Trofaiacher Stimmungsbilder
Anita Kozak: Mit Humor, positiven Gedanken und Lebensfreude durch die Krise

Anita Kozak, die Leiterin der Rot-Kreuz-Ortsstelle Trofaiach. | Foto: zVg/Trofaiacher Stimmungsbilder
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  • Anita Kozak, die Leiterin der Rot-Kreuz-Ortsstelle Trofaiach.
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Unsere Serie "Trofaiacher Stimmungsbilder" – gestaltet von Jacqueline Juri – beleuchtet angesichts der Coronakrise die Lebensumstände von unterschiedlichsten Menschen in der Stadt Trofaiach.

TROFAIACH. Im fünften Teil der "Trofaiacher Stimmungsbilder" hat Jacqueline Juri in Form von Telefoninterviews mehr oder weniger bekannte Menschen über ihr Befinden und ihre Gedanken im Zusammenhang mit der Coronakrise befragt. So auch Anita Kozak, die Leiterin der Rot-Kreuz-Ortsstelle Trofaiach.
"Mein Leben und meine Wurzeln sind in dieser Gemeinde", sagt die gebürtige Trofaiacherin.  Seit vielen Jahren ist sie Ortsstellenleiterin der Dienststelle des Roten Kreuzes in Trofaiach. Als Einsatzfahrerin, Sanitäterin und mittlerweile auch als „die Mama für Alle“, stellt Kozak seit nun schon 33 Jahren aktiv und ehrenamtlich ihre Arbeitskraft zur Verfügung und zwar mit großer Freude, "weil wir eine tolle Gemeinschaft sind"!
Anita Kozak ist seit mehr als 30 Jahren Angestellte der Voestalpine. Im Backoffice leitet sie ein Team mit zehn Personen und verkauft Eisenbahnschienen. Nach wie vor findet sie ihren Arbeitsbereich sehr spannend. Kozak: "Beide Tätigkeiten machen mir Spaß und lassen sich gut kombinieren. Aus diesem Grund lebe ich auch sehr gerne in Trofaiach."

Wie geht es Ihnen, seit dem Beginn der Ausgangsbeschränkungen am 16. März, in Ihrer Funktion als Ortsstellenleiterin des Roten Kreuzes Trofaiach?
ANITA KOZAK:
  Die Ortsstelle ist rund um die Uhr besetzt ist, wir haben aktuell immer ein Auto durchlaufend mit einer Mannschaft belegt. An dieser Stelle möchte ich bemerken, dass das Engagement meiner Rot-Kreuz-Mannschaft einfach toll ist. Quer durch alle Berufsgruppen setzt sich das Team zusammen, die Mitarbeiter stellen ihre Zeit gerne ehrenamtlich zur Verfügung. Alle sind positiv eingestellt und mit großem Einsatz dabei, trotz der schwierigen Situation. Für mich sind sie die kleinen Helden des Alltags!
Uns hat es zuvor schon ein wenig betroffen, bevor diese Ausgangsbeschränkungen in Kraft getreten sind, weil wir bereits mit den ersten Verdachtsfällen konfrontiert waren. Speziell im Rettungsdienst war gleich zu Beginn oberste Vorsicht geboten, um diese Erkrankung nicht weiter zu streuen. Es gibt in diesem Zusammenhang ganz strenge Sicherheits- und Schutzvorschriften, wie auch in den Krankenhäusern. Damit mussten wir erst einmal lernen umzugehen, ich persönlich, aber auch mein Team. Für uns bedeutete dies von Anfang an, dass wir uns speziell schützen mussten, mit einer Schutzbekleidung, Schutzbrille, Schutzmaske und Handschuhen. Nach jedem Transport musste das Auto grundgereinigt werden. Man durfte und darf bis heute kaum Kontakt zu dem Patienten haben. Es ist eine sehr schwierige und herausfordernde Situation, auch für die Helfer. Man weiß ja nie, es besteht immer ein Verdachtsfall. Gedanken wie: Hat der Patient nun Corona oder nicht? Habe ich mich selbst genug geschützt? So etwas kommt mir in den Sinn. Wir haben immer ein wenig die Angst, selbst Träger der Krankheit zu werden. Im Umgang mit den Kollegen ist man sehr vorsichtig geworden. Der Humor und die Freude an unserer Arbeit sind uns trotzdem nicht verloren gegangen. Wir sind nicht dazu verurteilt untätig zu Hause zu sitzen, wie viele andere Menschen, die gerne arbeiten würden, aber nicht dürfen. Davon betroffen sind auch Kollegen aus unserem Kreis. Das Rote Kreuz hat sofort reagiert und all jene Personen, die zur Risikogruppe gehören aus dem Dienst genommen, vom Fahrer bis zum Journaldienst. Das war für uns im Team ein großes Thema, denn das Rote Kreuz in Trofaiach ist wie eine Familie und auf einmal sind an jeder Ecke Leute weggebrochen. Zudem ist unsere Dienststelle geschlossen. Es dürfen auch keine Leute zu uns kommen, da ja wieder die Hygienevorschriften zu beachten sind. Wir sind nach außen hin auch abgeschottet. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, war es schwierig.

