Wirtschaftsbarometer
So steht es um die Wirtschaft in der Süd- und Weststeiermark
Der steiermarkweite Trend führt sich auch in der Süd- und Weststeiermark fort: Die Konjunktur befindet sich in einer Abwärtsspirale. Laut dem jüngsten Wirtschaftsbarometer der WKO Steiermark wird das Wirtschaftsklima als äußerst frostig eingestuft.
LEIBNITZ/DEUTSCHLANDSBERG. Die Saldenwerte sowohl beim Ist-Stand (-76,1 Prozentpunkte) als auch bei den Erwartungen (-79,9 Prozentpunkte) lassen die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Süd- und Weststeiermark stöhnen. „Wir brauchen jetzt eine Entlastung der Unternehmen“, mahnt Regionalstellenobmann KR Johann Lampl von der WKO Südsteiermark. Er fordert von der Politik „Taten statt Worte“, vor allem, was die Lohnnebenkosten betrifft.
Arbeitskosten stark gestiegen
89 Prozent der befragten Unternehmen stufen die gestiegenen Arbeitskosten nämlich als größte Herausforderung ein, wobei 69,9 Prozent nach wie vor auch unter einem Arbeits- und Fachkräftemangel leiden. „Leistung muss sich lohnen. Es kann nicht sein, dass der Staat der größte Nutznießer der hohen Kollektivvertragsabschlüsse ist. Dieser muss die Betriebe in Form einer Lohnnebenkosten-Senkung unterstützen“, betont Johann Lampl.
Für die heimische Wirtschaft bleiben die Zeiten herausfordernd. Hohe Arbeitskosten bei gleichzeitigem Arbeitskräftemangel sorgen angesichts der angespannten weltwirtschaftlichen Situation für ein höchst frostiges Wirtschaftsklima in der Süd- und Weststeiermark, das zeigt das aktuelle Wirtschaftsbarometer deutlich auf: 80,5 Prozent der befragten Unternehmen melden in der großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark eine Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation zurück, während nur 4,4 Prozent eine Entspannung feststellen – ergibt unterm Strich ein Negativsaldo von -76,1 Prozentpunkten.
Wenig Optimismus spürbar
Auch in Bezug aufs neue Jahr sehen nur wenige Unternehmen "Licht am Ende des Tunnels" (2,6 Prozent), der Großteil (82,5 Prozent) zeigt sich pessimistisch in den Erwartungen. Der Erwartungssaldo (-79,9 Prozentpunkte) fällt somit deutlich schlechter aus als in der letzten Sommerumfrage. „Eine baldige Besserung oder gar ein Aufschwung ist nicht in Sicht“, meint Lampl.
Negativ eingeschätzt wird aber nicht nur das allgemeine Wirtschaftsklima, sondern auch die bisherige Entwicklung des eigenen Unternehmens. Mit (inflationsbedingter) Ausnahme des Preisniveaus fallen sämtliche Saldenwerte in den Minusbereich. Das Konjunkturprofil im De-tail: Gesamtumsatz -14 Prozentpunkte, Auftragslage -24,4 Prozentpunkte, Preisniveau +36,8 Prozentpunkte, Investitionen -20,2 Prozentpunkte und Beschäftigung -10,1 Prozentpunkte.
Bei den Erwartungen ist das Bild ein ähnliches, die Werte haben sich sogar noch einmal verschlechtert. So sinkt der Saldenwert für die künftige Entwicklung des Gesamtumsatzes auf -59,7 Prozentpunkte, jener der Auftragslage auf -65,4 Prozentpunkte, das Preisniveau auf +2,1 Prozentpunkte, die Investitionserwartungen auf -39,2 Prozentpunkte und der Beschäftigungsausblick auf -39,1 Prozentpunkte.
Senkung der Lohnnebenkosten gefordert
„Die Situation ist äußerst ernst, die Herausforderungen groß. Es braucht seitens der Politik endlich entschiedene Taten, vor allem, was die Lohnnebenkosten angeht“, betont der Regionalstellenobmann. Sie steigen mit den zuletzt hohen Kollektivvertragsabschlüssen nämlich noch einmal deutlich an. „Der Staat darf nicht größter Profiteur dieser Erhöhungen sein, die unsere Betriebe über die Schmerzgrenzen hinaus belasten“, kritisiert Lampl. Er fordert deshalb eine deutliche Senkung als Signal der Entlastung.
