NMS-Lehrer
"Durch den Ausnahmezustand bekommen wir Chancen vom alternativen Lernen aufgezeigt"

Derzeit bleiben die Klassenzimmer in ganz Österreich leer. Wie lange dieser Zustand noch anhalten wird, kann momentan noch nicht abgeschätzt werden. | Foto: Pixabay
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  • Derzeit bleiben die Klassenzimmer in ganz Österreich leer. Wie lange dieser Zustand noch anhalten wird, kann momentan noch nicht abgeschätzt werden.
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  • hochgeladen von Christoph Schneeberger

Durch die von der Bundesregierung verhängten Ausgangsbeschränkungen sowie der Schließung zahlreicher öffentlicher Einrichtungen herrscht im ganzen Land Ausnahmezustand – so auch in den Schulen. Wir haben mit Franz-Christoph Schwab, Lehrer an der Neuen Mittelschule Irdning, über den neuen Arbeitsalltag gesprochen.

Wie schaut der aktuelle Tagesablauf eines NMS-Lehrers aus?
Bei den Lehrern ist zunächst zwischen Lehrkräften, die in der Schule sind, und denen, die von zu Hause arbeiten, zu unterscheiden. Es sind gegenwertig einige wenige Lehrpersonen in der Schule, sie sind zuständig für die Betreuung der Kinder, deren Eltern zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur, wie Krankenhaus, Polizei, Grundversorgung, dringend gebraucht werden und für die keine andere Betreuungsmöglichkeit gefunden werden kann. Genauso ist die Direktion für dringende Fälle und Aufrechterhaltung verschiedener Bereiche besetzt.
Die Lehrer, die von zu Hause aus arbeiten, haben jetzt durch die abrupte Situationsänderung neue Herausforderungen zu meistern. Die entstandenen Aufgaben sind etwa das Anlegen verschiedener Online-Lernplattformen, der ständige Austausch mit Eltern, die ihr bestes Bemühen als unsere neuen Vertretungslehrer geben, das Bereitstellen neuer Lernmaterialien oder die vielen administrativen Aufgaben. Zudem tut man gut daran, genügend Zeit für die vielen auftauchenden Fragen einzuplanen.

Und der eines Schülers?
Die Kinder sind alle sehr verschieden, von dem her gibt es auch keinen Ablauf, den jeder Schüler gleich verfolgt. Es gibt jedoch ein Muster, das bei sehr vielen ähnlich ist. Die Tageszeit, in der die Kinder üblicherweise die Schule besuchen, wird jetzt zuhause zum Lernen genützt. Der restliche Tag ist individuell gestaltet, wie vorher auch, sofern es die neuen Einschränkungen zulassen.

Wenn man den Lernstoff eines Jahres betrachtet: Kann der komplette Stoff untergebracht werden?
Hier ist anzuführen, dass das Bildungsministerium in der aktuellen Situation vorsieht, Stoffgebiete, die bereits durchgemacht wurden, zu festigen und zu vertiefen. Das heißt es wird vorerst kein neuer Stoff gelehrt.
Sieht man sich beispielsweise den Lehrplan im Fach Mathematik an, so ist dieser ohnehin schon sehr vollgepackt, sodass es auch ohne Stundenausfälle oft sehr eng wird. Darum gehe ich davon aus, dass sich heuer nicht der gesamte Lernstoff, sondern nur eine abgespeckte Version ausgehen wird.

Wie sieht derzeit der Turnunterricht aus?
Nebenfächer wie Turnen oder Werken stehen ja in der Zeit des „distance learnings“ nicht so sehr im Fokus, aber selbst hier gibt es Angebote für die Kinder. Online angelegte Kurse geben verschiedene Übungen oder Bewegungsaufgaben vor. Mir persönlich ist wichtig, dass die Kinder zumindest einmal täglich an die frische Luft gehen um den Kreislauf zu aktivieren. Zudem haben die Kinder im Turnunterricht bereits ein Repertoire an spielerischen Fitnessübungen, die sie unabhängig von der jetzigen Situation auch jederzeit zu Hause durchführen können und sollten.

Wird auch mit Videos gearbeitet?

Das hat gar nicht so viel mit der aktuellen Situation zu tun, Videos sind in der Zeit der Digitalisierung ein wichtiger Indikator für guten Lernerfolg. Es sind viele Erklärvideos in den Onlinekursen verlinkt. Es genügt also ein Klick und ein gewisses Stoffgebiet wird per Knopfdruck noch mal erklärt. Geht das Video etwas zu schnell, so hat man die Möglichkeit anzuhalten oder etwas noch mal zu sehen. Plattformen wie Youtube sind also nicht immer nur schlecht und nur Zeitvergeudung, sie haben richtig eingesetzt auch ihre guten Seiten.

Haben die Schüler einen Stundenplan?
Nein, den klassischen Stundenplan wie in der Schule gibt es nicht. Allerdings gibt es vereinzelt Schülerinnen und Schüler, die die Struktur eines Stundenplanes auch zu Hause sehr schätzen und danach arbeiten.

Sind Tests oder Schularbeiten komplett ausgesetzt?
Während der schulfernen Zeit sind natürlich alle Tests und Schularbeiten ausgesetzt. Selbst wenn man sich dazu entschließen würde einen Test zu machen, ist das nicht fair und ehrlich durchführbar. Arbeitsaufträge, die die Schülerinnen und Schüler zu Hause erledigen, werden aber sehr wohl in die Leistungsbeurteilung einfließen.

Ist es jetzt viel schwieriger, Wissen zu vermitteln?
Der Zeitraum ist noch zu kurz um hier eine seriöse Antwort zu geben. Auf jeden Fall ist es anders geworden Wissen zu vermitteln. Auf den ersten Blick mag es für die meisten – auch für mich – schwieriger erscheinen. Ich denke aber, dass sowohl wir Lehrer als auch die Schüler durch den herrschenden Ausnahmezustand gewisse Chancen vom alternativen Lernen aufgezeigt bekommen.

Wie schaut’s vom Aufwand her aus?
Der Aufwand ist in den ersten Tagen nach Bekanntwerden der Schulschließung enorm gestiegen. Sehr viele administrative und organisatorische Erledigungen mussten innerhalb kürzester Zeit umgesetzt werden. Diese gilt es jetzt ständig zu optimieren und zu aktualisieren um den Lernpaketen den nötigen Feinschlief zu verpassen.

Was macht ein Lehrer jetzt in der Freistunde?
Die Freistunden sind in letzter Zeit ein wenig fad geworden. Die sind in der Schule mit meinen netten Kollegen natürlich viel lustiger (lacht).

Letzte Frage: Wie heißen nun die Hausaufgaben?
Schwer zu beantworten, die schwierigste Frage immer zum Schluss. Ich hoffe nur, dass alle genügend Klopapier gebunkert haben, sodass nicht die Hausaufgaben dran glauben müssen (lacht).

Derzeit bleiben die Klassenzimmer in ganz Österreich leer. Wie lange dieser Zustand noch anhalten wird, kann momentan noch nicht abgeschätzt werden. | Foto: Pixabay
Franz-Christoph Schwab ist Lehrer an der Neuen Mittelschule in Irdning. Er unterrichtet Mathematik,
Bewegung und Sport, Technisches Werken und Geometrisches Zeichnen. Außerdem trainiert er die Schülerliga-Mannschaft der NMS Irdning. | Foto: privat
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