Schutz vor Amokfahrten
Stadt Leoben legt neues Sicherheitskonzept vor

Am LCS-Parkhaus am Beginn der Leobener Fußgängerzone wurden die Absperrpoller bereits installiert. Fünf weitere Standorte sollen folgen, um die Innenstadt sicherer zu machen. | Foto: MeinBezirk
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  • Am LCS-Parkhaus am Beginn der Leobener Fußgängerzone wurden die Absperrpoller bereits installiert. Fünf weitere Standorte sollen folgen, um die Innenstadt sicherer zu machen.
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Anfang März ist ein psychisch beeinträchtigter Mann mit seinem Auto in die Mannheimer Fußgängerzone gerast und hat dabei zwei Menschen getötet und elf weitere verletzt. Nun stellen sich viele Innenstädte die Frage nach der Lehre aus der Amokfahrt des 40-jährigen Deutschen. Auch die Stadt Leoben stellt ein neues Sicherheitskonzept für den Leobener Hauptplatz und die Fußgängerzone vor, das am nächsten Donnerstag im Gemeinderat diskutiert wird, wie MeinBezirk exklusiv berichtet. 

LEOBEN. Auch wenn es eine hundertprozentige Sicherheit niemals geben kann, stellen sich viele Politikerinnen und Politiker immer wieder die Frage, wie sie ihre Innenstädte und Fußgängerzonen besser schützen können. Am 3. März kam es zur „Todesfahrt“ in Mannheim, als ein psychisch kranker, 40-jähriger Deutscher in die Fußgängerzone raste und dabei zwei Menschen tötete und elf weitere verletzte, darunter ein zweijähriges Kind.

Vor zehn Jahren tötete ein 26-jähriger Amokfahrer aus Großsulz drei Menschen in Graz. 36 Menschen wurden verletzt. | Foto: Marie Ott
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Am Breitscheidplatz in Berlin passierte ein Terroranschlag mit einem Lkw im Dezember 2016, in dessen Folge 13 Menschen starben. In Graz raste ein Mann 2015 mit seinem Auto mit hoher Geschwindigkeit in die Fußgängerzone - es gab drei Tote und 36 Ver­letz­te. Als Motiv führte eine Psychologin später an, der 26-Jährige habe sich nach einer Scheidung in seiner Männlichkeit gedemütigt gefühlt und wollte sich an der Gesellschaft rächen. Wie unglaublich die Gründe für solche Taten auch sein mögen, sie stellen eine zunehmende Bedrohung für Innenstädte dar.

Für wie notwendig hältst du ein Sicherheitskonzept für den Leobener Hauptplatz?

"Das Citymanagement hat berechnet, dass im Laufe des Jahres bei Großveranstaltungen, wie dem Christkindlmarkt, der Iron Road oder Konzerten bis zu 500.000 Menschen auf den Hauptplatz kommen. Natürlich geht man da ein Sicherheitsrisiko ein."
Kurt Wallner, Bürgermeister der Stadt Leoben

Am 26. Juli 2024 gastierten Seiler & Speer in Leoben und lockten bei ihrem Open-Air-Konzert Tausende Menschen auf den Hauptplatz. | Foto: BRS/Wolfgang Spitzbart
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Bisher wurden bei solchen Events große Säcke mit Sand und Steinen aufgestellt, die jedes Mal mit erheblichem Aufwand angeliefert und wieder weggeräumt werden mussten. „Damit das nicht mehr passieren muss, wollen wir teilweise versenkbare Absperrpoller anschaffen, die illegale Einfahrten in die Fußgängerzone verhindern“, so Wallner. Aus Kostengründen habe man sie bisher nicht anschaffen können, aber jetzt sei das möglich. 

Geplante Standorte für neue Poller

Bereits 2022 wurde vom Verkehrsplanungsbüro ZIS+P ein Konzept zur Verkehrsberuhigung in der Innenstadt erstellt. Aufbauend darauf sollen fünf weitere Senkpoller an strategisch wichtigen Zufahrtsstellen installiert werden. Ziel ist es, unbefugte Durchfahrten in die Fußgängerzone zu unterbinden und gleichzeitig eine kontrollierte Ein- und Ausfahrt für Berechtigte zu gewährleisten.

Die Edelstahpoller können bei Bedarf in den Boden versenkt werden und schützen so effektiv die Fußgängerzone vor unbefugter Nutzung und Durchfahrt. | Foto: MeinBezirk
  • Die Edelstahpoller können bei Bedarf in den Boden versenkt werden und schützen so effektiv die Fußgängerzone vor unbefugter Nutzung und Durchfahrt.
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Geplante Standorte für die neuen Senkpoller sind:

  • Hauptplatz Süd (beim Café Steinscherer)
  • Josef Graf-Gasse (Ecke Langgasse, beim Live Congress)
  • Homanngasse (beim Stadttheater)
  • Straußgasse (Ecke Homanngasse)
  • Peter Tunner-Straße (beim Peter-Tunner-Park)

Mit der Umsetzung dieser Maßnahmen wird die Einfahrt in die Fußgängerzone künftig nur mehr über die nördliche Zufahrt am Hauptplatz und beim Peter-Tunner-Park möglich sein. Die anderen Poller-Standorte dienen ausschließlich als Ausfahrten. 

