Interview der Woche
Fitnessstudios fallen durch das Raster

- Erwin-Richard Koch kritisiert, dass trotz strenger Covid-Maßnahmen die Fitnessstudios weiterhin geschlossen bleiben müssen.
- Foto: Injoy
- hochgeladen von Eva Heinrich-Sinemus
Erwin-Richard Koch vom Injoy Süd im Gespräch über den Lockdown, Existenzängste und Zukunftswünsche.
WOCHE: Die Fitnessstudios müssen seit Anfang November und bis auf Weiteres geschlossen bleiben. Wie ist Ihre Stimmungslage?
ERWIN-RICHARD KOCH: "Die Stimmungslage gleicht einer Ohnmacht, denn unserer Branche wird kein Gehör geschenkt."
WOCHE: Was meinen Sie konkret?
KOCH: "Einem Fitnessstudio ist es nicht möglich, Einnahmen zu lukrieren, weder auf dem herkömmlichen Weg noch im Online-Bereich. In anderen Branchen werden Förderungen kassiert, und dennoch wird großzügig dazuverdient. Betriebe, die auf finanzielle Unterstützung angewiesen sind, fallen dann aus diesem Grund um Förderungen um, die aktuell existenziell sind."
WOCHE: Verstehen Sie die lange Schließung?
KOCH: "Nein. In der Fitness-Branche hat es keine Cluster gegeben wie in anderen Bereichen der Wirtschaft! Im Gegenteil, die körperliche Betätigung trägt zu einem besseren Immunsystem bei, dennoch werden wir als Gruppe der Gefährder bzw. einem Bereich mit erhöhter Ansteckungsgefahr eingestuft. Wir gehören zur Gesundheitsbranche und sollten eigentlich in der Pandemie sogar als systemrelevant geführt werden."
WOCHE: Was haben Sie getan, um für die Sicherheit Ihrer Kunden zu sorgen?
KOCH: "Unsere Clubräumlichkeiten wurden mit höchsten Standards desinfiziert und sterilisiert, wie es auch in OP-Sälen passiert. Außerdem wird bei uns ein Hygienekonzept zur Sicherheit unserer Mitglieder umgesetzt, was die Ansteckungsgefahr erheblich minimiert."
WOCHE: Wie reagieren die Kunden auf die Schließung?
KOCH: "Grundsätzlich sind allen die Hände gebunden, jeder muss in einer Demokratie gewisse Entscheidungen und Vorgaben akzeptieren, die zum Allgemeinwohl vorgegeben werden. Natürlich fehlt bei vielen das Verständnis für gewisse Einschränkungen, wir müssen diese Entscheidungen aber zum Wohle aller mittragen und hoffen, dass die Pandemie bald überstanden ist."
WOCHE: Wie halten sich Ihre Kunden fit?
KOCH: "Unseren Kunden steht der kostenlose Zugang zu INJOY@home zur Verfügung. Hier finden sie über 1.000 Online-Kurse, können ihre Trainingsziele und Erfolge im Blick behalten und ein eigenes Fitnessprofil erstellen."
WOCHE: Was sind Ihre Wünsche an die Politik?
KOCH: "Die Wünsche an die Politik sind ganz einfach formuliert: zumindest Gleichbehandlung zu anderen Branchen, Umsatzsteuer-Erleichterung wie etwa in der Gastronomie und eine baldige Öffnung."
WOCHE: Was ist die Corona-Schutz-Garantie?
KOCH: "Das bedeutet, dass wir bei einer behördlichen Schließung garantiert keine Mitgliedsbeiträge abbuchen."
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