Entwicklungshelfer in Sachen Wurst

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ST. MICHAEL, KATHMANDU. Kommt man in St. Michael zum Heimathaus von Anton Loschat, dann sticht die im Wind wehende österreichische Fahne ins Auge. Im verglasten Wintergarten steht eine große Krippe, das Geschenk eines Tiroler Holzschnitzers, auf der Terrasse erweckt eine übermannsgroße Skulptur eines italienischen Künstlers die Aufmerksamkeit. Ein Totem, Gabe eines Indianerhäuptlings steht im Park, auf einem Vogelhäuschen steht beziehungsvoll „Liebesnest“.

Unruhe im Ruhestand

Es ist das Heim eines weltoffenen und weitgereisten Menschen, für den Pension und Ruhestand eher Reizwörter sind. Eher trifft Unruhestand den Punkt bei dem vor einem Jahr offiziell aus dem Berufsleben geschiedenen 62-Jährigen. Nach 28 Jahren war Schluss als Geschäftsführer bei Tann, einem der fünf europäischen Marktführer für Fleisch- und Wurstverarbeitung.
Dieses Metier war bestimmend für Toni Loschats Leben. Der Matura am Stiftsgymnasium in Admont folgte eine Fleischerlehre im elterlichen Betrieb, darauf die Meisterprüfung. Sesshaftigkeit war für ihn kein Thema, zu sehr lockten fremde Länder. Einige Zeit jobbte er in der Hotelbranche, Paris, London, Bangkok waren einige Stationen, ehe er Mitte der 70er-Jahre in Kanada sesshaft wurde. Insgesamt sechs Jahre werkte Loschat in Toronto, Vancouver und in Amerika. Von dort nahm er eine für seinen weiteren Lebensweg prägnante Erkenntnis mit: Erfolgreiche Leute geben viel zurück, es zählt nur der Mensch, der respektvolle Umgang miteinander. Eine spätere Fügung des Schicksals wollte es, dass er mit Boxchampion Witali Klitschko und Didi Mateschitz zwei Menschen kennenlernen durfte, die all das personifizieren.

Weltweite Projekte

Das Ende der beruflichen Laufbahn bedeutete keinen Schlussstrich. Dass Loschat inzwischen ein gefragter Mann ist, zeigen 62 Anfragen.
Zwei bis drei Monate dauert die gewissenhafte Vorbereitung für ein Projekt, wo Interesse fürs Land, Menschen, Sprache, Religion, politische Verhältnisse einfließen. Seine erste Mission führte ihn nach Nepal, wo er in der Stadt Pokhara betriebliche Abläufe, Produktion und Hygiene einer großen Firma unter die Lupe nahm und ein Konzept erstellte. Die zusätzliche Problematik der fleischverarbeitenden Industrie liegt im religiösen Bereich, weil bei der vorwiegend hinduistischen Bevölkerung bislang Fleisch und Wurst verpönt waren. Der Konsum beginnt erst bei der jüngeren Generation unter 30. Eine seiner großen Visionen betrifft die Installierung einer Berufsschule für Fleischer nach europäischem Standard. Toni Loschat hat auch sonst seine Ohren offen und legt Seilschaften.

Seilschaft

Dies im wahrsten Sinn des Wortes, denn er stellte für den Bau einer Seilbahn die Kontakte zum österreichischen Hersteller Doppelmayr her. Eine riesige Rinderfarm in Brasilien und eine Fleischfabrik in Albanien waren weitere Stationen des Entwicklungsberaters.
Nepal hat es ihm jedoch angetan, die Hauptstadt Kathmandu ist das nächste Ziel. Eines aber würde der begeisterte Klavierspieler bei aller Liebe zum Land dort nie tun: selber Auto oder Motorrad fahren. Das ist für ihn die reinste Horrorvorstellung. Peter Taurer

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