Die Errichtung der neuen Poller erfolgt in zwei Phasen: Im Zuge der Hauptplatzsanierung werden bis September zunächst die Poller am Hauptplatz Süd eingebaut, in weiterer Folge die Poller in der Homanngasse im Zuge der dortigen Sanierungen. Die restlichen drei Standorte sollen 2026 folgen – nach Zusage der finanziellen Mittel. Ein diesbezüglicher Antrag wird dem Gemeinderat am Donnerstag zur Beschlussfassung vorgelegt. Die Gesamtkosten des Projekts schätzt die Stadt auf etwa 330.000 Euro.

Im Zuge der Hauptplatzsanierung werden bis September zunächst die Poller am Hauptplatz Süd eingebaut, in weiterer Folge die Poller in der Homanngasse im Zuge der dortigen Sanierungen.  | Foto: MeinBezirk
  • Im Zuge der Hauptplatzsanierung werden bis September zunächst die Poller am Hauptplatz Süd eingebaut, in weiterer Folge die Poller in der Homanngasse im Zuge der dortigen Sanierungen.
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Schutz ist möglich

Christian Schneider ist Experte für Zufahrtsschutz beim Terrorabwehrzentrum der Vereinten Nationen und berät Behörden und Ämter bei Konzepten zum Zufahrtsschutz. Fahrzeuge, erklärt Schneider, seien für potenzielle Täter besonders attraktive Angriffsmittel, weil sie leicht verfügbar seien und in der Regel keine komplexe Planung für eine Tat wie in Mannheim notwendig sei. 

"Es tut mir immer wieder in der Seele weh, wenn ich sehe, welche schrecklichen Taten passieren, weil ich eben weiß, dass wir uns gegen solche Überfahrttaten sehr wohl zu 99,9 Prozent schützen können."
Christian Schneider, Experte für Zufahrtsschutz bei den Vereinten Nationen

Fußgängerzonen zu schützen sei zwar nicht einfach, aber durch Sperrmittel durchaus möglich, meint Schneider. „Für den Zufahrtsschutz gibt es eine riesige Auswahl an adäquaten Sperrmitteln. Der Schlüssel liegt darin, dass man etwas tun möchte, sich die entsprechenden Experten holt, die Schutzmaßnahmen plant, in das Stadtgefüge einfügt und umsetzt.“

Dank ihrer robusten Bauweise und moderner Technologie schützen die Absperrpoller vor illegalen Einfahrten. Sie können über eine Fernbedienung oder per Knopfdruck gesteuert werden. | Foto: MeinBezirk
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Einbahnstraßenregelung für Zulieferer

Leoben will diesen Weg gehen und feste Poller mit den (kostenintensiven) flexiblen Pollern kombinieren, um die Sperre je nach Lage gezielt ein- und ausfahren zu können. Für Zulieferer wird es feste Öffnungszeiten geben sowie eine Einbahnstraßenregelung vonseiten des LCS bis zum südlichen Hauptplatz (Bergmannsbrunnen). Damit sollen auch Anwohnerinnen und Anwohner entlastet werden, die sich in der Vergangenheit über illegale Einfahrten von Fahrzeugen in die Fußgängerzone beschwert haben.

Die neuen Poller soll dazu beitragen, unbefugte Zufahrten zu verhindern, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen und Leoben als sicheren Lebensraum weiter zu stärken. „Mit diesen gezielten Maßnahmen sorgen wir für mehr Sicherheit und schaffen eine beruhigte Fußgängerzone, in der sich alle Bürgerinnen und Bürger wohlfühlen können“, so Bürgermeister Kurt Wallner.

Tiefe Trauer, Betroffenheit und Entsetzen herrschten nach der Amokfahrt 2015 in ganz Graz.  | Foto: Marie Ott
  • Tiefe Trauer, Betroffenheit und Entsetzen herrschten nach der Amokfahrt 2015 in ganz Graz.
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Machen wir unsere Straßen sicherer

Du kennst Stellen im Straßenverkehr, wo es immer wieder zu brenzligen Situationen kommt, die Verkehrsregeln nicht ganz klar sind, du dich einfach nicht sicher fühlst oder es hin und wieder sogar kracht? Dann schreib uns! Entweder per E-mail: leoben@meinbezirk.at oder per Post an Regionalmedien/ Mein Bezirk Leoben, Homanngasse 7, 8700 Leoben. Bitte mit Foto von der jeweiligen Stelle und kurzer Erklärung. Im Rahmen unserer Serie wollen wir die Straßen im Bezirk Leoben sicherer machen und reden dazu mit Experten im Straßenverkehr.

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