Fachtierärztin für Fische und Bienen
Sie hilft denen, die stumm leiden

Für die Untersuchung des kleinen Zebrabuntbarsches Theo kam Angelika Nistl-Janssen mit medizinischem Equipment nach Leoben. Der Fisch wird narkotisiert an der Luft untersucht.  | Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
4Bilder
  • Für die Untersuchung des kleinen Zebrabuntbarsches Theo kam Angelika Nistl-Janssen mit medizinischem Equipment nach Leoben. Der Fisch wird narkotisiert an der Luft untersucht.
  • Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
  • hochgeladen von Astrid Höbenreich-Mitteregger

Angelika Nistl-Janssen aus Heimschuh ist die einzige Fachtierärztin für Fische und Bienen der Steiermark. Diesmal kam sie zur Untersuchung eines Zebrabuntbarsches nach Leoben.

LEOBEN/HEIMSCHUH. Theo ist ein Zebrabuntbarsch, acht Jahre alt und lebt in einem Aquarium in Leoben. Vor einigen Monaten entdeckten die Besitzer ein Gewächs hinter seinem Auge, das sich stetig ausbreitete. Auf der Suche nach Hilfe für Theo stieß man schließlich über die VetMed in Wien auf die Fischfachtierärztin Angelika Nistl-Janssen in Heimschuh im Bezirk Leibnitz.

Nach Telefongesprächen und gemailten Fotos erfuhren die staunenden Besitzer von Angelika Nistl-Janssen, dass man den Fisch möglicherweise operieren könne, also entschied man sich, Theos Tumor begutachten zu lassen. Immerhin würden vor dem kleinen Barsch unter idealen Bedingungen noch einmal so viele Lebensjahre liegen.

Untersuchung an der Luft

Kürzlich war es so weit. Angelika Nistl-Janssen kam mit einer Assistentin, bereitete am Wohnzimmertisch alles für die OP vor und legte Theo in einer wassergefüllten Schale in Narkose. Die Untersuchung musste allerdings an der Luft stattfinden. Auf Frotteetücher gebettet, wurde Theos Tumor untersucht. Um sein Überleben zu sichern, wurde er von der Assistentin ständig mit Narkosewasser aus einer Spritze nass gehalten.

„Wichtig ist, dass das Wasser durch seine Kiemen strömt, dann kann er auch eine Zeit lang an der Luft sein“, erklärte die Fachtierärztin. Da es nicht sicher war, ob Theo aufgrund des großflächigen Gewächses die Operation überstehen würde, entschieden sich die Besitzer dagegen. Theo durfte nach dem Aufwachprozess wieder zurück ins Aquarium, da ihm der Tumor offensichtlich keine Schmerzen oder Probleme bereitet.

Angelika Nistl-Janssen lebt als Fachtierärztin für Fische und Bienen ihren Traum und ihre Leidenschaft.  | Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
  • Angelika Nistl-Janssen lebt als Fachtierärztin für Fische und Bienen ihren Traum und ihre Leidenschaft.
  • Foto: Astrid Höbenreich-Mitteregger
  • hochgeladen von Astrid Höbenreich-Mitteregger

Gefragte Fachtierärztin für Fische

Einen Fisch außerhalb des Wassers zu untersuchen beziehungsweise zu operieren: Was für den Laien fast unmöglich scheint, ist für Angelika Nistl-Janssen beruflicher Alltag. Die 64-Jährige ist die einzige und somit gefragte Fachtierärztin für Fische und Bienen in der Steiermark, eine von rund sieben österreichweit, und sie lebt damit ihren Kindheitstraum. „Schon als Vierjährige wusste ich, dass ich Tierärztin werden wollte.“

Da ihre Eltern ihr diesen Beruf ausredeten, begann sie Biologie inklusive Lehramt zu studieren. „Zeitgleich begann ich aber auch an der Tierärztlichen Hochschule zu studieren“, erzählt die gebürtige Wienerin. Da nach Abschluss des Tierarzt-Studiums damals nirgends ein geeigneter Posten am Land frei war, war sie als Grenztierärztin in Oberösterreich tätig und später als Biologielehrerin an verschiedenen Schulen in Niederösterreich.

Im Hinterkopf die Tierarztpraxis

„Ich habe unterrichtet, im Hinterkopf hatte ich aber immer meine Tierarztpraxis“, erzählt sie. Durch ihren Mann kam sie schließlich 2011 nach Heimschuh, unterrichtete bis 2019 am Gymnasium Leibnitz.

„Ich dachte mir damals, jetzt bin ich endlich am Land und habe keine Tierarztpraxis. Also habe ich zusätzlich zur Lehrtätigkeit die Ausbildung zum Fachtierarzt für Fische und Bienen begonnen, weil ich schon Erfahrung in diesem Bereich hatte. Seit 2015 führe ich meine mobile Praxis, denn eine stationäre ist für Fische oder Bienen schlecht machbar.“
Angelika Nistl-Janssen

Ihr Einsatzgebiet sind hauptsächlich kleine Teiche, Aquarien bzw. Bienenstöcke in der Steiermark und Kärnten, in denen Fische etwa Parasiten haben oder Bienenvölker an Seuchen erkrankt sind. Oft ist sie von frühmorgens bis spätabends unterwegs, um Diagnosen zu stellen und zu behandeln.

Es braucht ein zweites Standbein

Warum es so wenige auf Fische oder Bienen spezialisierte Tierärzte gibt, weiß Angelika Nistl-Janssen. „Es ist ein saisonaler Beruf mit viel Arbeit hauptsächlich im Frühling und Herbst. Wenn das Wasser sich im Frühling beispielsweise erwärmt, kommt es gehäuft zu Parasiten oder Krankheiten. Im Winter ist wenig bis keine Arbeit. Man braucht also ein zweites Standbein, um davon leben zu können.“

Für jene, die nicht schreien können

Ihr Aufgabengebiet umfasst neben der Behandlung der Tiere vorwiegend Beratung und Managementtipps für ihre Besitzer, die sehr froh sind, dass es eine Ärztin wie sie gibt, die vor Ort kommt. „Mir ist das Tierwohl das Allerwichtigste. Es gibt nichts Schöneres, als zu erleben, dass es den Tieren nach der Behandlung wieder besser geht. Und ich sehe mich als Vertreterin jener Tierarten, die nicht schreien können“, betont die leidenschaftliche Veterinärin.

Das könnte dich auch interessieren:

St. Stefan ob Leoben: Allerbeste Stimmung mit "Primavera"
René Bittner zum neuen Abschnittskommandanten gewählt
Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.