alle", betont er nicht ohne Stolz. Ehrgeizig wie er nun mal ist, hat er sich schon wieder ein neues Ziel gesteckt. „Ich will so viele Taschenuhren haben wie Trachtenwesten. Dann kann ich bei jeder eine einstecken." Während er schon von den neuen Fundstücken träumt, rückt er seine Lieblinge penibel zurecht. „Wenn sie nicht austariert sind, geht gar nichts", lässt er wissen, bevor es Zeit ist, zu gehen. Bevor er den Raum verlässt, hält er aber noch kurz inne und wirkt wie seine Lieblinge völlig im Takt.


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