Ein "tierischer" Herbst

Foto: pixelio.de
3Bilder

BEZIRK LIEZEN. Während der Herbst bei den Menschen eher für Besinnlichkeit und Andacht steht, pulsiert in Wald und auf der Flur das Leben wie sonst nie. Für Rehbock, Hirsch und Gams ist die Zeit der Fortpflanzung gekommen und dieser vorwinterliche Liebestaumel lässt im Wald regelrecht die Bäume wackeln.

Bewegung im Wald
„Es ist ein alljährliches Naturschauspiel, welches sich in den Wäldern und auf den Bergeshängen abspielt, wenn die Tiere des Waldes im Herbst um Weibchen werben und auch kämpfen“, erzählt Helmut Hierzegger senior, langjähriger Jäger und Naturkenner aus Tauplitz. „Das über den Rest des Jahres hinweg scheue Wild kommt zu dieser Zeit aus seinen Unterständen, zeigt sich viel weniger achtsam Wanderern und Jägern und erfüllt die Wälder mit ihren lauten Rufen“, setzt er fort.
Für die Jägersleut stellt jene Zeit auch die „Erntezeit“, im Sinne der höchsten Abschussraten, dar. Wie zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahreskreis kommen einem im Herbst die Tiere „vor die Flinte“.
Dabei sind die drei großen heimischen Wildarten (Rotwild, Rehwild und Gamswild) zu leicht versetzten Zeiten am aktivsten.
Während Reh und Bock von Juli bis August am „umtriebigsten“ sind, buhlen Gämsböcke ab November um die Weibchen. Der Hirsch, der mächtigste Bewohner der Wälder, lässt es – von September bis Oktober – so richtig „krachen“.

„Röhren, treiben, blädern“
So ähnlich sich die Wildarten unserer Regionen auch für das ungeübte Auge sein mögen, so unterschiedlich sind ihre Methoden der „Werbung“. Eindrucksvoll sind sie auf jeden Fall in jedem Fall. Im Gegensatz zu ihren größeren Waldmitbewohnern geht das Werben und der Akt der Begattung bei Rehen und Böcken relativ lautlos über die Bühne. Das heißt aber noch lange nicht, dass es im „Hause Bambi“ nicht heiß zugeht. Zuerst lockt die paarungsfreudige Geiß mit leisem Fiepen Böcke an. Die, daraufhin, aus allen Himmelsrichtungen herbeiströmenden Männchen, fangen danach an die Reh-Herzensdame wild im Kreis zu jagen, bis sie sich schließlich „ergibt“ und der Natur seinen Lauf lässt. „Treiben“ nennt man im Jägerjargon den „Liebessprint“ im engen Radius. „Oft findet man im Spätsommer sogenannte ‚Hexenkreise’“, weiß Helmut Hierzegger zu berichten. „Kreisrund getrampelte Spuren in der Landschaft von den wilden ‚Liebesritualen’ der Rehe und Böcke“, führt er aus.
Fast angsteinflößend sind die Revierkämpfe und Brunftschreie der Hirsche um ihre Paarungspartnerinnen von August bis September. Die majestätischen Männchen mit ihren mächtigen Geweihen sammeln ab Mitte August ihren „Harem“, um anschließend um die Gunst der Weibchen zu kämpfen. Bis zum Tode können die brutalen Zweikämpfe der riesigen Tiere führen.
„Manchmal verhaken sich zwei Hirsche mit dem Geweih derartig ineinander, dass sie nicht mehr von einander los kommen und verenden“, erzählt der erfahrene Waidmann. „Hirsche bei denen die Geweihenden besonders gerade und spitz ausgeformt sind, die ‚Mörderhirsche’ fügen ihren Konkurrenten manchmal direkte tödliche Wunden zu“, fährt er fort. Wenn es um Revier und Weibchen geht, kennt „Mann“ eben innerhalb keiner Spezies recht viel Gnade.
Das charakteristische Röhren der liebestollen Einzelgänger schallt im Herbst überall von den Felswänden wieder. Aber nur der Kundige weiß die Nuancen dieser Rufe auch richtig zu deuten.
Während der Brunft treffen sich Hirsch und Hirschkuh auf immer selben „Brunftplätzen“. Derjenige Hirsch, welcher dort alle Konkurrenten im Kampf auszuschalten vermag, wird dementsprechend „Platzhirsch“ genannt. Ein Begriff der, übertragen auf die Welt der Menschen, ja keinerlei Erklärung mehr bedarf.

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk.at auf Facebook verfolgen
Die Woche als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.