Wie gingen Sie persönlich mit Ihrer Angst um?
ANITA KOZAK:
Um mich als Person habe ich eigentlich nie Angst gehabt, aber ich nehme das Virus schon sehr ernst. Ich mache mir eher Gedanken, dass ich irgendwann einmal Träger bin und Personen anstecken könnte, die nicht jung und robust sind. Was mir eher zu schaffen macht ist die Abschottung. Ich bin ein offener und kommunikativer Mensch, der gerne unter Leuten ist. Ich habe einen großen Freundeskreis und reise auch gerne. Leider sind in dieser Zeit Familienangehörige von meinen Freunden verstorben und ich hatte nicht die Möglichkeit, sie in den Arm zu nehmen. Ein Mensch der vielleicht gerade ein wenig Zuneigung benötigt und sei es nur ein Händeschütteln, auch das ist im Moment nicht möglich. Das belastet und begleitet mich gedanklich. Ich würde mir wünschen, dass das bald wieder möglich sein wird, damit ich auch meine Eltern besuchen kann. Es wird meiner Meinung nach noch sehr lange dauern, dass wir Distanz wahren müssen. Da ist es für mich nachvollziehbar, dass irgendwann einmal ein jeder Mensch einen Koller bekommen kann und einem einfach alles zu viel wird.

Was möchten Sie den Mitmenschen über die Rote-Kreuz-App erzählen?
ANITA KOZAK
: Ich denke , die App ist sinnvoll, jedoch ist es mir in diesem Zusammenhang wichtig, dass die Verwendung auf Freiwilligkeit basiert. In erster Linie ist das Einhalten des Abstandes und das Befolgen der Hygienemaßnahmen, sprich Hände waschen und desinfizieren, Mundschutz tragen, schon die halbe Miete. Die App ist grundsätzlich von der Idee her, eine gute Sache. Ich persönlich als Mitbürger, hätte damit ein Thema, wenn es nicht freiwillig wäre.

Welche Gedanken bestimmen Ihren Alltag? Sowohl privat als auch beruflich?
ANITA KOZAK:
Ich bin jetzt schon seit fünf Wochen im Homeoffice und dies wird auch noch länger so bleiben, wie mir die Firma mitgeteilt hat. Somit bin ich, was meine Arbeit anbelangt, gut ausgelastet. Ich wohne auch im Rot-Kreuz-Gebäude. Das heißt, ich bin für meine Leute eigentlich rund um die Uhr da. Ich bin wirklich sehr froh, dass ich das so machen kann. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wie es mir erginge, wenn ich meine Arbeiten nicht hätte. Im Vergleich zu jenen Menschen, die jetzt gezwungen sind zu Hause zu bleiben, weil sie der Risikogruppe zugeordnet sind oder ein anderes Handicap haben oder zu jenen Menschen, die jetzt auch keine Arbeit haben, geht es mir gut.

Was möchten Sie Ihren Mitmenschen mitteilen?
ANITA KOZAK:
Ich finde es toll, dass die Hilfsbereitschaft zugenommen hat, ob das nun ein Anruf ist, wo einem die Hilfe angeboten wird oder einfach nur ein liebes Wort. Die Leute versuchen in ihrem zur Verfügung stehenden Rahmen zu helfen. Zuvor konnte ich so eine Welle an Bereitschaft und Fürsorge in dieser Form nicht wahrnehmen. Das gefällt mir, da man erkennt, dass es auch anders geht. Das ist ein positives Zeichen. Außerdem darf man den Humor nicht verlieren und man soll ja trotzdem seine Sachen machen, sein Leben leben. Natürlich unter Berücksichtigung der Vorgaben, aber das Leben geht weiter und es gibt ein Leben nach Corona. Um mich abzulenken, hilft es mir, im Fernsehen Kabarettbeiträge anzusehen oder lustige Bücher zu lesen. Was hilft‘s, wir können da ja jetzt nicht in Schockstarre verfallen und nur noch Nachrichten schauen oder uns gar den Verschwörungstheorien zuwenden. Irgendwann können wir alles wieder machen, vielleicht nicht morgen, auch nicht übermorgen, aber es kommt wieder. Es ist natürlich leicht gesagt, aber mit Humor, positiven Gedanken und Lebensfreude geht es leichter!

Weitere Interviews finden Sie hier!

Anita Kozak, die Leiterin der Rot-Kreuz-Ortsstelle Trofaiach. | Foto: zVg/Trofaiacher Stimmungsbilder
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