Das entspricht nämlich auch den Hauptsorgen der steirischen Wirtschaft: 89 Prozent der befragten Unternehmen in der Süd- und Weststeiermark sehen die Arbeitskosten als eine der größten Herausforderungen. Aber auch der Arbeits- und Fachkräftemangel (69,9 Prozent) und die Energiekosten (71 Prozent) belasten die Betriebe. „Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen ist es bemerkenswert, dass eine der unternehmerischen Hauptsorgen nach wie vor dem Personalmangel gilt – das zeigt, wie akut der Handlungsbedarf hier ist“, so Lampl.
Wirtschaftsentwicklung im Detail
UMSATZ. Die Geschäftslage hat sich in der Süd- und Weststeiermark deutlich eingetrübt. Die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausgelöst durch geopolitische Ereignisse, Energiepreisschocks und hohe Inflation belasten die süd- und weststeirischen Unternehmen seit Monaten. Im Winter 2023 melden wieder mehr Unternehmen eine negative Umsatzentwicklung (Umsatz bisher gesunken: 46,8 %; gestiegen: 32,8 %).
Der Saldo rutscht damit erstmals seit der Corona-Krise unter die Nulllinie auf -14,0 Prozentpunkte. Auch für die kommenden zwölf Monate ist aus Sicht der Unternehmen mit keiner Trendumkehr zu rechnen: Mit -59,7 Prozentpunkten erweist sich der Erwartungssaldo als klar negativ, womit die pessimistischen Einschätzungen (71,3 %) die optimistischen (11,6 %) überwiegen.
AUFTRAGSLAGE. Ähnlich fallen die Einschätzungen zur Auftragslage aus. Sowohl in puncto bisheriger (-24,4 Prozentpunkte) als auch erwarteter Auftragsentwicklung (-65,4 Prozent-punkte) ist ein Negativsaldo zu verzeichnen. 24 % der Unternehmen konnten demnach in den letzten 12 Monaten noch eine gute Auftragslage verbuchen, während bereits 48,4 % mit rückläufigen Auftragszahlen konfrontiert waren. Auch hinsichtlich der künftigen Entwicklung zeigen sich deutlich mehr Betriebe aus der Süd- und Weststeiermark negativ (72,9 %) als positiv gestimmt (7,5 %).
PREISE. Der Inflationsdruck lässt allmählich nach, die Trendpfeile zur Saldenentwicklung sind im Winter 2023 klar nach unten gerichtet. Während bisher noch 59,1 % ihre Verkaufs-preise erhöht haben (Saldo bisher: 36,8 Prozentpunkte), dürfte dies in den kommenden 12 Monaten bei noch 37,4 % der Unternehmen der Fall sein. 35,3 % der befragten Betriebe gehen sogar von einer Preissenkung aus, der Erwartungssaldo sinkt damit wieder auf ein moderates Niveau von 2,1 Prozentpunkten.
INVESTITIONEN. Der Wachstumsmotor „Investitionen“ gerät zusehends ins Stottern. Die Mischung aus einer schwachen Konjunktur und einem höheren Zinsniveau drückt auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Die Investitionssalden kommen im Rahmen der aktuellen Umfrage klar im Negativbereich bei -20,2 Prozentpunkte (bisher) und -39,2 Prozent-punkte (erwartet) zu liegen.
BESCHÄFTIGUNG. Angesichts des konjunkturellen Abschwungs lässt nun auch die Arbeitskräftenachfrage allmählich nach, was in negativen Saldenwerten zum Ausdruck kommt (bisher: -10,1 Prozentpunkte; erwartet: -39,1 Prozentpunkte). Allerdings zeigt sich, dass die Unternehmen aufgrund des bestehenden Arbeits- und Fachkräftemangels vermehrt versuchen, ihre Beschäftigtenzahl zu halten.
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