Klimawandel
Wie sich das Wetter auf unser Essen auswirkt
Kälte und Trockenheit machen Landwirten im Bezirk Leoben heuer ganz besonders zu schaffen.
Die Regenfälle der vergangenen Tage haben die Aktivitäten von Freizeitsportlern und Spaziergängern nicht gerade beflügelt. Doch die Bauern im Bezirk haben die Nässe von oben sehnsüchtig erwartet. Das trockene Frühjahr hat den landwirtschaftlichen Kulturen stark zugesetzt.
Während im März noch ein dichtes Aufkommen der Grünlandpflanzen zu beobachten war, dämpfte die Kälte im April die Erwartungen auf einen ertragreichen ersten Grünschnitt. Der Klee begann nicht zu wachsen, eine wichtige Futterkomponente ist ausgefallen.
"Das hat zur Folge, dass wir Raps oder Ackerbohne als Eiweißlieferant zukaufen müssen, ansonsten würden unsere Tiere in diesem Nährstoffbereich unterversorgt bleiben, das könnte zu Krankheiten führen", berichtet Kammerobmann Andreas Steinegger, der in Proleb-Foirach einen Landwirtschaftsbetrieb führt.
Massive Ernteeinbußen
Der von den Landwirten ersehnte Regen sei im April ausgefallen. Steinegger: "Grünland wurzelt nicht sehr tief und braucht ausreichend Feuchtigkeit. Leider vertrockneten die spärlichen Wassermengen durch stetigen Wind rasch. Aufgrund des Wassermangels und kühler Temperaturen war der Pflanzenwuchs nur zögerlich, sodass wir massive Ernteeinbußen hinnehmen mussten."
Normalerweise könne man Jungrinder bereits Mitte April auf die Weide führen, heuer sei das großteils erst ein Monat später möglich. Bei vielen Betrieben wurden daher große Mengen an Winterfutterreserven bereits aufgebraucht, vielfach musste auch Futter zugekauft werden.
Regen bringt Segen
Probleme gibt es auch beim Ackerbau. Aufgrund der Kälte verzögerte sich einerseits der Anbau, andererseits ist bei Wintergetreidekulturen eine schlechte Bestockung (viele Halme bringen mehr Ähren und mehr Getreide) zu verzeichnen. "Der Regen der vergangenen Tage wird Schlimmeres verhindern", sagt Andreas Steinegger.
Für die jungen Forstpflanzen war das heurige Frühjahr besonders fordernd. Im Bezirk werden jährlich tausende junge Bäume gepflanzt, diese werden ab Mitte März bis in den April – in extremen Lagen auch im Mai – gesetzt. "Wenn wie heuer das Wasser von oben ausbleibt, vertrocknen die frisch gesetzten Bäumchen. Das verursache hohe finanzielle Schäden. Bei Forstpflanzen, die aufgrund der warmen Temperaturen im März bereits zu treiben begonnen hatten, sind durch den Spätfrost im April Triebe abgefroren, die Bäume verlieren für heuer ihr Wachstum", klagen Landwirte, die Forstwirtschaft betreiben.
"Kaufen Sie vorrangig Produkte von regionalen Produzenten, so sichern Sie das Einkommen und Überleben der Landwirte in wirtschaftlich wie klimatologisch schwierigen Zeiten!"
Andreas Steinegger, Kammerobmann und Landwirt
Appell an die Konsumenten
Bei vielen Obstbäumen werde es Totalausfälle geben, befürchtet Steinegger. Besonders betroffen seien Marillen, Pfirsiche sowie Kirschen. Spätblühende Apfelsorten werden heuer diese Ausfälle kompensieren müssen. "Bäuerliche Betriebe und deren Einkommen sind stark vom Wetter abhängig. Leiden Wiesen, Weiden und Ackerflächen unter fehlendem Wasser und unter kalter Witterung, wird es für die Bäuerinnen und Bauern ein Problem, ausreichend Nahrungsmittel herzustellen", betont Steinegger. Sein Appell: "Kaufen Sie vorrangig Produkte von regionalen Produzenten, so sichern Sie das Einkommen und Überleben der Landwirte in wirtschaftlich wie klimatologisch schwierigen Zeiten!" Und denken Sie daran, wenn Sie wegen schlechter Witterung ihre Outdooraktivität einschränken müssen: Die Landwirtschaft braucht den Regen dringend!
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