Umstrukturierung mit Schwierigkeiten
Mitglieder fordern von der Lebenshilfe Leibnitz volle Aufklärung

- Nach der Umstrukturierung gehen die Wogen bei der Lebenshilfe Leibnitz weiter hoch.
- Foto: Waltraud Fischer
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Die mit der Umstruktierung verbundene Kündigungswelle und der hohe Bilanzverlust (2018: 328.000 Euro, 2019: 414.000 Euro) bei der Lebenshilfe Leibnitz sorgt bei Mitarbeitern und Angehörigen weiterhin für Sorge. Heftigen Staub wirbelt das Protokoll der außerordentlichen Mitgliederversammlung auf, das der WOCHE Leibnitz vorliegt.
LEIBNITZ. Insgesamt 14 Seiten umfasst das Protokoll der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Lebenshilfe Leibnitz, die am 14. Februar stattfand. "Das Protokoll stimmt ja hinten und vorne nicht, alles ist sehr einseitig formuliert", informieren Mitglieder, die persönlich anwesend waren, allerdings nicht öffentlich Stellung beziehen möchten, da sie Nachteile befürchten.
Eine betroffene Mutter berichtet
Volle Aufklärung in der Öffentlichkeit fordert Christine Petritsch aus Gündorf, die seit 2008 ordentliches Mitglied der Lebenshilfe Leibnitz ist, ein. Die Mutter von Tochter Lena (29), die in der Tageswerkstatt Arnfels betreut wird, hat im Laufe der Jahre viele Tausende Euros für die Lebenshilfe gesammelt und auch persönlich gespendet. Zuletzt konnte durch ihre Mithilfe ein Lift angekauft werden. "Ich bin bei der jüngsten Mitgliederversammlung nie zu Wort gekommen und wurde letztendlich als Mitglied ausgeschlossen und von der Security aus dem Raum begleitet. Mich mundtot zu machen, weil ich meine Verantwortung und mein Recht als Mitglied wahrgenommen habe und Fragen (auch um andere Mitglieder aufzuklären) gestellt habe, die unangenehm waren und beantwortet hätte werden sollen, ist nicht unbedingt einer sozialen Einrichtung würdig", kritisiert Petritsch und fügt hinzu: "Ich habe das Vertrauen an diese Lebenshilfe Leibnitz, wie sie sich jetzt präsentiert, verloren."
Vereinsführung überholt
Die massiven Probleme der Lebenshilfe Leibnitz sind mittlerweile auch der Bezirkshauptmannschaft Leibnitz bekannt. "Als Aufsichts- und Kontrollbehörde zeichnet die Landesregierung verantwortlich. Das fällt nicht in unseren Zuständigkeitsbereich", betont BH-Stv. Wolfgang Klemencic. Dass die Lebenshilfe Leibnitz in dieser Größenordnung noch als Verein geführt wird, steht Klemencic skeptisch gegenüber: "Aus meiner Sicht wäre es sinnvoller, den Verein als gemeinnützige GmbH zu leiten, dann wäre alles viel transparenter."
Rechtliche und inhaltliche Prüfung des Landes
Eine rechtliche und inhaltliche Prüfung der Lebenshilfe Leibnitz durch die Landesregierung erfolgte zuletzt im Februar, informiert Barbara Pitner, Leiterin der Sozialabteilung im Amt der Steiermärkischen Landesregierung, auf Anfrage der WOCHE. "Für uns steht die Betreuung der Menschen mit Behinderung im Fokus", betont Pitner. Die finanzielle Gebahrung der Lebenshilfe fällt nicht in diesen Zuständigkeitsbereich. Die Lebenshilfe Leibnitz ist Mitglied der Lebenshilfe Steiermark.
Auf Anfrage der WOCHE teilte Generalsekretärin Regina Senarclens de Grancy von der Lebenshilfe Steiermark in einem Mail mit: "Die Lebenshilfe Leibnitz ist ein eigenständiger Verein, der zurzeit einiges zu bewältigen hat. Die Lebenshilfe Steiermark erwartet von allen Beteiligten zusammenzuarbeiten, um konstruktive Lösungen zu finden. In diverse Dokumente haben wir keinen Einblick. Daher geben wir dazu auch keine Stellungnahme ab."
Ida-Maria Daum, Obfrau der Lebenshilfe Leibnitz, war für eine Stellungnahme telefonisch nicht erreichbar. GF Ulrike Ablasser betont in einem Mail: "Die Mitgliederversammlung am 14. 2. 2021 wurde absolut korrekt abgehalten."
Rückblick:
Im Herbst 2020 wurde das Dienstverhältnis mit Manfred Pracher plötzlich beendet
Ermittlungen wegen Kurpfuscherei laufen
Im November 2020 berichtete die WOCHE über neue Ideen und das neue Team der Lebenshilfe
Im März 2020 feierte die Lebenshilfe Leibnitz das 40-Jahr-Jubiläum
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